«Es ist wie bei der Titanic, man sieht den Eisberg auf sich zukommen und hofft darauf, ihm auszuweichen. Man weiss aber, wie es am Schluss ausgeht. Sie sinkt.» Mit diesen Worten umschrieb Patrice de Werra, Forscher bei Agroscope, das selbstauferlegte Ziel der Kartoffelbranche, nämlich bis zum Jahr 2040 auf 80 % der Flächen nur noch robuste Sorten anzubauen.

Laut De Werra sei darum die entscheidende Frage, wie stark die Kartoffelbranche auf die resistenten Sorten setze und das Ruder herumreisse.

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Resistente lieferten bessere Erträge

Gerade in einem Jahr wie diesem, geprägt von Nässe und einem hohen Krautfäuledruck, lieferten resistente Sorten bessere Erträge. Darauf ging Tobias Gelencsér vom FiBL und Mitorganisator der Fachtagung am Strickhof, ein. Auf einem Vergleichsbild zeigte er das Wachstum einer anfälligen neben einer resistenten Sorte. Bei der anfälligen war das Kraut praktisch weg und sie wies auch deutlich weniger Knollen auf. Ähnlich sah es auf den Äckern der anwesenden Landwirte aus. Via Handy nahmen sie an einer Umfrage teil, etwa die Hälfte war «ein wenig» von der Krautfäule betroffen, die andere Hälfte wiederum «stark», bei einem Landwirt gab es gar einen Totalausfall, zwei waren gar nicht betroffen.

«Es gab etliche Produzenten mit schönen Erträgen, leider gab es bei der robusten Sorte Accoustic einen Resistenzdurchbruch», sagte Tobias Gelencsér und verwies darauf, dass man auch bei den resistenten Sorten Pflanzenschutz einsetzen sollte. Denn: «Wenn wir die verlieren, stehen wir ohne Hosen da.»

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«Die Kartoffel träumt am Lager»

Die Krankheiten sind natürlich nicht das einzige, was einen Einfluss auf die Qualität der Knolle hat. Rolf Peters, von der deutschen Potato Consult UG, ging diesbezüglich auf die ganze Bandbreite von Qualitätsfaktoren ein, die der Bauer von der Saat bis zur Ernte und Lagerung in der Hand hat. Er forderte zur Verwendung von Pflegebereifung auf und dazu, in einem nassen Jahr auch mal «Vernunftsspuren» anzulegen, also wenn es zu nass ist, mit dem Traktor wieder rückwärts aus dem Feld zu fahren.

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Das Ziel sei, die Kartoffel möglichst stressfrei ins bevorzugt gekühlte Lager zu bringen. «Die Kartoffeln, die am Lager liegen, träumen von dem, was sie auf dem Feld erlebt haben», laut Peters zeige sich dies im Keimverhalten. Fünf entscheidende Punkte für die Qualität gab er den Landwirten schliesslich auf den Heimweg, nämlich:

  1. Der Boden bestimmt den Legetermin und nicht der Kalender.
  2. Pflanzgutmanagement muss flexibler werden (Kühlung).
  3. Bodenverdichtungen beeinträchtigen das Wachstum sowie Ertrag und Qualität.
  4. Moderne Technik ist kein Allheilmittel bei pflanzenbaulichen Problemen: «Man kann Bodenverdichtungen nicht wegdüngen oder wegberegnen.»
  5. Breite Reifen beim Legen nur in Verbindung mit anschliessender Bodenlockerung.

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0,5 Prozent resistente Sorten verarbeitet

Abo Christian Ramseyer gibt einen Überblick über die Situation und Herausforderungen im Kartoffelanbau. Bei der Kraut- und Knollenfäule liege die grösste Hoffnung in der Sortenzüchtung. Kartoffelanbau Es braucht resistente Sorten Saturday, 19. October 2024 Für Ernüchterung sorgte Olivier Käser von der Fresh Food und Beverage AG (ehemals Bina). Von 55 000 Tonnen verarbeiteten Kartoffeln stammen lediglich 260 Tonnen, also 0,5 %, von robusten Sorten ab. Laut Käser habe man noch nicht «die» Frites-Sorte gefunden. Laut Käser und Patrice de Werra seien vor allem die Speisekartoffelsorten besonders anfällig. Die Titanic ist also noch auf Eisbergkurs, für eine Änderung braucht es einen kräftigen Ruck am Ruder.