Präsident Ernst Peter stellte gleich zu Beginn klar, dass der Verein keinen Krieg mit den Mostereien haben wolle, aber das jetzige System mit dem Rückbehalt beziehungsweise Ernteausgleich sei unbefriedigend. «Es geht uns um Transparenz und Fairness»,sagte Peter.

Verwendung Mostobstfonds

Das Ernteausgleichssystem beruht darauf, dass die Mostereien, insbesondere die grossen wie die Ramseier Suisse AG oder Mosterei Möhl, alles Mostobst entgegennehmen – also auch die gesamte Ernte in Jahren mit Grossernten. Bis zu 50'000 t liegt der Rückbehalt bei Mostäpfeln bei Fr. 1.–. Steigt die Ernte auf beispielsweise 90'000 t an, werden den Produzenten vom Richtpreis Fr. 15.50 abgezogen. Der Richtpreis ist seit Jahr und Tag derselbe und beträgt für Suisse-Garantie-Äpfel Fr. 26.– und für die Spezialsorten Fr. 33.–.

In den vergangenen Jahren kam es zwar nie dazu, dass das Maximum von Fr. 15.50 erreicht wurde, aber 2020 betrug der Rückbehalt Fr. 13.–, was geharnischte Reaktionen der Produzenten auslöste. 2021 war der Rückbehalt deutlich tiefer und lag bei Fr. 3.–, 2022 betrug er noch Fr. 1.–/100 kg.

Diese Gelder verwaltet der Schweizer Obstverband. Damit werden bei Überschüssen die Produktion von Konzentrat und dessen Export finanziert. Immer mehr ist dieses Ernteausgleichssystem in Verruf geraten. Nicht nur, dass die Produzenten allein die Überschussproduktion tragen müssen, auch einige Mostereien stossen sich daran und argwöhnen, dass die grossen Mostereien allzu gerne Konzentrat für den Export herstellen und sich dies aus dem Ernteausgleich sowie Bundesbeiträgen finanzieren lassen, anstatt beispielsweise kleinere Mostereien mit Mostobst zu beliefern. Dabei geht es um beträchtliche Summen: So wurde 2021 aus dem Mostobstfonds für Mostäpfel Fr. 10'252'855.– ausbezahlt, davon für die Konzentratherstellung Fr. 10'019'163.–, und für Mostbirnen Fr. 764'311.–, davon Fr. 740'881.– für die Konzentratherstellung.

Bleibt alles beim Alten?

Abo Mostobst Es wird über den Ernteausgleich diskutiert. Reicht das? Tuesday, 25. April 2023 Just um dieses Thema ging es im August 2022, als sich der Verein Hochstammobstbau Schweiz mit dem SOV zu einer Aussprache traf. «Wir forderten eine Änderung des jetzigen Ernteausgleichsystems, das nur zulasten der Produzenten geht, den Einsitz in einer Arbeitsgruppe, die sich dessen annehmen soll, Transparenz über die Mittelverwendung des Mostobstfonds und dass der Bund seine Aufsichtsfunktion wahrnimmt, weil er an die Obstverwertung Zuschüsse von im Schnitt einer Million Franken überweist», zählte Ernst Peter auf.

Aber es scheint so, dass alles beim Alten bleibt. Dann ist aber programmiert, dass der Frust der Hochstammobstbauern noch ansteigen wird. Schon an der Hauptversammlung kamen entsprechende Voten aus dem Plenum: «Es ist eine Frechheit, was der Schweizer Obstverband mit uns macht!» Oder es wurde moniert, dass sich der Obstverband nur um Tafelobst und Beeren kümmert und nichts für Hochstamm und Mostobst tut. Auch meldete sich ein Junglandwirt und sagte: «Wir jungen Landwirte machen das nicht mehr mit.»

Immer mehr Hofmostereien

Resultat werde sein, dass sich Hochstammproduzenten andere Absatzkanäle suchen, wo sie am Ernteausgleichssystem vorbeiliefern können und den vollen Preis erhalten. Ein Trend zu immer mehr Hofmostereien ist spürbar. Diese klagen nicht über Absatzprobleme, in Hofläden sei Süssmost ein Renner, hiess es an der Hauptversammlung.


