Basel Seit Jahren werfen die Discounter Aldi und Lidl begehrliche Blicke Richtung Coop. Nur zu gerne würden auch sie die Knospe von Bio Suisse verwenden. Obwohl einige Produkte von den gleichen Produzenten kommen, tragen sie bei Coop das begehrte grün-weisse Logo, die Discounter dürfen es aber nicht benutzen.

Aldi war kurz vor Durchbruch

Die neuen Richtlinien der Labelvergabestelle Bio Suisse machten es Aldi unmöglich, die ­Anforderungen zu erfüllen, berichtete der «Tagesanzeiger» kürzlich. Bis letzten Sommer habe es noch so ausgesehen, als dürfe der Discounter seine Produkte bald mit der Knospe schmücken. Ein Markennutzungsvertrag und die dazugehörige Gebührenordnung von Bio Suisse lagen laut Aldi bereits vor. Doch dann hätten sich ganz plötzlich die Spielregeln geändert. Coop soll daran nicht ganz unschuldig sein, erzählte eine anonyme Quelle aus dem Umfeld von Bio Suisse der Zeitung.

 

Der Biomarkt in Zahlen

  • 377 Franken gaben Schweizer Konsumenten 2019 pro Kopf für Bioprodukte aus (17 Franken mehr als 2018).
  • 5,6 Prozent mehr Umsatz wurde 2019 mit Biolebensmitteln gemacht.
  • 28,7 Prozent betrug der Bio-Marktanteil bei Eiern,
  • 23,1 % beim Gemüse,
  • 6,2 % bei Fleisch und Fisch,
  • 10,3 % insgesamt.

Ein Dreistufenmodell

Im vergangenen Juni wurde an einer Konferenz von Bio Suisse über die Einführung eines so genannten Dreistufenmodells diskutiert. Wer die Anforderungen der ersten und tiefsten Stufe erfüllt, darf zwar Produkte von Knospe-Produzenten verkaufen, dies aber nicht auszeichnen.

Die Knospe auf seine Produkte setzen darf nur, wer die Anforderungen der dritten und höchsten Stufe erfüllt. Mindestens800 Bioprodukte müsse der Detailhändler dafür im Sortiment haben, berichtete der «Tagesanzeiger». Wer mindestens 400 Bioprodukte im Sortiment hat, erfülle die Voraussetzungen für die Stufe zwei des Modells und dürfe das Bio-Suisse-Logo ohne Knospe nutzen.

«Bioprodukte müssten nun die Hälfte unseres Sortiments ausmachen.»

Aldi-Sprecher Philippe Vetterli im «Tagesanzeiger».

Aldi hat aktuell rund acht Prozent Bioartikel im Sortiment, also fast 130 Produkte der insgesamt 1600 Artikel. «Gemäss den aktuellen Anforderungen von Bio Suisse müssten Bioprodukte nun über die Hälfte unseres gesamten Sortiments ausmachen – das ist schlichtweg unverhältnismässig», sagte Aldi-Sprecher Philippe Vetterli der Zeitung. Dies mache das Erlangen der Stufe drei für Aldi Suisse und weitere Discounter «faktisch unmöglich».

Auch für Lidl nicht möglich

Auch Lidl erfüllt mit seinen 300 Bioprodukten die Anforderungen nicht. Zwar seien alle Schweizer «Bio Organic»-Produkte nach den Richtlinien der Bio-Suisse-Knospe hergestellt, hiess es beim Discounter. «Wir stehen seit mehreren Jahren im Austausch mit Bio Suisse und führen regelmässig Gespräche», so Sprecher Mathias Kaufmann.

Seit 25 Jahren ist Coop der starke Partner von Bio Suisse. Hat der Detailhändler seine Finger im Spiel, dass die Discounter die Knospe nicht bekommen? Der Artikel suggeriert das. «Coop ist ein sehr wichtiger Partner für Bio Suisse», so die knappe Stellungnahme von Sprecher David Herrmann gegenüber dem «Tagesanzeiger». Trotzdem dürfen die Discounter nun offenbar hoffen. «Wir überarbeiten das Stufenmodell derzeit», liess Herrmann verlauten. Ziel sei ein Modell, «das für alle Marktpartner attraktiv ist und für die verschiedenen Formate im Schweizer Detailhandel funktioniert: Discount, To Go oder kleine Verkaufsstellen.» Aktuell plane man erste Tests im Markt. «Uns ist es wichtig, niemanden auszuschliessen.»