Die vergangenen Wochen waren für die Zentralschweizer Obstbauern intensiv. Einerseits lagen die Temperaturen ab dem 17. April über eine Woche lang rund um den Gefrierpunkt, anderseits gab es in dieser Phase auch mehrmals Schnee bis in tiefste Lagen. Dass diese Kälteperiode genau zur Hauptblütezeit der Äpfel kam und auch das Steinobst in einem sehr kälteempfindlichen Stadium war, forderte die Obstbauern noch zusätzlich.
Unschöne weisse Überraschung
«Wir hatten uns hauptsächlich auf Frost eingestellt», erklärt Philipp Hotz vom Hotzenhof in Baar. Das Gras in den Fahrgassen wurde gemulcht, die Frostkerzen aufgestellt und das Foliendach über den Steinobstanlagen geschlossen. Unter der Folie blieben die Temperaturen dadurch immer im positiven Bereich. «Dass wir dann bei uns auf 450 m ü. M. auf dem Foliendach plötzlich zehn Zentimeter Schnee hatten, war eine ganz unschöne Überraschung», so Philipp Hotz weiter. Glücklicherweise habe der Witterungsschutz gehalten und es habe keine Schäden gegeben.
Tiefstwerte von minus ein Grad
Auch in den Kernobstanlagen, wo die Hagelschutznetze noch nicht geschlossen waren, sei man auf dem Hotzenhof mit einem blauen Auge davongekommen. Das Thermometer zeigte auf zwei Meter Höhe als Tiefstwert minus ein Grad an, ein Wert, den Apfelblüten gerade noch ertragen. Die lange Phase mit kühlen und nassen Tagen sei aber für die Bäume sicher ein Stress gewesen. Es sei schwierig abzuschätzen, wie stark dadurch der Junifall ausfallen werde. Entsprechend herausfordernd wird gemäss Philipp Hotz die Fruchtausdünnung bei den Äpfeln sein, die in diesen Tagen ansteht.
Nicht so extrem wie im Jahr 2023
Für Pflanzenschutzmassnahmen habe es in den letzten Wochen immer wieder kurze Zeitfenster gegeben, welche aber kompromisslos genutzt werden mussten. «Es war zwar in den Fahrgassen auch in diesem Frühjahr nass. Aber ganz so extrem wie 2023, wo wir sogar mit unserem Raupentraktor an die Grenze kamen, war es glücklicherweise nicht», so der Zuger Obstfachmann gegenüber der BauernZeitung.
Keine Frostnacht auf 600 m ü. M.
Schon eher an die Grenzen betreffs Befahrbarkeit kam Michael Reichmuth vom Biohof Fluofeld in Oberarth. Seine Anlagen befinden sich in leichter Hanglage auf rund 600 m ü. M. «Wir behandelten unsere Bäume gegen Pilzkrankheiten vorbeugend und sobald der Boden wieder befahrbar war, noch abstoppend», so Reichmuth. Ganz lückenlos habe er den Schutzbelag sicher nicht aufrechterhalten können. Trotz der erhöhten Lage seiner Anlage habe er aber glücklicherweise keine Frostnacht verzeichnen müssen. Das Hagelnetz sei sowohl beim Stein- als auch bei Kernobst noch nicht geöffnet worden, wodurch die Schneefälle zu keinen Schäden führten. reb
