Kompost sei «positiv auf allen Ebenen», sagt Alex Mathis von der ZHAW. An einem Kurs des Kompostforums Schweiz erläuterte er, wie sich damit Kreisläufe schliessen und Böden verbessern lassen, was im Endeffekt zu resilienteren Systemen führe.
Allerdings ist die Herstellung von gutem Kompost nicht einfach. Umso wichtiger ist es, die Qualität eigener oder gekaufter Dünger beurteilen zu können. Karin Staub von der Bionika AG empfiehlt entsprechende Tests, v. a. bei Kompost für anspruchsvolle Spezialkulturen.
Eine Probe im Ofen kann die Struktur aufzeigen
Aufschlussreich ist, etwas von dem Material in einer (Grill-)Aluschale im Backofen zu trocknen. «Es zeigen sich die Struktur, Steinchen, Krümel und allfällige Fremdstoffe», so Fredy Abächerli. Der Mitbegründer der Bionika AG hat langjährige Erfahrung mit Kompost und dessen Einsatz in der Landwirtschaft. Für Abächerli gehört zur «Humuswirtschaft», dem Aufbau eines fruchtbaren Bodens, neben schonender Bodenbearbeitung, tiefwurzelnden Pflanzen und Gründüngungen organische Stoffe guter Qualität – «weil viele Böden an der Grenze sind, was Humusgehalt und nützliches Bodenleben angeht.» Auf schwache Böden sollte daher nichts Halbfertiges ausgebracht werden, «sonst ist das eine Belastung und der Boden kann es nicht verdauen.» Fauliges ist in jedem Fall zu vermeiden.
Schlechter Kompost könne das Bodenleben überfordern, ergänzt Karin Staub. «Die Pflanzen geraten durch ein Übermass an freien Nährstoffen in eine Zwangsernährung.» Sie könnten nach heutigen Wissensstand weder Nährstoffe aus dem Bodenwasser filtern, noch Überschüssiges abgeben. Die Folge ist eine schwache Zellstruktur (triebiges, schwammartiges Wachstum), was attraktiv für blattsaugende Insekten und Schadpilze sei.
Guter Kompost riecht beim Reifen nach Waldboden
Bei einer Spatenprobe sollte die oberste Bodenschicht eines Ackers süsslich nach Wurzeln oder Rüebli riechen. Das deutet laut Fredy Abächerli auf aktive, humusbildende Mikroorganismen hin. Hingegen erinnert der Geruch eines guten Komposts beim Reifen an Walderde und wandelt sich gegen Ende des Prozesses zu neutral. Fehlt der Geruch, ist der Kompost wahrscheinlich zu trocken. Riecht es faulig, war die Miete hingegen zu nass. In einem – vorzugsweise durchsichtigen – Becher in etwas Wasser aufgelöst, sollten die Krümel stabil bleiben. Das zeigt sich daran, dass eine starke Trübung ausbleibt.
Junges Holz (Grünschnitt) sorge für eine gute Struktur, in der genügend Sauerstoff zirkuliert und für ein weites C:N-Verhältnis. Am Ende des Prozesses lassen sich die Zweigstückchen zwischen den Fingern zerreiben. Bei einem pH-Wert von 7,2 – 7,6 sind die meisten Nährstoffe pflanzenverfügbar, weshalb auch fertiger Kompost in diesem Bereich liegen sollte. PH-Indikator-Papier gibt es in Drogerien zu kaufen (die günstigere Variante mit beschränkter Skala von 4,5 – 7,5 reiche aus). Zum Testen gibt man die Komposterde etwa 2 cm hoch in einen Becher, giesst gleich viel destilliertes Wasser hinzu (im Detailhandel in grossen Kanistern erhältlich) und tunkt nach etwas Rühren den Papierstreifen hinein. Danach in reinem destilliertem Wasser schwenken und anhand der Farben den pH-Wert ablesen.
Die Kompostreifung startet mit hohen Werten, die während des Prozesses fallen. Ist der pH noch zu hoch, kann weiteres Reifen helfen – oder das Beimischen von Erde zum Verdünnen und Fördern der Nährstoffeinbindung.
Altes Holz oder Sägemehl eignet sich nicht zum Kompostieren, da der Abbau sehr viel Stickstoff verbraucht. Dadurch kommt es zu einer Stickstoffblockade im Boden – und dieser Prozess wirkt versauernd.
Beim Kressetest zeigen Pflanzen die Qualität an
Ein weites C:N-Verhältnis im Ausgangsmaterial vereinfacht die Kompostierung, da die Gefahr von Fäulnis damit kleiner ist. Ist es zu eng, resultieren zu hohe Ammonium- und Nitrat-Gehalte. Ein Nachkompostieren mit Erdzuschlag kann helfen, die Nährstoffeinbindung zu fördern und das Material für den Einsatz in Spezialkulturen zu verbessern. Für Vorkulturen und Gründüngungen seien hohe Stickstoffwerte kein Problem, weil diese die Funktion der Vorverdauung übernehmen, bis die Zielkultur folgt. Als gutes C:N-Verhältnis des Ausgangsmaterials für Kompost gilt 30:1.
