Im Hinblick auf die nächste Anbausaison erinnert man sich ungern daran, wie viel Saatgut heuer Krähen zum Opfer gefallen ist. Der Wegfall wirksamer Beizmittel hat das Problem verschärft, und vielerorts musste nachgesät werden. Da ist das Versprechen der international tätigen Bird Control Group verlockend: Mithilfe eines Lasers sollen sich schadenstiftende Vögel ohne Aufwand und Lärm vertreiben lassen. Kürzlich hat die Firma breit Werbung gemacht mit zufriedenen amerikanischen Bauern. Sogar für die Vogelgrippe-Prävention wird das System angepriesen, da es Wildvögel von Nutzgeflügel fernhalte.

Starke Laser verboten

Laser sind allerdings nicht ungefährlich. In der Schweiz sind nur Laserpointer der Klasse 1 zugelassen. Die Geräte der Bird Control Group verwenden aber die Klasse 3B. Angeboten werden automatische Systeme zum Aufstellen und eine von Hand führbare Version. Letztere fällt nach Auskunft des Bundesamts für Gesundheit (BAG) klar unter das hierzulande geltende Verbot, und der Import ist somit verboten. Auf der Website des BAG sind kurze Videos zu sehen, die glaubhaft die Gefahr starker Laser (Klasse 4) vermitteln: Sie schmoren kleine, aber tiefe Löcher in Schweinehaut und lassen eine Handykamera in Sekundenbruchteilen praktisch erblinden.

Vorsicht Flugzeuge

Beim fest installierten Vogelabwehr-Laser ist die rechtliche Lage komplizierter. Würde ein solches Gerät in die Schweiz importiert, müsste der Importeur die Sicherheit von Dritten gewährleisten und zudem verhindern, dass Flugzeuge gestört werden. Vielleicht brauchte es sogar eine Bewilligung des Bundesamts für Zivilluftfahrt. Das BAG ergänzt, dass Laser der Klasse 3B eine Gefahr für die Augen und in gewissen Fällen auch für die Haut darstellen.

«Der Einsatz solcher Geräte ist nicht vertretbar.»

Livio Rey, Vogelwarte, hält den Laser aus Gründen des Tierschutzes für kritisch.

Gemischte Resultate

Aber würde das Prinzip überhaupt funktionieren? Die Bird Control Group verspricht, Vögel würden den grünen Laser als ein festes Objekt wahrnehmen. Das löse einen Fluchtreflex aus und daher sei nicht damit zu rechnen, dass sich die Tiere daran gewöhnen. «Man kann Laser nicht so pauschal als wirkungsvoll bezeichnen», sagt Livio Rey von der Vogelwarte Sempach. Die Resultate entsprechender Versuche seien gemischt gewesen, und teilweise sei ein Gewöhnungseffekt eingetreten. Auch der Ornithologe warnt, der Laser könnte für Vögel, Tiere allgemein und auch Menschen gefährlich sein. «Tierschützerisch ist der Einsatz solcher Geräte nicht zu vertreten», fasst Rey zusammen.

 

Abo Geflügelhaltung So bereitet man sich auf den nächsten Vogelgrippe-Winter vor Tuesday, 26. September 2023 Was wirklich helfen kann

Wie man Krähen wirksam von frisch angesäten Feldern fernhält, ist eine schwierige Frage. Laut Ornithologe Livio Rey hat das System Bird Alert eine gute Wirkung gezeigt. «Es imitiert die Todesrufe von Krähen, die von einem Habicht gepackt werden», erklärt er. Da sei kein Gewöhnungseffekt zu erwarten. Da Habichte die natürlichen Feinde von Krähen sind und sich gerne in Bäumen und Hecken aufhalten, ver-kürzt sich die Verweildauer von Krähen auf einem Feld mit zunehmender Struktur in der Umgebung. Man spreche von einer «Landschaft der Furcht», in der sich das Verhalten der Krähen verändert und Schäden kleiner ausfallen. Rey gibt aber zu bedenken, dass Bird Alert auch bei anderen Vögeln zu Angstreaktionen führen kann und diese ein Gebiet dann meiden.

In Mulch säen
Im Kanton Genf läuft ein vom Bund mitfinanziertes Projekt, das agronomische Methoden zur wirksamen Krähenabwehr sucht. «Wir sind in der Halbzeit und haben einige Ansätze, aber noch keine konkreten Lösungen», sagt Jérémy Rossi vom Genfer Landwirtschaftsamt. Bewährt habe sich die Saat in eine Mulchschicht, bei starkem Krähendruck stosse das aber an Grenzen. «Die meisten abwehrenden Substanzen auf dem Markt haben sich als nicht ausreichend wirksam erwiesen», so Rossi. Versuche zu neuen Substanzen und Beiztechniken laufen. Was Techniken zur Vergrämung angehe, gebe es noch zu wenig Daten.

Brutpaare als Verbündete
Livio Rey liefert noch ein weiteres Rezept: «Brütende Rabenkrähen sind territorial und halten Schwärme herumziehender Individuen ab.» Raben-krähen-Brutpaare können also überraschende Verbündete sein gegen Krähenschwärme. Ausserdem würden Mäusejäger wie Turmfalken oder Waldohreulen die verlassenen Krähennester nutzen. Sie wiederum helfen dabei, die Mäusepopulation in der Region zu kontrollieren.

Hygiene beachten
Um Nutzgeflügel vor der Übertragung der Vogelgrippe via Wildvögel zu schützen, gilt es, den Kontakt zu vermeiden. Dafür müssen Ausläufe mit Netzen gesichert werden. Auch Hobbyhalter sind dazu angehalten, die Hygieneregeln wie etwa das Tragen spezieller Stallkleidung zu beachten.