Oben ein Gras und unten eine Kartoffelpflanze – auf den ersten Blick könnte man Erdmandelgras so beschreiben. Aber es ist ein Sauergras, weshalb übliche Gräserherbizide es kaum bekämpfen können. Und es bildet keine Kartoffeln, sondern Mandeln. Die überleben auf der Bodenoberfläche Temperaturen bis minus 10 Grad. Pro Mandel werden über 700 neue Knöllchen gebildet, aus jedem spriessen bis zu fünf Triebe. Damit ist klar: Hat sich das Erdmandelgras auf einer Fläche einmal etabliert, ist es sehr schwierig, es wieder loszuwerden.

Kantonal geregelt

[IMG 2]«Das Ziel ist in diesem Fall nicht die Befallsfreiheit», stellte Gaetano Mori fest. «Es geht darum, die Verschleppung zu verhindern und die Produktion zu erhalten.» Der Pflanzenschutzberater vom solothurnischen Wallierhof informierte an einer Flurbegehung in Schwarzhäusern BE auch über die politische Handhabung des Erdmandelgrases: «Die Meldepflicht ist kantonal geregelt, in einigen Kantonen gibt es eine Bekämpfungspflicht.» Dies ist etwa im Kanton Zug der Fall, der das Erdmandelgras als «eines der schlimmsten Problemunkräuter weltweit» betitelt. Der Luzerner Regierungsrat hat es bereits vor sechs Jahren als «gemeingefährlich» erklärt.

Jährlich neue Befallsherde

Mit der AP 22+ habe einmal eine allgemeine Bekämpfungspflicht zur Diskussion gestanden, die auch das Erdmandelgras betroffen hätte, so Gaetano Mori. Das scheint nun aber politisch auf die lange Bank geschoben zu sein. «Es ist ziemlich offensichtlich, dass das Problem nicht kleiner wird», bemerkte der Berater zu seinen Erfahrungen in den letzten Jahren. Jährlich würden zwei bis fünf neue Befallsherde gemeldet – die Dunkelziffer sei aber zweifellos hoch.

Abo Aufgrund seiner Knöllchen wird das Erdmandelgras leicht mit Maschinen von einer Parzelle zur anderen verschleppt. Zur Befallssituation in der Schweiz gibt es keinen Überblick. Wirkstoffverbot ab 2025 Das einzige gegen Erdmandelgras zugelassene Herbizid wird verboten Sunday, 23. June 2024 Auf einem solchen Befallsherd hatten sich anlässlich des Flurgangs rund 60 Landwirt(innen) versammelt. Im Fokus standen nichtchemische Bekämpfungsmöglichkeiten gegen das Erdmandelgras. Man kann sie – hinsichtlich Bodenschutz – bedingt als schonend bezeichnen, sie scheinen aber auf Kleinflächen effektiv zu sein. Und es gibt in der Schweiz keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel (PSM) mit einer Wirkung auf die Knöllchen im Boden. Zudem ist ab 2025 S-Metalochlor verboten, womit auch keine Vorsaatbehandlung mehr möglich sein wird. «Damit fällt ein wichtiger Baustein der chemischen Bekämpfung im Mais weg», hielt Gaetano Mori fest.

Erste Priorität muss angesichts dieser Voraussetzungen die Prävention sein. Landwirt und Lohnunternehmer Beat Wyss schilderte, wie einfach die «verdammte Verschlepperei» passiere. Es seien längst nicht nur Rübenvollernter. Eine einfache Feldspritze könne bei feuchtem Boden bereits ausreichen, die Erdmandeln auf die nächste Parzelle zu bringen.

Feldränder mähen

Judith Wirth, Agroscope, präsentierte Forschung aus Belgien, wonach Strom das Erdmandelgras oberirdisch abtöte. Die Knöllchen aber überleben. Beim «Dämpfen» mit heissem Wasser(-dampf) hingegen nicht. «Dämpfen funktioniert, braucht aber viel Zeit und Treibstoff und ist daher nur für kleine Flächen sinnvoll», so Wirth.
Es sei wichtig, befallene Feldränder häufig zu mähen, um ein Versamen des Erdmandelgrases auszuschliessen. Ideal wäre, alle 1 bis 2 Wochen auf 2 bis 5 cm tief zu mähen. Für die chemische Bekämpfung seien derzeit keine neuen Wirkstoffe in Aussicht. Zur Reduktion der Knöllchen habe sich die Schwarzbrache bewährt: Man lässt das Erdmandelgras im Sommer auflaufen und bekämpft es wiederholt mechanisch bis im Herbst.

