Die Landi Weinland nimmt immer mehr Bioware entgegen. 2021 hatte sie einem Bioanteil von 21 %, steigerte diesen 2022 auf 37 % und wird in diesem Jahr wohl die 40 % erreichen. Hans-Georg Kessler, Mitglied der Biofarm-Geschäftsleitung und dortiger Leiter Landwirtschaft, freut sich über den steigenden Anteil und kam denn auch eigens an den Getreidehöck nach Marthalen angereist – notabene anschliessend an die Richtpreiserunde für Schweizer Knospe-Futtergetreide. Folgerichtig verkündete er als Erstes, dass die Richtpreise für die Ernte 2023 steigen werden.
Katzenjammer oder was?
Ansonsten versinkt die Biobranche etwas im Katzenjammer. «Alle hacken auf Bio herum», so Hans-Georg Kessler. Das sei halt so, sobald man aus der Nische heraustrete und grösser werde. Die Konsumentinnen und Konsumenten reagieren preissensibel und essen weniger Bio-Eier. Biofleisch kommt auch seltener auf den Tisch – und bei der Biomilch gäbe es Konkurrenz durch andere Labels wie beispielsweise Wiesenmilch.
«Klar ist der Markt gegenüber den Corona-Jahren zurückgegangen, aber das Umsatzvolumen ist grösser als 2019», hielt Kessler fest. Aber es wäre halt doch schön, gäbe es mehr Biokonsumenten, so der Biofarm-Verantwortliche.
Alle Register ziehen
Für den Ackerbau sieht es besser aus. Laut Hans-Georg Kessler seien fast alle Ackerfrüchte gesucht. Allerdings müssen die Landwirte in diesem nass-kalten Frühjahrsmonaten alle Register ziehen, dass der Anbau gelingt.
Schön wäre es, wenn mehr Bio-Zuckerrüben und Biosoja produziert würde. Das Potenzial von Soja und Zuckerrüben sei bei Weitem nicht ausgeschöpft. Gefragt seien weiterhin Sonnenblumen, aber ob der Preis so bleiben werde, sei ungewiss.
Tipps für Umsteller
«Machen Sie das, was Sie gerne tun, was zu Ihrem Betrieb passt und was am Markt gefragt ist», rief Hans-Georg Kessler umstellungswilligen Landwirten zu. Positiv im Umfeld der Landi Weinland ist, dass sie auch Umstellerware entgegennimmt.
Auch bezeichnet sich Kessler als Fan der Kunstwiese. Das sei relativ klimasicher und bei diesen regnerischen Wetterbedingungen das Richtige. Zumal Bioproduzenten damit auch den Unkrautdruck senken könnten. Weiter ging Kessler auf die Spezialgetreidesorten ein. Umstellware kann kaum abverkauft werden und findet höchstens Platz in Hofläden.
Speisehafer hat viel Konkurrenz
Nach dem Corona-Boom ist aber auch bei der Biofarm die Nachfrage nach Spezialgetreide eingebrochen. Das gilt auch für Speisehafer, den Biofarm in der Schweiz salonfähig machte – lange bevor die Grossverteiler dessen Potenzial erkannten und heute als Superfood und Haferdrink anpreisen.
Hirse: Markt gesättigt
Eine weitere Spezialkultur ist Hirse, die anspruchslos und trockenheitstolerant ist. Auch Spätsaaten beispielsweise nach der Gerstenernte sind möglich. «Der Markt ist ausgeglichen. Wir brauchen keine Produzenten mehr», sagt Hans-Georg Kessler.
Lein: Anspruchsvoll und gesucht
Gesucht sei hingegen Lein. Die Nachfrage nach Leinöl sei konstant. Der Produzentenpreis beträgt Fr. 300.–/dt. Leinsaat ist aber eine anspruchsvolle Kultur. Bei der Parzellenwahl sind jene mit geringem Unkrautdruck zu berücksichtigen. Dazu komme vorgängig eine Unkrautkur und dann Striegeln und Hacken.
Für Biofarm nur in Vertragsproduktion
Angebot und Nachfrage steuert die Biofarm mit Vertragsproduktion. Wer Interesse hat, soll sich bei der Biofarm melden.
Neuigkeiten von der Sammelstelle in Marthalen
Am Getreideproduzentenhöck hatten die Teilnehmer Gelegenheit, die neu gebauten Silos zu besichtigen. Dort wird nun auch das Getreide der Sammelstelle Schlatt gelagert. Schlatt wurde ja bekanntlich auf Ende 2022 geschlossen. Stefan Schär, Leiter Getreidesammelstelle der Landi Weinland, fasste die Neuerungen auf diese Saison zusammen. [IMG 2]
- Die Landi Weinland beteiligt sich am neu eingeführten Programm «Transparenz» der IP-Suisse (IPS). Die IPS zahlt einen Zuschlag an die Getreideabrechnung, sofern die Sammelstelle den Auszahlungspreis IPS ihren Produzenten bekannt gibt. Das war am Getreidehöck der Fall. Eins zu eins gibt die Landi Weinland ihren Produzenten den Zuschlag weiter.
- Neu führt die Landi Weinland für die aktuelle Futtergetreideernte eine Akontozahlung ein (90 % gibt es 30 Tage nach Ablieferung, den Rest als Schlusszahlung im kommenden Frühling).
- Wegen massiv steigender Heizölpreise erhöhte die Landi 2022 die Trocknungskosten um den Faktor 1,4. Für die Erntesaison 2023 gibt es eine leichte Entlastung auf den Faktor 1,2.
- Für Bioackerbohnen und Biosoja zahlt die Landi Weinland eine Prämie von 5 Fr./dt.
- Auch gibt es auf 1. Juni mit Jan Schär einen neuen Mitarbeiter im Agrarbereich. Schär ist gelernter Landmaschinenmechaniker und wird berufsbegleitend die Zweitausbildung als Landwirt absolvieren.
