Flurbegehungen sind beliebt. Nicht nur diskutiert man über den Stand der Kulturen, erhält Tipps von Fachleuten – und das ist wohl das Beste daran, man lernt einen anderen Betrieb und Betriebsleiter kennen. Diese Gelegenheit nutzte auch Lukas Landolt, Geschäftsführer der Landi Weinland, an der Flurbegehung, die sein Agrarteam vergangene Woche organisierte. Sie fand im Paradies am Rhein auf dem Pachtbetrieb von Andreas Rohner statt. Gerne liess Landolt sich von Rohner über seinen Betrieb informieren.

70 ha offene Ackerfläche

«Ich habe den Pachtbetrieb auf den 1. Januar 2024 von Daniel Erb übernommen», erzählte Andreas Rohner. «Wir bewirtschaften rund 70 ha offene Ackerfläche und bauen Getreide, Körnermais, Zuckerrüben, Kartoffeln, sowie Frisch- und Lagergemüse an», so Rohner weiter. Zu den Spezialkulturen gehören Zwiebeln, Chicorée, Spinat, Rüebli, Erbsen und Bohnen sowie Ökoausgleichs- und BFF-Flächen. Es gibt auch ein Blumenfeld und einen kleinen Hofladen.

Tierhaltung gibt es keine auf dem Betrieb, dies aufgrund der Emissionen, die allenfalls den Betrieb der nahegelegenen Klosteranlage stören würden, wo die Georg Fischer AG Weiterbildungen durchführt. Für Andreas Rohner ist das kein Problem. «Mein Herz schlägt für den Ackerbau», sagte er und zeigte auf die Kulturen.

«Unsere Kulturen sehen momentan erfreulich aus, ausser bei den Stellen, wo Wildschweine und Biber ihre Spuren hinterlassen haben. Ich hoffe, dass die Kulturen bis zur Ernte weiterhin schön gedeihen und wir die Produkte gut verkaufen können», sagte Andreas Rohner. Letztes Jahr stellten ihn Kälte und Nässe vor grosse Herausforderungen. Es war für ihn ein steiler Einstieg ins erste Pächterjahr. «Vorher war ich während fünf Jahren stellvertretender Betriebsleiter von Daniel Erb», erzählt der 40-Jährige und beginnt mit seinem Werdegang in Märstetten, wo er aufgewachsen ist. «Ich bin auf einem Pachtbetrieb gross geworden und habe mir geschworen, nie eine Pacht zu übernehmen», denn seine Familie habe erlebt, wie es ist mit pachten und Pacht verlieren.

Gutshof Paradies

Sonja und Andreas Rohner

Ort: Schlatt TG
Ackerfläche: 70 ha
Ackerkulturen: Getreide, Körnermais, Zuckerrüben, Frühkartoffeln und Lagerkartoffeln
Frisch- und Lagergemüse: Zwiebeln, Chicorée, Spinat, Bohnen, Erbsen, Karotten
Direktvermarktung: Blumenfeld und Hofladen

Pacht statt eigener Hof

Andreas Rohner lernte Landmaschinenmechaniker und Landwirt, absolvierte die Betriebsleiterschule und schloss als Meisterlandwirt ab. Einige Jahre arbeitete er für Thomas Meyer in Felben. Dieser hat einen Ackerbaubetrieb mit Schweinemast und bot Lohnarbeiten für die Rübenernte an. Dann wechselte er vor fünf Jahren auf den Pachtbetrieb Gutshof Paradies, wo er als Stellvertreter des Betriebsleiters Daniel Erb arbeitete.

Der Traum vom eigenen Betrieb verfolgte er und seine Frau Sonja weiter. Sie besichtigten einige Betriebe, die zum Verkauf standen. «Bei den einen Betrieben war klar ersichtlich, dass sie in den Jahren zuvor von der Substanz gelebt haben», so Rohner. Andere Betriebe hätten durchaus eine Existenz geboten. Der Kaufpreis war jedoch dermassen hoch, dass sich die junge Familie über Jahre hinaus hoch verschuldet hätte.

Als Daniel Erb realisierte, dass sich Andreas Rohner nach einem Betrieb umschaute, ging er auf ihn zu und versuchte ihm die Pacht schmackhaft zu machen. Erb beabsichtigte die Pacht vorzeitig mit 61 Jahren abzugeben. Zusammen mit Erb gleisten Rohners die Pachtübernahme des Betriebs Gutshof Paradies mit dem Verpächter, der Georg Fischer AG, auf. Rohner legte einen Businessplan vor, um die Finanzierung des Pachtinventars darzulegen.

