Gesamthaft bauen 78 Bioproduzenten auf einer Fläche von rund 200 ha Rüben an – was nur rund 1 % der gesamten Rübenfläche ausmacht. Im Gegensatz zum konventionellen Anbau lohnt sich im Bio der Einsatz eines Roboters oder auch die Pflanzung von Rübensetzlingen.
Trotz Roboter immer noch viel Arbeit
Tobias Gelencsér vom FiBL und Landwirt Daniel Vetterli präsentierten die Versuche, die zurzeit auf Vetterlis Betrieb in Rheinklingen TG laufen. Dort findet ein Verfahrensvergleich zwischen Säen mit dem Farmdroid und einem Pflanzverfahren statt. Je nach Grösse und Neigung der Parzelle und den vorhandenen Arbeitskräften macht das eine oder das andere Verfahren mehr Sinn. Aber der Roboter ersetzt nicht alle Arbeitskraft. Auf seinem Hof rechnet Vetterli 100 Arbeitsstunden für Hacken und Jäten. «Mit dem Roboter konnte ich den Arbeitsaufwand um 40 % reduzieren. Aber ich bin noch nicht da, wo ich hin will», sagte der Landwirt.
Deutlich tiefer als mit dem Roboter ist der Arbeitsaufwand im Pflanzverfahren, das in der Westschweiz grossen Anklang findet.
Gute Deckungsbeiträge
Ein anderer Punkt ist die Wirtschaftlichkeit, die muss gegeben sein. «Auf Biobetrieben in unserer Region vergleichen wir den Deckungsbeitrag von Bio-Zuckerrüben nicht mit den übrigen Ackerkulturen wie Getreide oder Raps, sondern, was im Vergleich zu Gemüsekulturen herausschaut», sagte Daniel Vetterli.
Tobias Gelencsér lieferte Zahlen vom Farmdroid-Säen auf dem Betrieb Vetterli im Versuchsaufbau. Der hohe Ertrag kam durch die Handernte zustande. Das sei bei den Zuckerrübenversuchen so üblich. Der keineswegs allgemein gültige Deckungsbeitrag 2022 beträgt Fr. 12 950.–/ha (siehe Tabelle). [IMG 2]
Das Pflanzverfahren wertete Brieuc Lachat von der Landwirtschaftsschule Courtemelon aus. Der Deckungsbeitrag ist höher. In beiden Verfahren liegt der Deckungsbeitrag über jenem des herkömmlichen Verfahrens mit Handjäten und Säen. Laut aktuellem Agridea-Deckungsbeitragskatalog beträgt dieser Fr. 10 436.–/ha für Biorüben bei einem Ertrag von 50 t.
Überzeugt vom Pflanzverfahren ist Milo Stoecklin von der Zucker AG, der bei sich zu Hause in Séprais JU auch Biorüben pflanzt. Stoecklins Anliegen war aber, die Landwirte zu motivieren, in den Bio-Rübenanbau einzusteigen. Das Ziel sei, die Anbaufläche zu verdoppeln. Für 2023 beträgt der Richtpreis inklusive Labelprämie Fr. 167.–/t. Im Rahmen der Anbauförderung vergünstigte die Zucker AG die Setzlinge mit Fr. 200.– pro 80 000 Setzlinge.
Umstellbeitrag soll steigen
Das Interesse an Bio steigt bei konventionellen Landwirten. Allerdings ist die Umstellprämie zu tief. Sie beträgt Fr. 40.–/t (total: 66,20 + 40 = 106,20), basierend auf den Konditionen der konventionellen Rüben, begrenzt auf 120 t Rüben pro Pflanzer. Laut Milo Stoecklin plane die Zucker AG auf 2024, Umstellrüben auf einer eigenen Schiene zu verarbeiten und einen besseren Preis zu zahlen. Voraussetzung sei eine Mindestfläche von 50 ha sowie ein Handelspartner, der den Umstellzucker übernähme.
Schädlinge ablenken und neues Pflanzverfahren
Beim Erfahrungsaustausch für Biozuckerrüben-Produzenten ging es vor allem um die beiden Verfahren Säen mit Farmdroid und Pflanzverfahren. Doch FiBL-Forscher Tobias Gelencsér gab auch einen Überblick über Versuche zur Schädlingsbekämpfung im Bio-Rübenanbau. So testet das FiBL eine Ablenkungsfütterung gegen Erdflöhe. Dafür sollen Quinoa und Buchweizen zwischen die Reihen ausgesät werden.
Streifenanbau mit Getreide
«Viel versprechen wir uns auch vom Versuch mit Zuckerrüben-Getreide-Streifensaat, wo man beispielsweise 6 m Zuckerrüben macht, dann 6 m Getreide usw. Wir erhoffen uns dadurch zum einen verstärkte Widerstandskraft gegen Insekten und zum anderen durch den Barriereeffekt auch einen besseren Schutz vor Cercospora», erklärte Tobias Gelencsér vom FiBL.
Setzlinge in Papierhülle
Auch die Zucker AG bleibt dran. Milo Stoecklin von der Zucker AG stellte mit dem sogenannten Paperpot-System ein neues Pflanzverfahren in Aussicht. In Japan weit verbreitet, erfolgt die Pflanzung durch Abwickeln einer Papierpflanzengirlande. Das Papier zersetzt sich in der Erde. Im Februar werde eine japanische Delegation dieses System der Fachstelle vorstellen.
Besser ist Zucker vom Hof
Rund 85 % des einheimischen Biozuckers fliesst in die industrielle Verarbeitung. Dort ist er begehrt, beispielsweise für Bio-Knospe-Joghurt mit dem Schweizerkreuz. Laut Bio Suisse müssen dafür mindestens 90 % der Rohstoffe aus der Schweiz kommen. Die Hersteller setzen für die Rohstoffe auf Schweizer Milch und Schweizer Biozucker, so dass sie die teuren Früchtekomponenten mit importierter Ware beifügen können.
Jeder Biozuckerproduzent ist berechtigt, Zucker zu beziehen. Im Minimum eine Palette à 800 kg. Davon machte Bruno Wermuth aus Vielbringen BE Gebrauch. Ein Biohof-Glaceproduzent bezieht neu den Zucker direkt von ihm. Ein Viertel des Biozuckers braucht er für die eigene Imkerei und den Rest verkauft er, je nach Bedarf, in 1-kg-Säckchen im Hofladen.