600 Franken pro Hektare und Jahr. Mit diesem Beitrag will der Bund die Produzentinnen und Produzenten beispielsweise zum herbizidfreien Anbau von Kartoffeln, Raps und dem Freiland-Konservegemüse bewegen. Dieser Beitrag ist – neben vielen weiteren Beiträgen – im überarbeiteten Katalog der Produktionssystembeiträge (PSB) eingebettet und ist ein Werkzeug der Parlamentarischen Initiative 19.475: «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren.»
Seit dem 1. Januar 2023 ist dieser Beschluss nun in Kraft und klingt in der Theorie gut. Das Problem liegt laut Schlüsselpersonen aus der Branche, die näher am Kartoffelfeld stehen, in der Praktikabilität der PSB.
Was ist anders?
Der Schweizer Bauernverband (SBV) begrüsse die weiterentwickelten PSB mehrheitlich, welche die Erreichung der Reduktionsziele unterstützen und ihren entsprechenden Beitrag leisten, wie der Verband in der entsprechenden Vernehmlassung schreibt. «Wichtig ist aber, dass die Fördermassnahmen dringend praktikabler ausgestaltet werden», so der SBV. Denn: Neu gilt als Beginn der Referenzperiode stets bereits die Ernte der Vorkultur und nicht erst der Saatzeitpunkt der beitragsberechtigten Kultur. Zudem muss die Massnahme gesamtbetrieblich auf allen Flächen einer Kultur angewendet werden und nicht wie bisher nur parzellenspezifisch.
Praktikable Anpassungen sind gefordert
Letzteres Kriterium kreiden Organisationen wie Swisspatat und die Vereinigung der Schweizer Kartoffelproduzenten (VSKP) an. Wegen der Ganzbetrieblichkeit würden Produzenten sogar aufhören, betont VSKP-Präsident Ruedi Fischer. Auch der SBV habe die praxisfernen Forderungen vom ersten Tag an deutlich bemängelt und Anpassungen gefordert, heisst es beim SBV auf Anfrage.
Trotz Ausnahmen schwierig
Denn trotz der Ausnahme beim Herbizidverzichts-Beitrag im Kartoffelbau beispielsweise, wo
- Einzelstockbehandlungen,
- die Bandbehandlung ab der Pflanzung auf maximal 50 % der Fläche
- und Herbizide zur Eliminierung der Stauden erlaubt sind,
würde durch die Bedingung «Ganzbetrieblichkeit des Herbizidverzichts» ein Einsparpotenzial des Pflanzenschutzmittels verspielt, ist Christian Bucher, Swisspatat-Geschäftsführer, der Ansicht.
Zwar begrüsse man die Bestrebungen des Bundes, den Herbizideinsatz im Kartoffelbau zu reduzieren, so Bucher. «Wir sind aber der Meinung, dass nebst dem Vollverzicht von Herbiziden auch der Teilverzicht nach wie vor gefördert werden sollte», sagt Christian Bucher.
Ausnahmejahre wie dieses
«Alles andere als eine jährliche und parzellenweise Anmeldung ist nicht immer sinnvoll – ganz besonders in Ausnahmejahren wie in diesem sind die Anforderungen kaum auf allen Schlägen praktikabel», fügt David Brugger, Leiter Pflanzenbau beim SBV, hinzu.
«Das BLW hat das Anliegen nicht angenommen, im Gegenteil...»
David Brugger geht noch weiter: «Für die Zielerreichung des Absenkpfads sind die neuen Kriterien sogar kontraproduktiv.» An allen Sitzungen und in allen Arbeitsgruppen habe der SBV auf eine jährliche und parzellenweise Anmeldung bestanden. «Das Bundesamt für Landwirtschaft hat das aber nicht angenommen – es hat die Bedingungen sogar noch zusätzlich verschärft», so David Brugger.