Der Pachtübernahme stand anschliessend nichts im Wege. «Aber das erste Jahr war happig», erinnert sich Andreas Rohner. Nicht nur was die Kulturen betraf, sondern auch die Übernahme der Managementfunktionen für einen solch grossen Betrieb. «Gut hilft mir meine Frau zwei Tage pro Woche», sagt Rohner. Sonja Rohner erledigt die Buchführung, die Lohnabrechnungen und den Zahlungsverkehr. Zudem ist sie für das Blumenfeld und den Hofladen verantwortlich. Manchmal seien aber nasse Jahre wie das 2024 nicht die schlechtesten, so Andreas Rohner im Rückblick an das vergangene Jahr. «Wir haben alles verkaufen können und die Qualität der Kartoffeln seien überraschend gut ausgefallen.

Suche nach Mitarbeiter

Wenn ihm etwas mehr noch Sorgen bereitet, ist es die Arbeitsbelastung an den Spitzenzeiten. So sucht er auf 2026 dringend einen Mitarbeiter. «Vielleicht findet sich ja hier während der Flurbegehung jemand, der Interesse hat, bei dir einzusteigen», sagte Lukas Landolt und geht mit ihm zum Zwiebelfeld. Dort steht der Agroline-Berater Lorenz Büchel am ersten Posten der Flurbegehung schon bereit.

Neuer Wirkstoff und die Wirkung von Biostimulanzien
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Schnurgerade wachsen die Zwiebel auf der1,8 ha grossen Parzelle heran. Bei den weissen Speisezwiebeln handelt es sich um die Sorten Haeckero und Restora. «Sie sind zu einem gewissen Mass gegen den falschen Mehltau widerstandsfähig», erklärte Lorenz Büchel, Agroline-Berater, der den Posten betreute.

Nach der Saat bewässern
Büchel ist Agroline-Berater und betreut vor allem Produzenten im Rheintal. «Eine Bewässerung der Zwiebeln direkt nach der Saat macht Sinn, wenn kein Regen in Aussicht ist. So können vor allem Bodenherbizide ihre optimale Wirkung entfalten, sagte er. Auch Rohner liess direkt nach der Saat am 21. März den Rollomat über das Feld laufen. Die Saatstärke betrug 750’000 Samen pro Hektare.

«Wie gesagt, gegen den Falschen Mehltau sind Haekero und Restora tolerant. Wenn aber Falscher Mehltau auftritt, muss man behandeln», so Büchel weiter. Dafür steht dieses Jahr noch ein Mittel mit dem Wirkstoff Dimethomorph aufgrund einer Notfallzulassung von Seiten BLV zur Verfügung. Allerdings sei dieser Wirkstoff unter Beschuss und darf ab 2026 nicht mehr verwendet werden. «Bei der Dosierung und Anwendungsauflagen gelten im Zweifelsfall die Bestimmungen des BLVs, und nicht die Angaben auf der Packung», sagte Büchel und weiter: «Halten Sie sich an die Empfehlungen der Gemüsebau-Newsletter von Agroline, der Fachstellen und von Agroscope.» Zur Vermeidung einer Resistenzbildung seien maximal zwei Behandlungen pro Kultur mit Produkten aus dieser Wirkstoffgruppe zugelassen.

Über eine Notfallzulassung ist neu auch der Wirkstoff Oxathiapirolin (Zorvec Enicade) gegen den Falschen Mehltau zugelassen. «Allerdings nur bei den Zwiebeln», fügte Büchel bei. Dabei handelt es sich um ein in der EU seit Jahren zugelassenes systemisch wirkendes Fungizid. «Es wirkt protektiv und muss in einer Tankmischung beispielsweise mit Azoxystrobin ausgebracht werden.» Er hofft, dass Zorvec in Zukunft auch in anderen Kulturen, beispielsweise bei den Kartoffeln, eingesetzt werden kann. «Aber dafür muss die Kartoffelbranche aktiv werden», so Büchel.

Pflanzengesundheit fördern
An seinem Posten sollte er auch über den Nutzen von Biostimulanzien berichten. «Immer mehr ist nicht mehr die Rede von Pflanzenschutz, sondern von Pflanzengesundheit. Dabei können Pflanzenstärkungsmittel helfen, die Kulturen toleranter gegenüber Stresssituationen zu machen und die Abwehrkräfte gegen Krankheiten und Schädlinge zu erhöhen», so Büchel. Erwähnt wurden dabei Algenkonzentrate wie beispielsweise Hasorgan, das die Landor vertreibt. Aber auch Mischungen mit Aminosäuren und Spurenelementen können den gewünschten Nutzen bringen und beispielsweise die Stelle eines Netzmittels einnehmen.