Die Gründünung steht hoch und die diverse Mischung reckt im wüchsigen Herbstwetter breite und längliche Blätter sowie weisse und gelbe Blüten. Der Bestand verspricht viel Material für den Humusaufbau, den Christof Schweizer mit einer Flächenrotte im September unterstützen will.

Zwei Jahre nach der Hofübernahme arbeitet der Landwirt und Landschaftsgärtner auf dem Schweizerhof in Rothrist AG noch an seiner Fruchtfolge. Er informiert sich im Internet, in Büchern oder im Gespräch mit Berufskollegen über mechanische Unkrautregulierung oder Regenerative Landwirtschaft und probiert Neues aus, z. B. Lein. Nachdem diese Kultur aber mehr schlecht als recht gelang, lässt er den Lein für eine Weile sein.

Die Flächenrotte hingegen habe sich bisher bewährt. Christof Schweizer stellt unter anderem fest, dass danach weniger Unkraut spriesst. Gerade für den Anbau mit Herbizidverzicht ist das von Vorteil, weshalb er pestizidfreien Weizen am liebsten nach Raps und einer Gründüngung mit Flächenrotte anbaut. «Ich verstehe den Mechanismus noch nicht ganz», meint er zur Unkrautunterdrückung. Eine mögliche Erklärung wäre, dass entweder die Rotte die Samen vom Keimen abhält oder das Unkraut aufgrund verbesserter Bodenverhältnisse dank Flächenrotte nicht mehr aufkommt.

«Zuerst mulche ich die Gründüngung mit einem Leihgerät, dann arbeite ich das Material mit der Schälfräse 3 – 4 cm tief ein», beschreibt der Landwirt sein Vorgehen. Im selben Zug wird ein EM-Präparat gespritzt, um die Rotte zu unterstützen. Je nach Wetter und Temperatur dauere die Flächenrotte zwischen einer und drei Wochen, beobachtet Christof Schweizer. «Die grünen Pflanzen zersetzen sich rasch, es gibt eine feine Bodenschicht mit schönen Krümeln.» Am Ende der Rotte rieche die Erde angenehm süsslich.

Die Saat des Weizens erfolgt dann mit einer Kombi-Sämaschine mit Kreiselegge durch einen Lohnunternehmer. Dabei erhöht Schweizer die Saatdichte wegen zu erwartender Striegelverluste leicht und lässt eher spät säen, weil auch das den Unkrautdruck mindern soll.

Betriebsspiegel Schweizerhof 
LN: 20 ha
Kulturen: 1 ha Sonnenblumen, 2 ha Weizen und 1 ha Dinkel (alles pestizidfrei nach IP-Suisse-Richtlinien), Raps, Mais, Kartoffeln, Kunstwiese und BFF
Tiere: 15 Mutterkühe mit Kälbern und eigene Nachzucht, Legehennen für Direktvermarktung
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar und Vater
Direktverkauf: Via Hof- und Dorfladen, eigenes Mehl, selbstgepresstes Pflanzenöl, Eier, Kartoffeln

ÖLN, aber mit so wenig Pflanzenschutz wie möglich

Abo Gute Komposterde (rechts) darf Holzstückchen enthalten, sie sollten sich aber nach Ende der Reifezeit zwischen den Fingern zerreiben lassen. Indikatorpapier zeigt den pH-Wert, der zwischen  7,2 – 7,6 liegen sollte. Humusaufbau Wie gut ist mein Kompost? Ofen, Nase und Kresse helfen bei der Beurteilung Thursday, 11. September 2025 Seit etwa 10 Jahren wird Weizen auf dem Schweizerhof pestizidfrei angebaut, schätzt Christof Schweizer. Sein Vater hatte damit angefangen, er selbst führt diesen Weg seit der Hofübernahme 2023 fort. «Wir produzieren nach ÖLN-Standards», stellt der Landwirt klar, «aber mit so wenig Pflanzenschutz wie möglich.» Weizen, Dinkel und Sonnenblumen baut er ohne Herbizide, Fungizide und Insektizide an. Einen Striegel besitzt der Aargauer nicht, sondern lässt einen Bio-Bauern aus der Region diesen Arbeitsschritt übernehmen. «Bio-Landwirte haben viel Erfahrung mit mechanischer Unkrautbekämpfung, da kann man etwas lernen», gibt er zu bedenken. Im Frühling wird idealerweise innert dreier Wochen ein- bis zweimal gestriegelt – wenn das Wetter passt.

«Die dreijährige Kunstwiese hilft sicher dem Boden und bei der Unkrautkontrolle», sagt Schweizer. Das Gras dient als Futter für die 15 Aubrac-Mutterkühe mit ihren Kälbern, ebenso wie der Presskuchen aus der hofeigenen Raps- und Sonnenblumenöl-Herstellung im kleinen Rahmen. Der Wiesenumbruch erfolgt mit Pflug. An diesem Punkt der Fruchtfolge sei die Erde am schönsten, findet der Landwirt. Regelmässig ist er mit Spaten und Stichel auf seinen Flächen unterwegs, beobachtet Krümel, beurteilt die Befahrbarkeit, testet auf Verdichtungen und schnuppert an der Erde.

