An der diesjährigen Bioschweinetagung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL, die kürzlich virtuell durchgeführt wurde, stand die von Bund und Bio Suisse angestrebte100-Prozent-Biofütterung von Schweinen im Zentrum.

100-Prozent-Biofütterung im Praxistest

Noch immer gilt bis Ende 2022 eine Übergangsfrist, in der zu fünf Prozent konventionelles Futter eingesetzt werden darf. Dieser Anteil besteht bei den Schweinen in der Regel aus der Eiweisskomponente Kartoffelprotein, die in Bioqualität nicht verfügbar ist, aber über ein optimales Aminosäuren-Verhältnis und geringe PUFA (Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren) verfügt.

Der Frage, wie auch die restlichen fünf Prozent künftig ausreichend durch Biofutter ersetzt werden könnten, haben sich in letzter Zeit unter dem Namen «Bioschwein 100.0» gleich mehrere inländische Studien gewidmet. Untersucht wurden dabei verschiedene Aspekte, von der Ferkelfütterung über die Nährstoffeffizienz bis hin zur Fleischqualität:

Ferkelaufzucht: Ein Versuch auf vier Praxisbetrieben mit verschiedenen Rationen zeigte, dass eine 100-Prozent-Biofütterung bei Ferkeln grundsätzlich möglich ist. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede bei Tageszunahmen und Gesundheit im Vergleich zur 95-Prozent-Biofütterung. Bei der ausschliesslichen Biofütterung könnte eine verlängerte Säugezeit förderlich sein.

Mastbetriebe: Auch zwei Studien mit Mastschweinen kamen zum Schluss, dass eine 100-Prozent-Biofütterung bezüglich Mastleistungen möglich ist. Die Fettqualitätsparameter lagen jedoch im oder über dem Grenzbereich für Abzüge im Schlachthof.

Selektion durch Zucht: Eine Studie untersuchte, ob für biologische Schweinemast andere Tiere selektioniert werden sollten als für die konventionelle Mast. Dabei kam heraus, dass es keine eigene Biozucht bezüglich der Fütterungsbedingungen braucht. Dennoch wird eine präzisere Auswahl von Zuchttieren für die Biomast empfohlen, dabei könnte ein Bio-Index für Eber hilfreich sein.

Verarbeitung und Sensorik: Eine weitere Studie zeigte, dass Produkte mit erhöhten PUFA-Werten, die sich bei ausschliesslicher Biofütterung und erhöhtem Anteil an Raufutter teilweise ergeben, gut verarbeitbar sind und von den Konsumenten genauso akzeptiert werden.

Anderes Abzugsschema kommt zum Zug

«Die vorliegenden Resultate veranschaulichen, dass eine Umsetzung einer 100-Prozent-Biofütterung in der Praxis mit einer Erhöhung der PUFA- und Jodzahlen einhergehen wird», sagte FiBL-Tagungsleiterin Barbara Früh. «Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass die Konsumenten und Konsumentinnen eine Veränderung der Qualitäten akzeptieren.»

Die Abnehmer sind laut Früh bereit, die Herausforderung mit anzugehen und bieten Hand: Während zwei Jahren soll bei gleichen Grenzwerten ein anderes Abzugsschema zum Zuge kommen, wenn die Produzenten die 100-Prozent-Biofütterung umsetzen.