Beim Kressetest zeigen Pflanzen die Qualität an: In zwei Gläsern kommen auf je etwa 2 dl Erde oder Kompost Kressesamen. Ein Glas wird geschlossen, das andere bleibt offen. Durch den Boden kann man auch die Wurzelbildung beobachten. Die Beispiele am Kompostkurs zeigten sehr unterschiedliche Resultate:
Schimmel: In einem Glas gedieh die Kresse bei offenem Deckel gut, war im geschlossenen Glas bei modrigem Geruch aber von haarigem Schimmel überwuchert. Der Abbau durch Pilze war wegen zu wenig Feuchtigkeit und Sauerstoff während der Heissrotte noch nicht abgeschlossen. Empfohlen wird Nachrotten mit Bewässerung / Kompostextrakt (kontrollierte Mikrobenmischung) und optional ein Erdzuschlag. Zur Verwendung in Gründüngungen sei das Material geeignet, nach weiterer Pflege mit Bewässerung auch für Spezialkulturen.
Kümmerlich: Im offenen Glas steht die Kresse hoch und grün, im geschlossenen liegt sie gelb und es riecht muffig-stechend. Dieser Gartenkompost wies im Test einen hohen pH-Wert auf (8,6) und viel Nitrat sowie messbar Nitrit, was ein Hinweis auf Sauerstoffmangel am Lager sei. Der muffige Geruch deute auf hemmende Abbaustoffe hin. In Gründüngungen anwendbar, in Spezialkulturen in kleinen Mengen.
Spärlich: Ein Biogas-Gärgut schnitt im Test schlecht ab, in beiden Gläsern keimte die Kresse nur wenig und am Glasboden waren keine Wurzeln sichtbar. Beim Öffnen des Deckels steigt ein muffig-stechender Geruch auf. Hoher pH, viel Ammonium, noch aktiver Abbauprozess und Fäulnis, so die Diagnose. Das Material soll weiter aerob gelenkt kompostiert werden, mit einem Zuschlag von frischem Grüngut, Erde und einer Beimpfung mit Kompostextrakt. In dieser Form bereits anwendbar in aufgelaufenen Gründüngungen.
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Pflanzenkohle muss neutral schmecken
Pflanzenkohle könne das Milieu in einer Kompostmiete verbessern und so Fäulnis verhindern, sagte Fredy Abächerli. «Aber nicht alles, was schwarz ist, ist gute Pflanzenkohle.» Er rät, nur mit EBC (European Biochar) zertifizierte Kohle zu kaufen (EBC Agrobio und Futter). Hohe Gehalte schädlicher polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) in minderwertiger Ware verraten sich durch einen teerigen Geschmack der Pflanzenkohle im Mund. «Sie muss neutral schmecken.»
Zugabe von Pflanzenkohle vermindert Verluste
In Versuchen führte die Zugabe von Pflanzenkohle zu Beginn des Kompostierens bei acht Wochen Reifezeit zu bis zu 26 % höheren Gesamt-Stickstoffgehalten im Kompost, was geringere Verluste bzw. Ammoniak-Emissionen bedeutet. Auch die C-Verluste waren tiefer und die Miete roch weniger stark. Solche Effekte waren bereits ab 5 % Volumenanteil hochwertiger Pflanzenkohle am Fertigkompost sichtbar. «Insgesamt ist aber eine gute Rotteführung wichtiger als der Kohlezuschlag», bemerkte Fredy Abächerli. Das bedeutet gute Kompostierpraxis: Optimales C:N-Verhältnis, ausreichende Sauerstoffversorgung und Feuchtigkeit, optimaler Wendezyklus durch Messen von Temperatur und CO₂ in der Miete, Strukturmaterial zur pH-Pufferung, homogene Mischung und Abdeckung während der Reife.
Infos und Kurse: www.kompost.ch oder www.bionika.ch
Häufige Kompostier-Fehler
Zu trocken:
Holzige Fasern müssen sich mit Feuchtigkeit vollsaugen können (ca. 50 % des Kompost-Gesamtgewichts ist Wasser). Zu trocken werden sie nicht abgebaut und der Kompost zeigt im Feld spontane, oft negative Nachreaktionen.
Zu wenig Strukturmaterialien:
Ideal ist das Verhältnis von Stickstoff (N) und Kohlenstoff (C) 30: 1 für einen optimalen Rotteprozess. Oft fehlt es bei landwirtschaftlichen Mistkomposten am Kohlenstoff. Empfehlenswert ist Schreddermaterial von 1- bis 2-jährigem Hecken-/ Strauchschnitt.
Kein Erdzuschlag:
Damit im Kompost eine bodenverwandte Mikrobiologie wirken kann, jedem Kompost 10 Volumenprozent tonhaltige Erde beimischen. Fördert die Humusbildung bereits beim Kompostieren.
Allgemein:
Während des Kompostierens sollen sich jene Mikroorganismen wohlfühlen, die im Endprodukt vorhanden sein sollen und für Boden sowie Pflanzen gesundheitsfördernd sind. Weil ein funktionierender Boden eine vorwiegend sauerstoffdominierte, krümelige Struktur mit vielen kleinen Hohlräumen aufweist, braucht es genügend Sauerstoff auch während des Kompostprozesses, damit Humusbildner sich vermehren.