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Ausser am Ende seiner Kunstwiesen verzichtet Christof Schweizer – wenn möglich – aus Gründen des Bodenschutzes auf das Pflügen. Das kann für den Anbau ohne Herbizide zwar unvorteilhaft sein, aber er profitiere von der langjährigen Arbeit seines Vaters und dadurch bereits ziemlich unkrautarmen Böden. «Ich stelle jedenfalls im Mais keine verstärkte Verunkrautung fest, die ich auf die pestizidfreien Kulturen zurückführen würde.»

Für die Sortenwahl orientiert er sich an den Empfehlungen für pestizidfreien IP-Suisse-Anbau und setzt auf Weizen, der zwar nicht zu hoch wird, aber dennoch genügend Stroh liefert für den Stall. Wenn der Weizen einmal krank wird, müsse man das eben akzeptieren, hält Schweizer fest. «Für mich ist das aber nicht belastend. Der Weizen ist einfach ein Teil des Ganzen», sagt er und verweist auf die verschiedenen Standbeine des Betriebs.

Da im pestizidfreien Anbau nach Saat und mechanischer Unkrautbekämpfung weitere Pflegemassnahmen wegfallen, beurteilt Schweizer den Aufwand als überschaubar. «Das Striegeln bzw. Hacken bedeutet Aufwand, aber Düngen muss man eh und Spritzmittel kosten auch etwas», bemerkt er. Sein pestizidfreier Weizen erhält ausschliesslich organischen Dünger in Form von Gülle – belebt mit EM und Gärgülle aus der Biogasanlage – und im Frühling eigenem Mistkompost, der in Feldrandmieten reift.

Die Trockenheit ist herausfordernd

Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Mist und zerkleinertem Grünschnitt, den Christof Schweizer aus seiner Tätigkeit im Gartenunterhalt über den Winter auf den Hof bringt. «Ich nehme, was anfällt», meint Schweizer zu den Mengen. Wenn es sehr viel Grünschnitt ist, gleicht er das C:N-Verhältnis der Miete durch die Zugabe von Gülle aus, die zusätzlich vor dem Austrocknen schützt. Den reifenden Kompost ausreichend feucht zu halten, sei nämlich eine Herausforderung. «Wenn nötig, decke ich vor dem Regen das Vlies ab, damit die Miete besser benetzt wird.» Das Umsetzen der Miete übernimmt ein Lohnunternehmer, etwa alle 2–3 Monate während der Reifezeit von rund einem Jahr. «Andere setzen den Kompost häufiger um», ist sich der Aargauer bewusst. «Aber immer, wenn auf diese Weise Sauerstoff dazukommt, wird die Miete heisser und die Gefahr des Austrocknens steigt.» Für ein gutes Milieu in der Miete fügt er EM und Biolith vor dem Wenden hinzu, ebenso Pflanzenkohle, um freie Nährstoffe zu speichern.

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Nach dem eigenen Rezept arbeiten

Mit dem Kompostieren hat Christof Schweizer bereits rund sechs Jahre Erfahrung und arbeitet nach seinem eigenen Rezept – bzw. er passt sich den Gegebenheiten je nach Jahr an. «Ich denke, das muss auf jedem Betrieb etwas anders laufen, je nach Ausgangslage», sagt er. Sein fertiger Kompost sei jedenfalls am Ende sehr erdig und enthalte kaum noch unzersetztes Holz. Natürlich könnte man das Kompostieren noch professioneller verfolgen, aber der Landwirt ist zufrieden mit seinem Resultat. «Und man kann nicht alles auf die Spitze treiben», gibt er zu bedenken.

Der Mistkompost kommt im Frühling im Weizen und Mais zum Einsatz. Nur den Raps versorgt der Aargauer noch mineralisch.

Die Pestizidfrei-Prämie von IP-Suisse sei sicher ein Faktor, um den geringeren Ertrag zu kompensieren. Mit 50–60 dt/ha ist der Aargauer aber zufrieden – und er sieht sich in der guten Nachfrage für pestizidfreie Produkte sowohl am Markt als auch im Hofladen in seinem Weg bestätigt. Damit, und mit seinen regenerativen Methoden, setzt er nicht nur auf Schulwissen, das er in seiner Zweitausbildung zum Landwirt erlernt hat. «Ich bin überzeugt, dass wir umdenken müssen, z. B. wegen der Trockenheit.» Er müsse zwar noch etwas die Richtung finden. Doch auf jeden Fall sieht Christof Schweizer keinen Grund, mit dem pestizidfreien Anbau aufzuhören. Aber als Nächstes mit Komposttee zu experimentieren, könnte er sich gut vorstellen.