Abo Video Effizient Bewässern Die Hermann Gemüse AG überlässt bei der Bewässerung nichts dem Zufall Friday, 7. July 2023 Wer seine Kulturen bewässert, funktioniert im Sommer im Stressmodus. Spätnachts wird noch der Rollomat verstellt. Dann dreifach überprüft, ob kein Schauer auf die Strasse fällt und kein Tropfen eventuell einen vorbeifahrenden Zug treffen würde. Und wenn die Parzelle unförmig ist, soll jedes Pflänzchen am Parzellenrand sein Wasser haben. Man will ja möglichst wenig Wasser über die Parzellengrenze hinaus verlieren.

«Vor allem in der Schweiz sind die Herausforderungen aufgrund der kleinen Parzellen gross», weiss Lukas Keller von der Keller Technik AG. An einem Flurgang in Bad Ragaz im St. Galler Rheintal stellte er  das System «Raindancer» vor, das durchaus eine kleine Revolution für die Feldbewässerung in der Schweiz ist.

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Input kam aus der Schweiz

Vor etwa fünf Jahren trat Lukas Keller an die Firma IT-Direkt heran, mit dem Wunsch nach GPS-Sensoren für Regenkanonen. Die Keller Technik AG aus Nussbaumen TG hat sich auf Bewässerungseinrichtung spezialisiert. Durch das Importgeschäft hat Keller gute Kontakte nach Deutschland. Die IT-Direkt mit Sitz in Berlin entwickelte auf seinen Input die Software «Raindancer», ein System zur Überwachung und Steuerung landwirtschaftlicher Beregnungsmaschinen.

«Die Technologie eignet sich für Betriebe mit angrenzenden Wohn- und Industriegebieten, Strassen oder Eisenbahn. Interessant ist es zudem für Betriebe, die das Bewässerungswasser teuer einkaufen müssen.»

Lukas Keller zu den Einsatzmöglichkeiten von Raindancer

Auf alle Beregnungsmaschinen aufbaubar

[IMG 2]Raindancer besteht aus einem Grundsolarmodul mit GPS-Sender und der Elektronik. Zum Zweiten braucht es eine Motoreinheit, bestehend aus zwei Elektromotoren, die den Winkel des Beregners richtig einstellen. Das Solarmodul und die Motoreinheit werden auf den Regenwagen aufgebaut. Drucksensoren messen am Rohr vor der Kanone den Druck.

Die Regenkanone stellt die Teilbreite anhand der GPS-Position und des Wasserdrucks so ein, dass nicht über die Feldgrenze hinaus bewässert wird. Der Beregnungswinkel wird automatisch anhand der Feldform oder Hindernissen eingestellt und jederzeit nachjustiert. Wird ein Feld zum Beispiel schmaler, erhöht sich die Einzugsgeschwindigkeit des Rollomaten. Der grosse Vorteil ist, dass man die Komponenten auf alle Beregnungsmaschinen aufbauen kann – egal ob neu oder alt. Der Rollomat kann mit einer Computereinheit ausgerüstet werden, damit Raindancer und Rollomat via Internet miteinander kommunizieren können.

Alle Daten auf einen Blick

Abo Kartoffelbau Welches Bewässerungsverfahren rentiert sich? Friday, 10. February 2023 Der Landwirt erhält ein Login. Einmalig werden im System die Flächen erfasst und die Parzellengrenzen auf einer Satellitenkarte eingelesen oder gezeichnet. «Danach kann man den Regner in eine beliebige Parzelle stellen und er weiss dank GPS, wo er sich gerade befindet», erklärte Lukas Keller. Das Modul überträgt in regelmässigen Abständen die aktuelle geografische Position des Regenwagens sowie den Wasserdruck auf das Smartphone.

Der Landwirt muss nur noch die Bewässerungsmenge in Millimetern eingeben, der Rest wird über die Software gesteuert. Auch die Pumpen können an das Raindancer-Portal angeschlossen werden. So kann die gesamte Bewässerung von überall über das Smartphone, das Tablet oder den Computer überwacht und gesteuert werden. Bei einer Störung wird der Landwirt via Push-Meldung benachrichtigt.

«Man hat die komplette Beregnung auf einen Blick in der Übersicht», sagte Keller. Auch führt das System für jede Parzelle ein Wasserbuch. «So weiss ich Ende Jahr, wann auf welcher Parzelle wie viele Kubik und von welchem Bezugsort ausgebracht wurden.» 

Nicht für alle Betriebe geeignet

[IMG 3]Angesprochen auf die Kosten, sagte Lukas Keller: «Das hängt immer davon ab, welche Ausrüstung man braucht, das ist sehr individuell.» Mit Investitionskosten zwischen 5000 und 10'000 Franken müsse man allerdings schon rechnen. «Der Raindancer macht dort Sinn, wo das Wasser teuer bezogen werden muss oder für Betriebe, die viel bewässern müssen und viele unförmige Parzellen haben», betonte er.

Auch wenn die Technologie heute noch teuer ist, dürfte sie in Zukunft mit den Diskussionen rund um Ressourceneffizienz und Wasserknappheit an Bedeutung gewinnen.