Der nasse und teils auch kühle Frühling forderte die Obstbauern. Insbesondere der hohe Druck durch Pilzkrankheiten bedingte zusätzliche Pflanzenschutzbehandlungen. Da die Bio-Obstbauern keine systemischen Mittel einsetzen können, waren ihre Behandlungsintervalle noch höher, was in den Anlagen vielfach seine Spuren hinterliess. «Die Befahrbarkeit der Fahrgassen in ungedeckten Anlagen war heuer sicher eine Herausforderung», erklärte FiBL-Obstbau-Berater Fabian Baumgartner gegenüber der BauernZeitung.

Grosse Palette von Früchten auf dem Betrieb der Familie Wirth

Fabian Baumgartner organisierte den diesjährigen Erfahrungsaustausch Biosteinobstanbau, der bei Familie Barbara und Bruno Wirth auf ihrem Biohof in Olsberg stattfand. Neben dem Ackerbau und der Tierhaltung mit Freilandhühnern und Black-Angus-Rindern ist der Obstbau ein wichtiger Betriebszweig. Eine grosse Palette von Früchten wie Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Pfirsiche, Kirschen und Aprikosen wird angebaut. Besonders in der Aprikosen-Freiland-Anlage hinterliess der nasse Frühling seine Spuren, die Bäume waren von der Monilia-Pilzkrankheit gezeichnet. «Monilia ist in unserer Region neben dem Spätfrost und Bakterienbrand das Hauptproblem beim Freiland-Aprikosen-Anbau. Insbesondere während und beim Abblühen ist der Druck hoch, entsprechend wichtig ist es, die Kulturen vor Infektionen zu schützen», erklärt der Obstbauspezialist weiter. Allerdings sei die Wirksamkeit der im Biolandbau zugelassenen Mittel beschränkt. Dazu komme, dass Blütenmonilia bei Aprikosen bis ins Holz vordringe und so auch den Baum selber schädige. [IMG 2]

Mit Witterungsschutzanlage sind Aprikosen besser vor Monilia geschützt

Um die Monilia-Problematik zu entschärfen, investierte Familie Wirth bei der aktuellen Remontierung der Aprikosen in eine Witterungsschutzanlage. Bereits wurden die Bäume gepflanzt und auch die Einnetzung der Anlage wurde realisiert. Die Plastikabdeckung folgt demnächst. «Durch den Witterungsschutz kann nicht nur die Baumgesundheit der Aprikosen besser erhalten werden. Auch die Anzahl Pflanzenschutzbehandlungen und damit Durchfahrten kann reduziert werden», erklärt Fabian Baumgartner. Gleichzeitig könnten die Kulturen durch die vollständige Einnetzung bis zu einem gewissen Grad auch vor der gefürchteten Kirschessigfliege geschützt werden.

Potenzial im Direktverkauf für Bio-Aprikosen ist vorhanden

Familie Wirth vermarktet ihre Früchte sowohl direkt als auch über den Handel. FiBL-Berater Fabian Baumgartner sieht insbesondere in der Direktvermarktung von Aprikosen noch Potenzial: «Frische regionale Aprikosen sind ein exklusives Produkt, das für die lokale Vermarktung sicher interessant ist.» Um in den Handel liefern zu können, brauche es aber eine gewisse Liefermenge. Wichtig sei natürlich auch die Liefersicherheit. Diese sei im Anbau unter einem Witterungsschutz ebenfalls höher. «Gerade in Jahren, in denen die Temperaturen während der Blüte deutlich ins Minus fallen, kann die Folienabdeckung bei einem klassischen Strahlungsfrost einen Vorteil bringen. Darunter liegen die Temperaturen häufig ein bis zwei Grad höher als im Freiland, wodurch die Frostgefahr geringer ist.» Allerdings gebe es auch in gedeckten Anlagen Herausforderungen. Vor allem bei den Kirschen seien die Blattläuse im Biolandbau ein schwer in Schach zu haltender Schädling.

Versuch mit der Förderung von Nützlingen 

Aus diesem Grund macht das FiBL aktuell auf dem Biohof von Familie Wirth Versuche mit der Nützlingsförderung. Dabei wird im Vorhaupt der Anlage mittels Einsaat von geeigneten Pflanzen ein Blühreservoir angelegt, wo die entsprechenden Gegenspieler der Schwarzen Kirschenblattlaus ausgesetzt werden. «Die Betriebsleiter des Biohofs Wirth sind sehr motiviert und arbeiten professionell. Dadurch ist dieser Hof für uns vom FiBL ein sehr wertvoller Versuchsbetrieb», betont Fabian Baumgartner.

Mit Steinmehl gegen Läuse

Neben dem erwähnten Projekt zur Nützlingsförderung in Obstanlagen laufe aktuell auch noch ein Versuch zur Grünen Zwetschgenblattlaus. Dabei werden die Bäume im Oktober mit Kaolin behandelt. Dieses weisse Steinmehl wirkt als physikalische Barriere, wodurch das Landen der im Herbst zurückfliegenden Blattläuse auf den Bäumen erschwert werden soll. Dadurch soll auch die Eiablage vermindert werden, was sich im folgenden Frühjahr positiv auf die Anzahl Blattlaus-Stammmütter auswirken sollte.