Biodiversitätsförderflächen (BFF) bereichern die Landschaft mit Elementen wie Hecken, artenreichen Wiesen, Hochstamm-Feldobstbäumen und anderen naturnahen Lebensräumen. Dabei werden den Landwirten verschiedene Qualitätsbeiträge der Stufen QI und/oder QII ausbezahlt. Da man auf diesen Flächen kein Dünger wie Mist oder Kompost ausbringen darf, befürchten viele Landwirte, dass mit der Zeit diese Wiesen an Artenverlust leiden könnten. Vor allem die artenreiche Fromentalwiese treffe man jedes Jahr immer weniger an.
Stimmt es?
Hans Ramseier, Dozent für Pflanzenschutz und Ökoausgleich an der HAFL in Zollikofen BE ist der Meinung, dass die Artenvielfalt auf den extensiv genutzten Wiesen nicht immer mit dem Düngeeinsatz zusammenhängen muss. "Es gibt sehr artenreiche extensive Wiesen, welche nie gedüngt wurden und ihre hohe Artenvielfalt auch über Jahre halten konnten", sagt Ramseier.
Um mehr Gewissheit über das Verhältnis Düngung und Artenvielfalt zu bekommen, hat die HAFL letztes Jahr ein Projekt gestartet. "Dieses Projekt soll aufzeigen, ob und mit welchen Mitteln es möglich ist, eine extensivierte Wiese, welche QII verloren hat, aufzuwerten, damit sie wieder QII erreicht", so Hans Ramseier. Dazu sollen zehn bis zwölf Parzellen, welche extensiviert wurden und QII verloren haben, ausfindig gemacht werden. "Auf diesen Flächen soll mit verschiedenen Ansätzen erforscht werden, mit welchen Massnahmen eine verloren gegangene botanische Qualität wieder erreicht werden kann", hält er fest.
Ziel des Projektes sei es, Bewirtschaftungsempfehlungen ableiten zu können, um mit deren Hilfe die Qualitätsstufe II erreichen resp. erfolgreich halten oder verbessern zu können. "Davon profitieren sowohl die Biodiversität als auch die Landwirtschaftsbetriebe", freut sich Ramseier.
Wiesen anders nutzen
Dass die extensiven Wiesen quasi "verhungern", dem widerspricht auch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Das BLW sieht den Grund woanders: "Das Biodiversitäts-Monitoringprogramm ALL-EMA konnte aufzeigen, dass es sich bei den Flächen, die als extensiv genutzte Wiesen angemeldet sind, oft um (artenreiche oder artenarme) Fettwiesen handelt", sagt Jürg Jordi vom BLW.
Und: "Es sind wahrscheinlich oft ehemalige Fromental- oder Goldhaferwiesen, welche korrekt nach den Bestimmungen der Direktzahlungsverordnung als extensiv genutzte Wiesen angemeldet und bewirtschaftet werden, aber für eine Magerwiese zu nährstoffreich sind." Damit gehen aber die typischen und wertvollen Fromental-/Goldhafer-Wiesenarten verloren, und die typischen und wertvollen Magerwiesen-Arten seien (noch) nicht vorhanden. "Wir gehen davon aus, dass dies der Hauptgrund für die diskutierte Beobachtung ist und nicht das ‹Verhungern› wegen Nährstoffmangels", hält Jordi fest. Die Entwicklung der Flächen zeige zudem auch eindeutig, dass seit Jahren immer mehr extensiv und immer weniger wenig intensiv genutzte Wiesen angemeldet werden.