Die Bio Test Agro AG, welche Kontrollen und Zertifizierungen auf biologisch geführten Landwirtschafts-, Verarbeitungs- und Handelsbetrieben in der ganzen Schweiz anbietet, verlässt ihren langjährigen Standort auf dem Schwand. Diese Schlagzeile kam doch eher überraschend. Die BauernZeitung hat bei Thomas Herren, Geschäftsführer der Bio Test Agro AG, nachgefragt und wollte wissen, was die Beweggründe für diesen Wegzug sind.
Wurde zu eng
«Verschiedene Faktoren haben dazu beigetragen. Erstens sind wir in den vergangenen Jahren stark gewachsen und der Platzbedarf hat zugenommen. Gleichzeitig entsprechen die Räumlichkeiten auf dem Schwand nicht mehr unseren heutigen Bedürfnissen bezüglich Ergonomie, Lärm und Infrastruktur», sagt Thomas Herren. Die Summe der Einzelheiten habe dazu geführt, dass man sich umgesehen und sich schliesslich für ein anderes Objekt entschieden habe. Inwieweit die Bio Schwand AG, die Vermieterin der Räumlichkeiten, mit dem Wegzug der Bio Test Agro AG zu tun hat, formuliert Herren so: «Die Bio Schwand AG ist für uns als Kontrollstelle nicht nur eine Vermieterin, sondern auch eine Kundin im Bereich Verarbeitung und Handel. Der Beschluss war am Ende ein rein ökonomischer Entscheid», so Herren. Man habe sich einfach für ein anderes Objekt entschieden, weil es viele Vorteile bringe, obwohl man den Schwand aus sentimentalen Gründen nur ungern verlasse. Dass die Bio Test Agro AG in Münsingen verwurzelt ist, zeigt sich darin, dass man in der Region bleiben werde. «Viele unserer Mitarbeitenden sind hier verwurzelt. Wir haben am Erlenauweg 17 in Münsingen neue Räume gefunden, die für uns ideal sind», freut sich der Geschäftsführer. Offiziell werde man ab dem 1. August am neuen Standort zu finden sein. In Zukunft wolle man den Fokus vermehrt auf den Praxisbezug im Biobereich legen. Um sich in diesem Bereich weiter verbessern zu können, wurden bereits im vergangenen und zu Beginn dieses Jahres organisatorische Änderungen vollzogen. «Wir arbeiten hart daran, unseren Service unabhängig von personellen Wechseln und Corona hoch zu halten und wollen uns als qualitativ fundierte und unabhängige Kontrollstelle etablieren, unabhängig von unserem Standort», sagt Herren.
Neuer Mieter gesucht
Den Wegzug der Bio Test Agro AG vom Schwand bedauert auch Heinz Iseli, Verwaltungsratspräsident der Bio Schwand AG. «Wir finden es natürlich schade, dass die Bio Test Agro uns verlässt», sagt Iseli. Die Gründe dafür kenne er nicht, hält aber fest, dass sie mit der Bio Test Agro in all den Jahren immer ein gutes Mietverhältnis hatten. Die freiwerdenden Räume möchte die Bio Schwand AG jetzt möglichst schnell weitervermieten. «Unterschrieben ist noch nichts, aber so wie es aussieht, wird sich intern dafür eine Lösung finden», sagt Iseli. Da die Bio Schwand AG die meisten Gebäude auf dem Schwand verwaltet, ist sie auch auf langjährige Mieter angewiesen. Wie die Zukunft der Bio Schwand AG aussehen wird, sei schwierig zu sagen. «Vieles hängt auch mit den zwei Pflanzenschutz-Initiativen zusammen, welche am 13. Juni zur Abstimmung kommen», sagt Heinz Iseli. Werden diese angenommen, könne er sich gut vorstellen, dass der Bio-Boom weiter zunehmen werde und auch die Bio Schwand AG davon profitieren könnte. «Dank unserer Schulungsräume und der Bio-Kurse, die auf dem Schwand angeboten werden, sind wir bestens dafür prädestiniert», sagt Heinz Iseli.
Negative Schlagzeilen
In der Vergangenheit ist die Bio Schwand AG immer wieder in die negativen Schlagzeilen geraten. Immer wieder war von Geldproblemen zu hören, sogar von Konkurs war die Rede. «Finanziell sind wir sicher nicht auf Rosen gebettet», sagt Heinz Iseli. «Überschuldet sind wir aber auch nicht», hält er fest. Der Verwaltungsratspräsident verheimlicht aber auch nicht, dass vor allem der Bau der neuen Heizung doch teurer geworden sei als zuerst angenommen. Diese Heizung gab vor zwei Jahren doch heftig zu reden, weil die Nebenkostenabrechnungen plötzlich fast doppelt so hoch ausfielen. Der schöne Teil der Schwand-Geschichte begann vor über 100 Jahren. In der Landwirtschaftlichen Schule wurden Tausende Bäuerinnen und Bauern ausgebildet. Als 2003 bekannt wurde, dass der Berner Regierungsrat die Landwirtschaftliche Schule schliesst, wollte eine Gruppe um Heinz Iseli das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) für den Standort begeistern.
Kanton Bern als Mieter
Doch das FiBL blieb in Frick AG, so dass der Schwand zum Verkauf ausgeschrieben wurde. 2012 verkaufte der Kanton Bern der Bio Schwand AG zehn Gebäude. Diese verwaltet jetzt alle nichtlandwirtschaftlichen Gebäude im Baurecht. Ein grosser Teil dieser Räumlichkeiten ist untervermietet. Ein gewichtiger Mieter ist immer noch der Kanton Bern. Mit der Bio Test Agro AG ist nun ein langjähriger Mieter weniger.