Es ist 8 Uhr 30. Die Wasch- und Rüstmaschine läuft auf Hochtouren. Fleissige Hände sortieren, wägen und bündeln die frisch geernteten Spargeln. Noch am selben Vormittag werden die grünen Stangen an Restaurants und Märkte ausgeliefert – die ersten landen bereits am Mittag auf dem Tisch. So läuft es auf dem Braatihof im schaffhausischen Büttenhardt derzeit täglich ab. Die Spargelsaison hat im April begonnen und endet dieses Jahr in der ersten Junihälfte.
Unterschiedliche Jahre
«Wir sind mit der Saison sehr zufrieden», verrät Peter Bernhard. Viel Sonne, wenig Regen, nur zwei Ausfalltage bisher. Letztes Jahr sah es komplett anders aus: «Es war ständig nass, die Spargeln standen tagelang im Wasser», so der Meisterlandwirt.
Familie Bernhard hat vor einigen Jahren die Schweinemast aufgegeben. Hauptbetriebszweig ist seither der Ackerbau, dazu kommen im Sommer Lohnarbeiten und in der kalten Jahreszeit Winterdienst und Holzen. «Im Frühling hatten wir freie Kapazität, daher suchten wir eine passende Ergänzung», erzählt Nicole Bernhard. Auf die Idee, Grünspargeln anzubauen, seien sie durch einen befreundeten Landwirt gekommen, der bereits Erfahrungen damit hatte.
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2016 wagten sie selbst den Einstieg. Als erster Betrieb im Reiat, der Region im nordöstlichen Kantonsteil von Schaffhausen. Skeptiker hätten sie damals gewarnt, es würde hier nicht funktionieren, so Peter Bernhard. Doch wie sich zeigt, gedeiht die Spezialkultur trotz schwerer Böden und viel Wind auf 600 m ü M. bestens. Zunächst jedoch war Geduld gefragt: Mit einer Vollernte ist im Spargelanbau erst im vierten Jahr zu rechnen.
Viel Handarbeit
Während es die ersten zwei Jahre nichts zu ernten gibt, beträgt der Ertrag im dritten Jahr zwischen 50 und 80 Prozent. Nach etwa 10 bis 15 Jahren sind die Erntezahlen rückläufig, die Spargelpflanzen müssen allmählich ersetzt werden. «Um Ertragslücken zu vermeiden, werden wir frühzeitig eine zusätzliche Fläche bepflanzen», so Bernhard.
Die Ernte ist mit viel Handarbeit verbunden. Auf dem Feld wird täglich Reihe für Reihe nach Spargeln geschaut, welche die gewünschte Länge haben. Diese werden mit dem Messer geschnitten und in Erntekisten gesammelt. Nebst einem Teilzeitmitarbeiter, der das ganze Jahr auf dem Betrieb ist, setzen Bernhards während der Spargelzeit auf Angestellte im Stundenlohn. So sind während der Saison bis zu 20 Personen auf dem Feld und im Rüstraum an der Arbeit. Die meisten Helferinnen und Helfer sind Teilzeit im Einsatz, kommen aus der Region und sind seit Jahren mit dabei.
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«Das hat den Vorteil, dass wir nicht jedes Jahr alles neu erklären müssen», sagt Nicole Bernhard. Ausserdem herrsche ein angenehmes Arbeitsklima. Schwatzen sei erlaubt, sagt sie lachend. Zum Abschluss der Einsätze, die um 7 Uhr beginnen, gehört jeweils eine gesellige Kaffee- und Guetzlipause.
Herausfordernd sind laut Peter Bernhard sowohl die Verunkrautung als auch Pilz- und Schädlingsbefall. Spargelfliege, Thripse und Läuse beispielsweise machen regelmässiges Spritzen notwendig. Das geht allerdings nicht während der Saison, was für den Betrieb anspruchsvoll ist. Bei einem Befall muss die Ernte früher beendet werden.
Viel ausprobiert
Das Unkraut dagegen bekämpft der Schaffhauser hauptsächlich mechanisch. «Dazu habe ich in den letzten Jahren viel ausprobiert», sagt Bernhard. Besonders bewährt habe sich der Einsatz der Federzahnegge. Er schätze es, dass unter den Spargelproduzenten ein gutes Klima herrsche, man tausche gegenseitig Erfahrungen aus und könne so voneinander profitieren. Doch jeder Betrieb bringe andere Voraussetzungen mit, daher müsse jeder selbst herausfinden, was am besten funktioniere.
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Bernhards setzen die Spargeln über verschiedene Kanäle in der Region ab. Abnehmer sind Gastronomiebetriebe und eine Reihe von Geschäften, darunter Landi-Filialen und Hofläden. Ein Teil der Ernte kommt zudem auf den Wochenmarkt und den Bauernmarkt in Schaffhausen. Der eigene Hofladen spielt dabei eher eine Nebenrolle, da Büttenhardt etwas abseits gelegen ist. Für die Vermarktung ist Nicole Bernhard zuständig. Um sich darin zu vertiefen, hat sie kürzlich eine Marketing-Ausbildung absolviert. «Dieser Bereich ist nicht zu unterschätzen», sagt sie. «Zum Beispiel haben wir keine Verträge. Springt ein Restaurant ab, ist es von heute auf morgen weg.»
Geschätztes Produkt
Die Tatsache, dass Spargeln ausschliesslich frisch in den Verkauf gelangen, mache dies besonders herausfordernd. Daher sei der Kundenkontakt enorm wichtig. Dazu kommt laut der Bäuerin, dass die Bereitschaft der Konsumenten, Geld für ein eher kostbares Produkt wie Spargeln auszugeben, gesunken sei. Doch der Familie Bernhard spielt die Regionalität entgegen: Schaffhauser Spargel, und insbesondere aus dem Reiat, wird von der einheimischen Bevölkerung geschätzt.
Betriebsspiegel Braatihof
Name: Nicole und Peter Bernhard
Ort: Büttenhardt SH
LN: 60 ha
Gemüse: Grünspargeln auf 2,2 ha
Ackerbau: Zuckerrüben, Getreide, Sonnenblumen, Raps
Dienstleistungen: Lohnarbeiten, Holzen, Winterdienst
Vermarktung: Spargelverkauf durch Gastronomie, Geschäfte, Märkte und eigenen Hofladen