Ballons, flatternde Bänder, Windräder, Federn, Drachen – was wie die Beschreibung der Dekoration für einen Kindergeburtstag klingt, ist das klassische Arsenal zur Vertreibung von Krähen auf frisch angesäten Feldern. Als besonders effektiv gelten simulierte Rupfungen aus schwarzen Federn, im Kanton Freiburg bieten Wildhüter sogar eine fixfertige Blache damit an. Leider behält aber nichts davon lange seine Wirkung, wenn die Massnahmen nicht alle paar Tage variiert werden. Akustische Methoden wie Knallkanonen und speziell das von KWS verkaufte intelligente System Bird Alert versprechen zwar eine bessere Wirkung und einen geringeren Gewöhnungseffekt, sind aber teuer und können zu Reklamationen in der Nachbarschaft führen. Doch es gibt auch Neuheiten auf dem Markt.
Laser ist Zukunftsmusik
Im Ausland ist z. B. ein grüner Laser zur Krähenabwehr im Einsatz. Die stationäre Variante wäre in der Schweiz zwar theoretisch unter Auflagen erlaubt, es gibt aber Tierschutzbedenken. «Im Moment ist für die Herstellerfirma der ganze DACH-Raum für den Verkauf blockiert, dies aufgrund der strengeren Vorschriften in Deutschland», erläutert Sandra Racine, wissenschaftliche Mitarbeiterin in Grangeneuve FR, die Ergebnisse ihrer Nachforschungen. Wahrscheinlich würden in Zukunft die Kantone zuständig sein und die dafür verantwortlichen Ämter könnten eventuell eine Sonderbewilligung ausstellen. Bis auf Weiteres bleibt diese Art der Krähenabwehr aber trotz diverser Vorteile mangels Verfügbarkeit und Zulassung in der Schweiz noch Zukunftsmusik.
Beizung in Versuchen
Anders sieht es aus mit Ibisio. Unter diesem Namen vertreibt Bayer eine Saatgutbeizung für Mais und Sonnenblumen, die auf einem Extrakt aus schwarzem Pfeffer basiert. Nach jahrelangen Untersuchungen habe sich Ibisio als bester Kandidat für die Nachfolge der mittlerweile verbotenen Mesurol-Beizung erwiesen, schreibt Bayer. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat für Ibisio als Vogelrepellent in Mais und Sonnenblumen eine Notfallzulassung bis zum 31. August 2024 verfügt. «Ein Gesuch für die reguläre Zulassung wurde eingereicht; mit Ibisio gebeiztes Saatgut ist auf der Liste der empfohlenen Sorten an der Abkürzung DKC zu erkennen», erklärt Sandra Racine. Es gebe jeweils eine Silo- und zwei Körnermaissorten mit Ibisio-Beizung auf der Liste. Der Hersteller weist mit eigenen Versuchen die Wirkung von Ibisio nach, was aber sehr mit Vorsicht zu geniessen sei, gibt Racine zu bedenken: «Agroscope hat erst dieses Jahr mit Wirkungsversuchen zu Ibisio begonnen.» Grangeneuve werde das Mittel ebenfalls in die diesjährigen Maisversuche integrieren.
Prinzip Sichtschutz
Versuche laufen dort ausserdem zur Direktsaat von Sonnenblumen nach dem «Prinzip Sichtschutz»: Die Saat in abgespritzten Winterroggen soll Saatgut und Jungpflanzen verdecken. «Die Resultate sind recht gut und das liesse sich auch mit Mais bzw. einer anderen abgespritzten Gründüngung umsetzen. Entscheidend ist aber, dass der ‹Sichtschutz› eine gewisse Höhe hat», sagt Sandra Racine. Neben dieser neuen anbautechnischen Anpassung nennt die Fachfrau weitere Massnahmen, die zur Vermeidung von Krähenschäden beitragen können:
Präzise Saat: Möglichst wenig Körner auf der Bodenoberfläche sichtbar.
Eher tiefe Saat: Macht Körner zwar weniger zugänglich für Krähen, ist aber umstritten, da so auch das Auflaufen verzögert wird.
Generell sollte der Mais dank warmem, nicht zu nassem Boden rasch auflaufen und wachsen können, um schnell aus dem anfälligen Stadium hinauszukommen. «Organisches Material wie Ernterückstände von Gemüse, Mist oder Kompostmieten sind Risikofaktoren und sollten auf oder in der Nähe einer Maisparzelle minimiert bzw. gut eingearbeitet werden», fährt Sandra Racine fort. Damit keine Krähen durch schmackhafte Larven oder Regenwürmer an der Oberfläche zusätzlich angelockt werden, sollte zudem optimalerweise etwas Zeit zwischen Bodenbearbeitung und Saat verstreichen.
Feinde und Brüter
Die Förderung von Strukturen wie Hecken oder Feldgehölze für die natürlichen Feinde von Krähen, wie z. B. von Habichten, kann einen weiteren Beitrag zum Schutz der Saat leisten. «Ausserdem wird das Gebiet so attraktiver für ein dominantes Rabenkrähen-Brutpaar», ergänzt Sandra Racine. Brütende Rabenkrähen seien – im Gegensatz zu kolonienbildenden Saatkrähen – quasi der «Jackpot», da sie ihr Revier gegen die besonders schadenstiftenden umherziehenden Schwärme aus Nichtbrütern verteidigten. Als Frassfeinde von Schnecken und Drahtwürmern sowie als Aasfresser nehmen Krähen allgemein eine wichtige und nützliche ökologische Funktion ein, was es nicht ganz zu vergessen gelte. «Ausserdem ermöglichen Rabenkrähen-Pärchen guten Mäusejägern wie Falken oder Waldohreulen ein Brüten im Kulturland», so die Fachfrau. Diese Vogelarten nutzen nämlich gerne verlassene Krähennester.

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