Die Älplerfamilie Gwerder war Gastgeber der diesjährigen FiBL-Alpvisite. Der Tagungsschwerpunkt «Umgang mit Problempflanzen auf Alpen» konnte auf den vier Staffeln ihrer Bioalp Wasserberg bestens thematisiert werden. Doch während der teils hohe Unkrautdruck auf den Weiden für die Tagungsteilnehmer interessant war, bedeutet dieser für die Älplerfamilie Gwerder vor allem viel Schweiss und Arbeit.
Teils starke Verbuschung auf den Alpweiden
Seit 2007 bewirtschaften Käthy und Gerold Gwerder gemeinsam die Alp unterhalb des Wasserbergs. «In den ersten Jahren war die Arbeitsbelastung sehr hoch und wir konnten zu wenig Zeit in die Weidepflege investieren», erinnert sich Käthy Gwerder. Der bereits damals bestehende Druck durch Problempflanzen und die schleichende Verwaldung kamen immer mehr zum Vorschein.
Mittlerweile ist Sohn Melchior auf dem Alpbetrieb angestellt. Dadurch konnte die Familie die Unkrautbekämpfung merklich intensivieren. Wo dies von der Topografie her möglich ist, wird mit einem einachsigen Mulchgerät und mit der Mähmaschine gearbeitet. Grünerlen werden mit der Motorsäge entfernt und das Alpenkreuzkraut bei feuchten Verhältnissen von Hand ausgerissen. Der Klappertopf, welcher sich vor allem auf dem untersten Staffel stark ausbreitete, konnte durch eine intensive Beweidung mit Schafen, folgend auf den ersten Umtrieb der Kühe, zurückgedrängt werden.
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Ackerkratzdisteln sind Hauptproblem auf der Bio-Alp
Neben all diesen Massnahmen liegt der Hauptfokus aktuell aber bei der ausläuferbildenden Ackerkratzdistel. Bei deren Bekämpfung konzentrieren sich die Biobauern auf die blühenden Pflanzen, welche sie vor dem Samenflug ausstechen. Die grosse Anzahl an mit Disteln gefüllte Big Bags liessen die Tagungsteilnehmer erahnen, wie viel Arbeit hier investiert wurde.
«Im untersten Staffel konnten wir den Befall mittlerweile auf ein überschaubares Mass reduzieren», zeigt sich Käthy Gwerder vorsichtig optimistisch. Ziel sei nicht die vollständige Entfernung aller Disteln, denn Tiere wie Distelfalter und Distelfink seien auf diese Pflanze angewiesen, so die Biobäuerin.
Wichtige Biodiversität auf der Alp erhalten
«Die Sömmerungsvorschriften schreiben eine Unkrautbekämpfung vor», erklärte Referent Paul Ebnöther. Der Alp-Kontrolleur besuchte dieses Jahr bereits rund 30 Alpen. Nur ein Sömmerungsbetrieb musste wegen fehlender Unkrautbekämpfung beanstandet werden. Die Beurteilung der Verunkrautung von Alpweiden sei anspruchsvoll.
«Die Schwellenwerte für Verbuschungsarten und Problempflanzen sind je nach Ertragspotenzial der Alpweiden unterschiedlich», so Ebnöther weiter. Durch die Biodiversitätsbeiträge stünden heute auf Alpen vielfach mehr finanzielle Mittel zur Verfügung. Ziel dieser wichtigen Beiträge seien offene Weidefläche und somit Platz für eine hohe Biodiversität.
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Schleichende Verwaldung
Wie schnell die Pflanzenvielfalt zurückgedrängt wird, konnte Ebnöther auf den steilen Weiden des Mittelstaffels Laueli zeigen. Der hohe Druck durch Farn verdrängt kleinwüchsige Pflanzen teilweise grossflächig. Auch der Druck durch Grünerlen und die schleichende Verwaldung zeigte sich hier exemplarisch.
Bei schlecht zugänglichen und schwierig zu bewirtschaftenden Flächen, die bereits sehr stark verbuscht sind, müsse man angesichts des nur noch bescheidenen Ertrages auch über den Sinn einer zukünftigen Bewirtschaftung diskutieren. Wichtig sei, den Unkrautdruck auf einem tiefen Niveau zu halten. Auf gepflegten Alpen sei die Problempflanzenbekämpfung bedeutend einfacher zu bewältigen.
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Frühzeitig eingreifen
«Erfahrene Älpler kombinieren die Unkrautbekämpfung mit der täglichen Tierkontrolle, was sehr effizient sein kann», erklärte Paul Ebnöther. Sei der Unkrautdruck aber einmal zu hoch, führe das oftmals zur Resignation. Das bestätigte auch Tagungsleiter Franz Josef Steiner vom FiBL. Die Alpwirtschaft sei ein Knochenjob und erfordere viel Erfahrung: «Mehrstufige Alpbetriebe mit hohem Problempflanzenaufkommen sind sehr anspruchsvoll zu bewirtschaften.
Nur mit grossem Einsatz, viel Ausdauer und jahrelanger Erfahrung können hier Fortschritte erzielt werden.» Werden Alpen standortgerecht und ohne Herbizide bewirtschaftet, zeigten diese eine enorme Biodiversität bei Flora und Fauna.
Alp Wasserberg:
Weiden: Vier Staffeln: Unterstafel Suteren (1024 m ü.M.), Mittelstafel Laueli (1212 m ü.M.), Oberstaffel hinderist Hütte (1595 m ü.M.), oberster Staffel Gigengaden (1700 m ü.M.)
Viehbestand: 30 Milchkühe und 12 Jungtiere
Alpprodukte: Muotathaler Alpkäse, Mutschli, Spezialitäten, Fonduemischungen und Alpbutter
Produktevermarktung: Direktverkauf auf Alp- und Heimbetrieb, Märkte und Detailhandel
Arbeitskräfte: Käthy, Gerold und Sohn Melchior Gwerder, diverse Aushilfen aus dem Familien- und Bekanntenkreis