Seit 2020 gibt es für Feuerbrand keine Melde- und Bekämpfungspflicht mehr. «Trotzdem ist Feuerbrand immer noch gefährlich», warnte David Szalatnay, Fachstelle Obst am Strickhof. Er und Fiona Eyer von der Fachstelle Pflanzenschutz erläuterten die wichtigsten Punkte in Bezug auf die Erkennung und Bekämpfung der Bakterienkrankheit. Der Feuerbrand-Kurs  Mitte Mai richtete sich in erster Linie an Gemeindemitarbeiter, welche Siedlungsparzellen, die direkt an Obstanlagen angrenzen, kontrollieren müssen.

Quitten und Weissdorn im Auge behalten

2023 ist laut David Szalatnay mit wenig Feuerbrandbefall zu rechnen. Dies auch dank dem kühlen und nassen Wetter während der Blütezeit. Die Blüte ist fast abgeschlossen, einzig bei der Quitte und beim Weissdorn – beide sind hochanfällig auf Feuerbrand – ist sie noch im Gange.

Gerade beim Weissdorn gilt es, wachsam zu bleiben. Szalatnay riet dazu, das Vorkommen von Weissdorn während der Blüte auf einer Karte einzuzeichnen, damit man bei der Kontrolle im August noch weiss, wo es Weissdorn hat. 

«Bei Weissdorn entwickelt sich der Befall langsam, ist unauffällig und wird in Hecken gerne übersehen.»

David Szalatnay, Fachstelle Obst Strickhof

Er rechnet dieses Jahr mit vielen Fehlmeldungen. Pilzkrankheiten dürften der Hauptgrund für Verwechslungen sein. Szalatnay erklärte, woran man erkennt, ob es sich um Feuerbrand handelt.

  • Wenn der Blattstiel grün ist, kann Feuerbrand kategorisch ausgeschlossen werden.
  • Abgebogene Triebe sind kein eindeutiges Indiz für einen Befall. Wenn es am Trieb spiralförmige Einstiche hat, handelt es sich um die Apfelsägewespe.
  • Schleim ist ebenfalls kein eindeutiges Kriterium. Szalatnay sagte: «Schleimbildung bedeutet nicht automatisch Feuerbrand. Kein Schleim heisst aber auch nicht, dass man Feuerbrand kategorisch ausschliessen kann.»

Klarheit kann in diesem Fall ein Schnelltest bringen, der sogenannte «Ea AgriStrip». Die Tests können gratis beim Strickhof angefordert werden.

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30 bis 40 Zentimeter Reserve schaffen

Abo Ein typisches Bild für die Krankheit: Kahle Bäume mit reifen Äpfeln. Der entblätterte Baum kann die Früchte nicht mehr versorgen und sie reifen nicht mehr ganz aus. (Bild: FiBL, Andreas Häseli) Hochstamm Marssonina tritt immer häufiger auf - was tun bei einem Befall in Hochstammanlagen? Monday, 5. April 2021 Draussen auf einem Rundgang gab David Szalatnay den Teilnehmern noch einige Tipps aus der Praxis. Wenn man keinen Schnelltest dabei hat, kann mit einem Gummihandschuh eine Probe (Blütenbüschel) entnommen werden. Der Handschuh wird umgestülpt, so gibt es kein Übertragungsrisiko. Szalatnay empfiehlt, die Bäume mit einem Bändel zu kennzeichnen, damit man später noch weiss, wo die Probe entnommen wurde und im Zweifelsfall die Entwicklung beobachten kann.

Ist ein Rückschnitt nötig, sollten zusätzlich zum befallenen Trieb 30 bis 40 cm Ast abgeschnitten werden. Damit werden Neuinfektion (sogenannte Cancer) verhindert. Bei Niederstammbäumen, wo nach einem solch grosen Rückschritt nicht mehr viel vom Baum übrig wäre, rät Szalatnay zum Kompromis: Die Feuerbrand-befallenen Triebe werden entfernt und der Baum regelmässig nachkontrolliert.