Heisswasser auf kleinen Flächen

«Ich bin selbst betroffen von diesem ‹Chabis› und rede hier als Bauer, nicht als Verkäufer», betonte Beat Wyss. Sowohl sein Heisswassergerät als auch die Version von Stefan Wüthrich (siehe Kasten unten) sind nur für kleinere Herde geeignet. «Wir haben es damit weggebracht», schildert Wyss, bei dem es um «1 bis 2 m2 an zwei, drei Stellen» gegangen sei.

Es gebe bei der Erdmandelgrasbekämpfung nur eine Regel, meinte Stefan Wüthrich: «Dass es keine Regel gibt.» Es sei nicht möglich, ein Erfolgsrezept für alle Situationen zu liefern. Gelingt es, Primärherde in den Griff zu bekommen oder noch besser auszumerzen, bleibt das Ausmass zumindest begrenzt. Denn Erdmandelgras kann sich in diversen Kulturen rasch breitmachen, mit seinen Rhizomen Knollenpflanzen schädigen und erhebliche Ernteverluste sowie Qualitätseinbussen verursachen. Das Ungras verrät sich durch seine hellgrüne Farbe, dreieckigen Stängel ohne Knoten und die berüchtigten Mandeln an den Wurzeln.

Maschinen und Geräte – inklusive (Traktor-)Räder – gelte es nach der Bearbeitung von befallen Flächen gründlich an Ort und Stelle zu reinigen, schreibt Agroscope. Verseuchte Flächen seien zuletzt zu bearbeiten oder zu ernten. Lohnunternehmer sollten über das Auftreten von Erdmandelgras informiert werden.

Merkblätter und Versuchsberichte:
www.erdmandelgras.ch


Lanzen am Unimog oder mit Erdspiess zu Fuss

[IMG 3]«Jeder, der euch eine Lösung verkauft und sagt, damit sei das Problem in einem Durchgang erledigt, lügt euch an», sagte Stefan Wüthrich am Flurgang. Er führt ein Dienstleistungsunternehmen mit Schwerpunkt Kommunalarbeiten und hat selbst einen Erdspiess mit vier Lanzen entwickelt. Damit könne eine Fläche von 60 bis 70 cm2 bis in eine Tiefe von 30 bis 40 cm behandelt werden. Das System arbeitet mit über 100 Grad heissem Wasser und Wasserdampf, das Rhizome und auch die Knöllchen des Erdmandelgrases zerstört.

Günstiger als Ausbaggern
«Wir schaffen rund einen m2 pro Minute und sind 50–75 Prozent günstiger, als wenn die Fläche ausgebaggert und der Aushub weggeführt werden muss», so Wüthrich. Dass die Bodenstruktur und das Bodenleben in Mitleidenschaft gezogen werden, ist sich der Unternehmer bewusst. Nach der Bodenbearbeitung verbessere sich aber die Situation. «Egal, wie man das Erdmandelgras bekämpft – oder ob man es nicht tut –, es gibt Schäden», bemerkte er.

Erdspiesse zum Mieten
Im Gegensatz zu Wüthrichs Gerät, das mit einem Ausleger an einem Unimog angebracht ist, vermietet Beat Wyss Erdspiesse für die manuelle Bedienung. Das heisse Wasser wird über einen 80 m langen Schlauch bis zum Spiess geführt, je nach Boden könne man im Umkreis von 25 cm um die Einstichstelle bis 40 cm tief behandeln. Die Anwendung brauche Geduld und Sorgfalt, betonte der Lohnunternehmer. «Am besten schickt ihr eure Frau, die nimmt es genauer», riet er im Spass. «Oder euren faulsten Mitarbeiter.» Sowohl Stefan Wüthrich als auch Beat Wyss empfehlen, kleine Befallsherde im ersten Jahr zweimal (nach der Ernte und vor der nächsten Saat) zu behandeln. Wyss vermietet seinen Erdspiess für Fr. 250.–/Tag (zuzüglich Dieselverbrauch von etwa 80 l/Tag, wenn zwei Spiesse im Einsatz sind).

Mehr über diese thermischen Verfahren:
www.wuethrich-kommunalarbeiten.ch
www.weedcontrol.ch

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