«Wir haben die Ställe in Rüst- und Kühl-Räume umgenutzt und ich habe vollends auf Gemüse- und Ackerbau gesetzt», erklärt der 36-jährige Daniel Staufer, der den elterlichen Betrieb in Staad bei Grenchen SO im Jahr 2018 übernommen hat. Bis 1999 waren Muni- und Schweinemast Betriebszweige des Hofs, dann wurde die Tierhaltung aufgegeben und dafür die Direktvermarktung von Gemüse ausgebaut.
«Melken war nicht so mein Ding»
«Mein Grossvater hat schon mit Leidenschaft Gemüse produziert und ich bin stolz, diese Tradition weiterführen zu dürfen. Wir sind ein reiner Familienbetrieb und ich schätze es, auf die wertvolle Unterstützung meiner Eltern, Schwester und Partnerin zählen zu dürfen», betont Daniel Stauffer. Er hat die Lehre als Landwirt absolviert und die Weiterbildung zum Agrotechniker HF an der höheren Fachschule in Zollikofen BE abgeschlossen.
Der gewählte Weg zu Ackerbau und Gemüse kam nicht von ungefähr: «Das Melken von Kühen war nicht so mein Ding und wir haben hier rundherum Nachbarn, weshalb eine Poulet-Masthalle nicht infrage kam. Zudem lag mir der Ackerbau immer am Herzen und Zuckerrüben sind meine Lieblingskultur.»
Voll zurück auf dem Betrieb seit Anfang Jahr
Während rund zehn Jahren hat Daniel Stauffer in Teilzeit in einem Treuhand- und Beratungs-Büro für Landwirtschaft gearbeitet, was für ihn sehr lehrreich war: «Für mich sind Aspekte wie das Investieren in die Liegenschaft, Mechanisierung und die Altersvorsorge wie auch allgemeine Vorsorge sehr wichtig. Ich studiere meine Buchhaltung genau, will die Liquidität planen und vorausschauen. Wenn sich etwas in der Agrarpolitik ändert, betrifft das vielleicht auch mich und ich will parat sein», sinniert der Landwirt.
Seit Januar 2025 arbeitet Stauffer Vollzeit auf dem Hof; er hat den Entscheid nicht bereut. Er betreibt neben der Direktvermarktung einen vielfältigen Ackerbau mit Brotgetreide, Raps, Sonnenblumen, Silomais und Zuckerrüben. Die Maschinen für den Ackerbau werden dabei überbetrieblich eingesetzt, um die Kosten zu senken. Viele Arbeiten verrichtet Daniel Stauffer selbst und das ist sein Ansporn, «denn man sieht, was man gemacht hat, und kann Freude daran haben.»
Ein Familienbetrieb durch und durch
Daniel Stauffers Eltern helfen noch tatkräftig mit, die Schwester ist in einem 20-Prozent-Pensum angestellt und auch seine Freundin hilft an den Wochenenden im Verkauf mit. In der Produktion sind also nur Familienmitglieder tätig. Am Freitag kommen zusätzlich zwei bis drei Verkäuferinnen zum Einsatz. Bis auf Stauffers Schwester wohnen alle Familienmitglieder in den zwei Wohnungen auf dem Betrieb. Aktuell sei dies in jeder Hinsicht eine perfekte Lösung: «Es braucht alle auf dem Betrieb, wir laufen einander ständig über den Weg. Da müssen die Teamarbeit und die Chemie stimmen.»
Gemüseverkauf auf dem Markt und ab Hof
Bevor die Pandemie grössere Veränderungen mit sich brachte, vermarktete Daniel Stauffer sein Gemüse mehrmals die Woche am Markt in Grenchen. Um die Produkte auch ohne Markt an die Leute zu bringen, startete er zudem mit dem Verkauf ab Hof.
Auch nach der Pandemie wurde das Konzept beibehalten. Jeden Samstagvormittag wird ein buntes Sortiment an Gemüse, Salaten und Früchten auf dem Betrieb direkt verkauft. Jeden Freitag ist die Familie mit einem vielfältigen Gemüsesortiment auf dem Wochenmarkt in Grenchen anzutreffen. 70 bis 80 Prozent der Kunden kommen jede Woche an den Markt, machen ihren Grosseinkauf mit Gemüse und Kartoffeln.
Zum Sortiment gehören je nach Saison Broccoli, Blumenkohl, Lauch, Frühlingszwiebeln, Kohlrabi und vieles mehr: «Einige Gemüse bestellen wir bei einem Lieferanten, um das Angebot konstant zu halten. Auch Erdbeeren und Kirschen beziehen wir von einem Produzenten aus der Region und vermarkten sie weiter. Wir haben jedoch grösstenteils saisonale Ware im Sortiment, also keine Spargeln aus Peru. Im Frühling sind jeweils Frühkartoffeln und Grünspargeln der Hit, da warten die Leute förmlich darauf.»
Der Fokus liegt auf saisonalem Gemüse
Die Arbeitstage sind abwechslungsreich, da sehr kleinflächig produziert wird. Ab Februar beginnt die ganze Pflanzerei, alle zwei Wochen kommen die Setzlinge. Auch andere Gemüse werden von Frühling bis Sommer gestaffelt ausgesät und gepflanzt. Die Zeit zwischen Mai bis Ende August sei die anstrengendste Zeit, da dann alles zusammen komme, sagt Daniel Stauffer.
Auch die Obstanlage mit 200 Bäumen und die rund 250 Himbeersträucher werden in dieser Zeit gepflegt und geerntet. Von November bis Januar sei es etwas ruhiger, dann stünden Wintergemüse und Markt an. «Der Freiland-Nüsslersalat wird im Winter frisch geerntet. Das bedeutet viel Aufwand, dafür ist der Salat am Markt aber sehr gefragt», erläutert Daniel Stauffer, der auch gerne auf saisonale Gemüse setzt, die nicht so verbreitet sind, wie zum Beispiel Stangenbohnen. Im Treibhaus werden im Sommer Tomaten, Zucchetti und Gurken geerntet.
Bewässerung direkt aus der Aare
«Wir versuchen, möglichst alle Wünsche zu erfüllen, haben auch schon Gemüse-Kistli für Tombolas zusammengestellt. Die Kundenbindung ist da und meine Mutter hat wohl seit 30 Jahren kaum einmal an einem Freitag gefehlt am Markt. Sie übernimmt auch die Sortimentsergänzung und Bestellungen und ist beim Rüsten und Ernten dabei», betont Daniel Stauffer.
Für ihn ist die Lage des Hofs direkt an der Aare ideal, denn so hat er immer genügend Wasser zum Bewässern. Rund 12 ha von der Betriebsfläche können bewässert werden und sind mit Bodenleitungen erschlossen. Jedes Jahr ist dafür beim Kanton eine Konzession zu lösen, wie der Betriebsleiter erklärt.
In den Gemüsebau ist er in den letzten zehn Jahren hineingewachsen und er kann damit eine gute Wertschöpfung auf den Betrieb bringen. «Wenn die Arbeit Freude macht, etwas abwirft und betriebswirtschaftlich Sinn ergibt, dann ist auch die Motivation da. Sonst hat man den falschen Beruf», ist Stauffer überzeugt.