Geht auch ohne Ernteausgleich

[IMG 2]Einer, der erfolgreich nach neuen Absatzwegen suchte, ist Fredi Klee aus Oberegg. Er nahm auch an der Hauptversammlung der IG Hochstammobstbau teil. Der Präsident der IG Appenzeller Obst lancierte zusammen mit der Brauerei Locher das Bschorle, welches Malz mit dem Saft aus 28 Birnen- und Apfelsorten aus der Region Oberegg zu einem spritzig-süssen Getränk vereint.

Als er 2016 bei Ramseier Suisse AG angefragt habe, eine kleine Obstsammelstelle in Ausserrhoden für die Produktion zu übernehmen, habe niemand Interesse gehabt, erzählt er. «Die hatten grad abgewunken.»

Klee fand seine Lösung: Heute wird das Appenzeller Obst in der Mosterei Kobelt gepresst und bei der Mosterei Brunner AG zu Konzentrat verarbeitet – alles am Ernteausgleich vorbei. Solche Beispiele machen Schule und sind eine Nische für junge Landwirte, die nicht mehr einfach alles abnicken, was vom Verband kommt.

Immer mehr liefern an den Verein

Bei der Gründung der IG Appen­zeller Obst 2016 seien sie 25 Betriebe gewesen. Heute zählt der Verein über 200 Mitglieder aus Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden, die Mostobst für das Bschorle liefern. «Die Mitglieder kamen zu uns, nicht nur weil sie unzufrieden waren mit dem Ernteausgleich, sondern weil die grossen Mostereien immer mehr die Transportkosten auf die Bauern und die Logistikunternehmen abwälzten», erzählt Fredi Klee.[IMG 3]

 

 

 

Hochstämmer richtig pflegen: Schädlinge und Wirkstoffe
Dem St. Galler Obstbauberater Richard Hollenstein ist es ein Anliegen, dass die voluminösen, landschaftsprägenden Hochstammobstbäume auf Naturwiesen in der Ostschweiz erhalten bleiben. «Aber die Pflege der Hochstammbäume ist arbeits- und kostenintensiver geworden. Zeigen Sie den Mehraufwand bei den Preisverhandlungen auf», rief er den Produzenten zu.

Es gibt immer weniger Wirkstoffe, und die Mittel haben eine kürzere Wirkungsdauer. So sind oft zusätzliche Spritzdurchgänge nötig, um den gleichen Wirkungsgrad zu erreichen. Je nach Jahr sind witterungsbedingt auch die Populationsentwicklungen von Schädlingen wie die des Apfel- und Pflaumenwicklers unterschiedlich. «Der Applikationszeitpunkt ist ausserordentlich wichtig», so Richard Hollenstein. Man müsse den Schädlingsbefall minutiös überwachen und abschätzen. Nur so seien wirksame Pflegemassnahmen möglich. Er verwies auf den telefonischen Warndienst und das Obstfax der Fachstelle Obstbau SG. Der Thurgau bewirtschaftet ebenfalls ein Obstfax. Das chemische Ausdünnen spielt bis dato im Hochstamm eine untergeordnete Rolle. Aufs Tapet brachte dies Paul Wirth von der Firma Stähler.

Alternanz brechen?
Im Angebot stehen, nebst anderen Produkten, mit Dartilon oder Dirigol N zwei Mittel, die für ausgeglichenere Erträge sorgen – zwar nie so, wie es bei den Tafeläpfeln möglich ist. Die Genetik von Hochstamm-Mostbäumen ist auf Alternanz programmiert. Das lässt sich nur sehr begrenzt ausschalten, zumal die Hochstammbäume ein grosses Volumen aufweisen und die Applikation viel schwieriger ist. «Aufgrund unserer Versuche war der Erfolg mässig. Allenfalls lohnt es sich für Niederstamm-Mostobstbäume», so das Fazit von Richard Hollenstein.

Paul Wirth stellte zudem den CheckmatePuffer vor. Das ist ein automatischer Aerosol-Dispenser, der mit einer Stange über der Krone des Hochstammbaumes angebracht wird. Der Puffer sorgt für Verwirrung des Apfelwicklers beim Kernobst. Im Hochstammobstbau laufen dazu Versuche. Eine Aussage über deren Wirkung ist laut Hollenstein erst in ein paar Jahren möglich. [IMG 4]
Obstbauberatung SG: Link
Obstfax TG: Link