Der Bundesrat senkt per 2024 die QI-Beiträge für vier Typen von Biodiversitätsförderflächen (BFF). Gleichzeitig empfiehlt er in der Direktzahlungsverordnung (DZV) explizit die Direktbegrünung: Lokale Heugras- oder Heudruschsaaten von langjährig bestehendem Dauergrünland seien für Ansaaten von BFF den Standard-Saatmischungen vorzuziehen. Will man bestehende QI- zu stärker geförderten QII-Flächen aufwerten, ist man gut beraten, nach Möglichkeit diese Empfehlung zu berücksichtigen.

Richtige Arten fehlten

Daniel Häberli aus Winterberg ZH hat in diesem Jahr eine Direktbegrünung durchgeführt. «Wir wollten die betreffende QI-Fläche schon länger aufwerten», erklärt der Landwirt. Es fehlten darauf bisher die richtigen Arten. Im Rahmen eines kantonalen Projekts organisierte der Strickhof eine Spenderfläche mit hochwertiger botanischer Zusammensetzung in der Umgebung, deren Mahdgut Häberli auf seinem Land ausgebracht hat. «Die Spenderfläche wurde mit dem Motormäher geschnitten und das Gras an den Schwad gelegt», beschreibt er das Vorgehen. Anschliessend nahm ein Kurzschnitt-Ladewagen das Material auf und transportierte es zu einem Umschlagplatz, wo Häberli es in einen Kompostzetter umlud. Damit fuhr er sodann auf seine vorbereitete QI-Fläche. Zum Schluss folgte ein Durchgang mit der Walze.

Abo Von Hand oder mit dem Kompoststreuer wird Schnittgut auf die vorbereitete Empfängerfläche ausgebracht. Wichtig ist die gleichmässige Verteilung. Direktbegrünung Wiesen aufwerten mit Mahdgutübertragung hat sich bewährt Monday, 12. June 2023 Die eigentliche Mahdgutübertragung fand bei Daniel Häberli innerhalb eines Tages statt. Länger dauerte die Vorarbeit. «Wir haben ziemlich viel Zeit in ein gutes Saatbett investiert», so der Landwirt. Im Frühling setzte er in den flachen Bereichen seiner QI-Fläche den Pflug und, wo es steiler ist, zweimal der Grubber ein. Es folgte ein Durchgang mit der Federzahnegge und später ein weiterer mit der Kreiselegge. Ein gutes Saatbett ist ein wichtiger Faktor für das Gelingen einer Direktbegrünung.

Nicht so schnell Resultate

Mehrere Studien bestätigen die Vorteile der Direktbegrünung zur Aufwertung von BFF. So schützt die Schicht aus Mahdgut etwa die Empfängerfläche vor Erosion und mit dem Material reisen Insekten und Spinnen mit. Ausserdem sind die Pflanzenarten in einem Mengenverhältnis vertreten, das sich über die Jahre entwickelt hat und daher stabil sein dürfte. «Aber man muss Geduld haben, eine Blütenpracht gibt es meist erst im zweiten oder dritten Standjahr», sagt Olivier Magnin, Geschäftsführer von Regio Flora. Diese Beratungs- und Koordinationsstelle bietet umfassendes Wissen und Infomaterial rund um Erhalt und Förderung der genetischen Ressourcen von Wildpflanzen, insbesondere auch zu Direktbegrünungen. Dass nach einer Mahdgutübertragung nicht so schnell Resultate sichtbar werden, bestätigt Daniel Häberli: «Es dauerte lange, auch weil es so trocken war.» Allerdings bot die Restfeuchte unter der Mulchschicht trotz des heissen und regenarmen Sommers gute Keimbedingungen auf der Empfängerfläche. Häberli hat darauf in diesem ersten Jahr zwei Säuberungsschnitte durchgeführt und ist sehr zufrieden mit dem bisherigen Resultat: «Wir haben viele Zeigerpflanzen und die Fachleute gehen davon aus, dass wir QII erreichen.»

«Wir haben jetzt viele Zeigerpflanzen.»

Daniel Häberli ist zuversichtlich, nun QII erreichen zu können.

Zielarten bleiben

Dass Aufwertungen mit Direktbegrünungen Hitzesommern trotzen, ist nicht der einzige Grund, der für dieses Verfahren spricht. «Mit der Nutzung einer lokalen Spenderwiese erhält man die regionale genetische Vielfalt», erklärt Olivier Magnin. Das hat konkrete Vorteile, denn lokale Ökotypen sind optimal an den jeweiligen Standort angepasst. Das macht es wahrscheinlicher, dass Wiesenbocksbart, Flockenblume, Salbei und Co. Jahr für Jahr wieder gedeihen und die aufgewertete Fläche ihre hohe Qualität behält.

Frühzeitig planen

Der Aufwand für eine Mahdgutübertragung lässt sich nicht wegdiskutieren. «Aber das Saatbett hätte ich auch bei einer konventionellen Saat erstellen müssen», gibt Daniel Häberli zu bedenken. Das Verfahren sei eigentlich einfach umzusetzen gewesen. Laut Olivier Magnin werden die meisten Direktbegrünungen im Rahmen von kantonalen Projekten durchgeführt, bei denen die Beteiligten (auch für das zur Verfügungstellen von Spenderflächen) entschädigt werden. So war es auch in Häberlis Fall.

Abo Verordnungsänderungen Neues auf einen Blick – das ändert bei Biodiversitäts-Beiträgen Tuesday, 28. November 2023 «Man sollte die Planung einer Direktbegrünung nicht erst im Juni anfangen», bemerkt Magnin. Interessierte, die eine Fläche aufwerten wollen oder potenzielle Spenderflächen zur Verfügung stellen möchten, können sich bei den kantonalen Landwirtschaftsämtern melden. Zudem lohnt sich ein Blick auf das Praxismerkblatt «Direktbegrünung artenreicher Wiesen in der Landwirtschaft», das detailliert beschreibt, ob und wie sich eine Fläche mittels Direktbegrünung aufwerten lässt. Um den optimalen Schnittzeitpunkt vor der Übertragung zu erwischen, ist eine Beratung sinnvoll. Regio Flora plant im nächsten Jahr einen Erfahrungsaustausch zum Thema Begrünungen, insbesondere zu Heudruschsaaten und Mahdgutübertragung, um diese Methoden bekannter zu machen.

«Lokale Ökotypen sind angepasst.»

Olivier Magnin, Regio Flora, über einen Vorteil der Direktbegrünung.

Wichtige Voraussetzungen

Die Direktbegrünung ist allerdings kein Allheilmittel. Die aufzuwertende Fläche muss das Potenzial zu QII haben, etwa, was das Nährstoffniveau angeht. «An einem nährstoffreichen Standort langfristig eine extensive Wiese zu etablieren, ist schwierig», hält Olivier Magnin fest. Auch muss die geeignete Spenderfläche zwingend in naher Umgebung liegen und ähnliche Standortbedingungen aufweisen wie die Empfängerfläche. Die Vogelwarte betont ausserdem, es sollte sich nicht um eine mit einer Standardmischung angesäte Spenderfläche handeln. Sind die Voraussetzungen erfüllt, sind die Vorteile gegenüber einer normalen Saat klar. Und egal, wie der nächste Sommer wird: Die Schicht aus übertragenem Pflanzenmaterial schützt sowohl bei Starkregen als auch Trockenheit und Hitze.