Die Himbeeren sind noch lange nicht reif. Aber wenn es dann in der zweiten Augusthälfte so weit ist, sollen sie von einem Foliendach geschützt werden, wie die zahlreichen Holzpfosten zwischen den Reihen andeuten.

Die Unterstützer erhalten eine Leistung

Nebst einem Wetterdach plant Biolandwirt Simon Briner aus Stadel bei Winterthur ZH Nuss- und Edelkastanienbäume auf seinem Himbeerenfeld. Um diese Investition realisieren zu können, hatte er die Idee, das Projekt über die Online-Crowdfundingplattform «Wemakeit» zu finanzieren. Mit Erfolg: Das Sammelziel von 20 000 Franken wurde kürzlich nicht nur erfolgreich erreicht, sondern gar um 800 Franken übertroffen. «Eigentlich handelt es sich dabei um eine Vorauszahlung», sagt Briner. «Die Unterstützer geben nicht nur einfach Geld, sondern erhalten dafür eine Leistung.»

Zur Auswahl standen verschiedene Angebote: Für 30 Franken beispielsweise konnte man im Voraus ein Kilogramm frische Himbeeren kaufen. 19 Personen entschieden sich für einen Meter Himbeeren zum Preis von 100 Franken: Das heisst, sie werden die Ernte auf einem Meter der Himbeeranlage erhalten, was etwa einer Menge von etwa 4 Kilogramm entspricht. Zwölf Unterstützer bewiesen besonders viel Geduld und erwarben für 300 Franken einen Korb mit verschiedenen Hofprodukten, darunter auch je 5 Kilogramm Baumnüsse und Marroni, die erst in fünf Jahren zu erwarten sind.

Insgesamt wurde Briners Projekt von 216 Personen gefördert. «Beim Online-Crowdfunding ist es wichtig, dass man gleich zu Beginn einige Unterstützer gewinnen kann», sagt Briner. «Dies wirkt überzeugend und weitere Leute ziehen nach.» Deshalb habe er zunächst via E-Mail seine Bekannten informiert, die mithalfen, die Schwarmfinanzierung in Schwung zu bringen.

Baumnüsse und Marroni über den Himbeeren

Das Wetterdach ist derzeit im Aufbau: Die Pfosten hat Simon Briner bereits eingeschlagen, Draht und Folien sind bestellt. Sobald die Himbeeren in Blüte stehen, wird es erstmals montiert. Dies gewährleistet den Schutz der heranreifenden Beeren vor Regen und zu viel Sonne. Da die Biohimbeeren nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden, sind sie besonders empfindlich auf Pilzbefall.

Der zweite Teil des Projekts benötigt mehr Zeit für die Umsetzung: Im Herbst sollen die Bäume direkt in die Reihen gepflanzt werden. «Die Wahl ist auf Nussbäume und Edelkastanien gefallen, weil für Baumnüsse und Marroni in Bioqualität eine hohe Nachfrage besteht. Zudem belasten diese das Wetterdach kaum. Fallende Äpfel oder Birnen könnten dagegen Schaden anrichten.»

Das Konzept des Agroforstsystems, bei dem Bäume mit landwirtschaftlichen Kulturen kombiniert werden, fasziniert den ETH-Agronom schon länger: «Das Pflanzen von Bäumen bindet CO2 und schont damit das Klima.» Bei der Kombination mit den Himbeeren kämen noch andere Aspekte dazu: Die Bäume nehmen Nährstoffe auf, welche von den Beeren nicht genutzt werden. Und nicht zuletzt biete es den Vorteil, dass Marroni und Baumnüsse das Sortiment des Betriebs in ein paar Jahren ­erweitern. «Weil die Bäume zuerst wachsen müssen, handelt es sich um ein Langzeitprojekt, dass seine Wirkung erst in fünf bis zehn Jahren voll entfaltet.»

Auch Spezialkulturen auf dem Acker

Simon Briner hat 2018 den elterlichen Hof mit insgesamt 25 Hektaren übernommen und auf Bio umgestellt. Auf 300 Aren baut er Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren sowie Brombeeren an. Ein weiteres Standbein ist der Ackerbau. Briner baut Weizen, Dinkel und Mais an, zudem Spezialkulturen wie Linsen und Lein, die als Nahrungsmittel in Bioqualität besonders gefragt sind. Zusätzlich führt er Versuche mit Quinoa, Amarant und Kichererbsen durch, deren Anbau hierzulande anspruchsvoll ist. Die Beeren vermarktet er via Landi, die Ernten vom Acker via Fenaco. Einzig Linsen und Lein vertreibt er über seinen Onlineshop selbst.

Weitere Informationen:www.biohof-flochen.ch