Aktuell ist von den verschiedenen Hirsenarten, welche sich auch auf Futterbauwiesen der Zentralschweiz alljährlich immer stärker ausbreiten, fast nichts mehr zu sehen. Die nicht winterharten Pflanzen sind zwar verrottet, doch die Lücken auf betroffenen Feldern lassen erahnen, dass das Ungras ohne entsprechende Massnahmen spätestens im kommenden Sommer wieder zum Thema wird.[IMG 2]

Enormer Samenvorrat

Gebietsweise präsentierten sich einzelne Parzellen im letzten Spätsommer als richtige Borstenhirse-Monokulturen. Entsprechend enorm ist an diesen Standorten der Samenvorrat im Boden. Eine Bekämpfung ist anspruchsvoll und erfordert vielfältige Massnahmen; mit Herbiziden ist der Hirse nicht beizukommen

Lücken sind Hauptursache

«Die Hirse hat nur dann eine Chance, wenn die Grasnarbe Lücken hat», betont der Schwyzer Landwirt Ruedi Reichlin. Auf seinem eigenen Betrieb in Steinen und auch für Berufskollegen ist er viel mit seiner Güttler-Sämaschine unterwegs. Bis 50 Hektaren Wiesland übersät er alljährlich in der Region. Dadurch hat er grosse Erfahrung im Futterbau und kennt die Situation auf vielen Betrieben. In seiner Region hätten in den vergangenen Jahren auch die Wühlmäuse und die damit verbundenen Grasnarbenschäden zu lückenhaften Beständen geführt.

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Schnitthöhe entscheidend

«Die Hirsenbekämpfung benötigt viel Zeit, Resultate sind nur mit verschiedenen Massnahmen zu erreichen. Zudem hat auch die Witterung einen sehr grossen Einfluss», so der 48-jährige Landwirt. Absolut entscheidend sei insbesondere im Hochsommer die eingestellte Schnitthöhe des Mähwerkes und der Mähmaschine. Die Erfahrung zeige, dass das Gras bei einer Schnitthöhe von rund acht Zentimetern viel rascher nachwachse als bei vier Zentimetern. Dieses schnelle Nachschiessen erschwere den Aufwuchs der Hirse bedeutend. Ebenso gross sei aber auch der Einfluss des Wetters. Erfolge die Mähnutzung vor einer Periode mit extremer Sommerhitze werde der vom Schnitt geschwächte Grasbestand noch mehr gestresst. «Auf meinen Parzellen, wo ich eingrase, sind bezüglich Hirsepopulation teilweise schon bei zwei Tagen Differenz des Schnittzeitpunkts grosse Unterschiede zu erkennen.»

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Übersaat zeitig im Frühjahr

Abo So sah es diesen Herbst an vielen südexponierten und trockenen Hanglagen in der Innerschweiz aus. Im nächsten Frühjahr sind Massnahmen für eine dichte Grasnarbe notwendig. Futterbau Hirsenplage auf anfälligen Standorten in der Innerschweiz Tuesday, 31. October 2023 Wiesen mit lückigen Beständen werden auf dem Betrieb von Ruedi Reichlin fast alljährlich übersät, sporadisch lässt er gute Bestände auch etwas älter werden, damit sie versamen. Damit eine Übersaat erfolgreich sei, benötige man unabhängig von der eingesetzten Technik auch viel Glück mit dem Wetter. Idealer Zeitpunkt sei im September oder zeitig im Frühjahr, bevor die Lücken wieder von Unkräutern geschlossen würden. Beim Saatgut setzt Ruedi Reichlin mittlerweile auf andere Mischungen als noch vor zehn Jahren. Früher arbeitete er hauptsächlich mit ertragreichen Italienisch-Raigras-Mischungen, heute kommen auch Mischungen mit trockenheitstoleranten Gräsern wie Knaulgras oder Rohrschwingel zum Einsatz. Bewährte und weit verbreitete Gräser seien sich die zunehmenden extremen Hitzeperioden der letzten Jahre oftmals nicht gewöhnt. Falle das Raigras dadurch weg, habe die Hirse gemäss seinen Beobachtungen ein leichtes Spiel.

Ein Türöffner für eine Hirsen-Invasion sei auch das leider immer noch zu beobachtende Güllen auf kahle Böden bei Sommerhitze. Wenn dies dann an Hanglagen noch breitflächig erfolge, könne das zu starken Verbrennungen mit verheerenden Folgen führen. Eine gut verdünnte Gülle in bereits etwas nachgeschossene Bestände einzusetzen, würde sich darum über die Sommermonate sicher lohnen. Ebenso sinnvoll sei es, für Düngearbeiten ein kühleres Wetterfenster abzuwarten. Die Intensität der Düngung sei der Nutzung und dem Standort anzupassen. Stimme der Pflanzenbestand, vertrage es eine intensive Düngung, denn zu wenig Stickstoff schwäche die konkurrenzfähigen Gräser.

Invasiver Neophyt Borstenhirse
Hirsen sind einjährige, sommerkeimende Pflanzen, die besonders bei hohen Temperaturen gegenüber anderen Pflanzen sehr konkurrenzstark sind und dadurch rasch Lücken in der Grasnarbe besetzen.
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Fingerhirse auf den Weiden
Die verschiedenen Hirsearten haben einen sehr tiefen Futterwert und werden von den Tieren kaum gefressen. Die insbesondere auf der Weide oft vorkommende Fingerhirse wird von Tieren stehen gelassen, was zu den typisch dunkelroten Weiden im Herbst führt. In Mähwiesen ist vor allem die Borstenhirse ein grosses Problem. Während sie ursprünglich hauptsächlich an südexponierten Hängen und Böden mit wenig Humus vorkam, hat sie sich mittlerweile auch auf tiefgründigen Böden ausgebreitet. Gebietsweise, wie beispielsweise auf der Allmend Buochs-Ennetbürgen in Nidwalden, kann fast schon von Hirse-Monokulturen gesprochen werden.

Keimfähigkeit hemmen
In der Stallfütterung wird die Borstenhirse vor allem als Dürrfutter stark aussortiert und führt darum zu übermäs­sigen Krippenresten. In Dürrfutter mit einem hohen Anteil an Borstenhirse wirken die Borsten wie kleine Nadeln und können dadurch zu Verletzungen in der Mundhöhle und an der Zunge der Tiere führen. Eher gefressen werden solche Bestände, wenn sie einsiliert werden. Ein weiterer Vorteil des Silierens ist, dass die Keimfähigkeit von Borstenhirsen-Samen in der Siloballe nach rund zwei Monaten verloren geht. Auch in der Gülle verlieren Hirsensamen nach 40 Tage ihre Keimfähigkeit.