Beim Maiszünsler ist der Fall umgekehrt als bei Quarantäne-Schädlingen: Er ist in der Schweiz einheimisch und in Amerika als eingeschleppte Art invasiv. Je nach Quelle ist aber auch in Europa die Rede vom «grössten Feind im Maisanbau». «Ich würde sagen, bei uns ist er ein Feind von vielen», ordnet Markus Hochstrasser von der Fachstelle Pflanzenschutz am Strickhof die Lage in der Schweiz ein. Je nach Region würden Schnecken und Drahtwürmer oder Krähen und Wildschweine als Hauptschädlinge gelten. 

In den letzten Jahren weniger Schäden durch Maiszünsler

Trotz des grossen Schadpotenzials des Maiszünslers gibt es in der Schweiz nur vereinzelt Meldungen von grossflächigen Schäden. «Man findet zwar alle Jahre Felder mit Maiszünslerschäden, aber tendenziell haben sie leicht abgenommen», beobachtet Markus Hochstrasser. Er führt dies auf mehrere Faktoren zurück:

Disziplin: Maisstorzen würden vor pflugloser Saat eher gequetscht, gemulcht oder bis Ende April untergepflügt als noch vor einigen Jahren. 

Schlupfwespen: Trichogramma kommen als natürliche Feinde des Maiszünslers in stark betroffenen Gebieten kontinuierlich zum Einsatz, da heute die Ausbringung einfacher per Drohne gemacht werden kann.

Wetter: Möglicherweise haben die Wetterbedingungen bei der Eiablage des Zünslers im Juni dazu geführt, dass die Sterblichkeit der Eier oder der kleinen Larven zugenommen hat. 

Empfehlung: Bohrlöcher vor der Ernte auszählen 

Viele Betriebe setzen die Schlupfwespen basierend auf ihren Erfahrungen ein, so Markus Hochstrasser weiter. Die Befallsermittlung im laufenden Jahr – das heisst das Auszählen von Pflanzen mit Bohrlöchern vor der Ernte – ist eine Empfehlung, um die Notwendigkeit der Trichogramma-Ausbringung im Folgejahr abzuschätzen. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 20 – 30 % (Silomais) bzw. 10 – 20 % (Körnermais). Ausgezählt werden 10 x 5 Pflanzen, idealerweise berücksichtigt man mehrere Parzellen in einer Region. In einigen Kantonen gibt es zudem eine systematische Erhebung von Schäden durch den Maiszünsler.

Larven verlassen Maisstorzen, wenn sie feucht werden

Die mechanische Bekämpfung zielt auf die auf dem Maisfeld verbleibenden Mais-Stängelstorzen als Überwinterungsbehausung ab. «Der Maiszünsler überwintert als Larve in intakten, trockenen Stängeln», beschreibt Markus Hochstrasser. «Werden die Stängel durch Überfahrt mit dem Rad oder durch den Mulcher gequetscht, werden sie aufgebrochen.» Dadurch dringt Feuchtigkeit in den Stängel/Storzen, was die Larve zum Auszug bewegt. Sie verlässt den nassen Stängel und sucht sich eine neue, trockene Behausung. «Auf dem Weg sind die Larven vielen Feinden ausgesetzt.»

Abo Wenn die Maisrückstände nach dem Ernten mechanisch zerstört werden, kann der Maiszünsler nicht überwintern. (Bilder bs) Boden Maiszünsler bekämpfen: Mulchen vor dem Rad Wednesday, 20. November 2019 Wird das Feld spätestens bis im April gepflügt, wird es in den Stängeln unter der Erde auch feucht. Das vertreibt die Larven ebenfalls aus ihrer Behausung.

Storzen beim Ernten mit dem Stalkbuster zertrümmern

Erntemaschinen mit Stalkbuster versprechen die Zünsler-Prävention in einem Arbeitsgang mit dem Häckseln oder beim Dreschen. Beim Stalkbuster handelt es sich um rotierende Schlegel unter dem Maisgebiss, der die Maisstorzen zertrümmert. Markus Hochstrasser lobt das breitflächige Schlegeln der Storzen bei der Ernte mit solchen Geräten, sieht aber auch Nachteile. Dazu zählt er den hohen Preis, das höhere Gewicht und drohende längere Standzeiten bei Beschädigungen.

Maisstroh und Fusarien

Neben der Prävention punkto Maiszünsler wird das Einarbeiten von Mais-Ernterückständen auch gegen Fusarien empfohlen. «Fusariensporen befinden sich an den Mais-Blättern und den Storzen», sagt Markus Hochstrasser. An Letzteren seien oftmals die lachsfarbenen Zonen gut sichtbar.

Auch eine Frage der Umgebung
Im Langzeitversuch Oberacker in Zollikofen BE waren Fusarien laut den Verantwortlichen auch bei Direktsaat kein Problem, dank weiter Fruchtfolge und gutem Zerkleinern der Erntereste. «Je intensiver die Maisreste zerkleinert werden, desto schneller bauen sie sich im oder auf dem Boden ab», hält der Fachmann fest. Der Sporenflug lasse sich aber am effizientesten durch das saubere Unterpflügen des Maisstrohs verhindern, ist er überzeugt. 
Die positiven Resultate des Oberackers zweifelt Hochstrasser nicht an, gibt aber zu bedenken, dass die dortigen Parzellen in einem geschlossenen Gebiet lägen. «Andere Regionen sind weniger geschützt, Fusariensporen könnten so aus der Umgebung zufliegen», bemerkt er.

Aktives Bodenleben zersetzt effizienter
Seiner Meinung nach ist unbestritten, dass die pfluglose Saat Fusarien, Schnecken oder das Ungras Ackerfuchsschwanz fördert. Gleichzeitig merkt er an, ein aktives Bodenleben sei in der Lage, Ernterückstände effizienter zu verarbeiten als es bei weniger Bodenaktivität der Fall ist. Jede Massnahme habe ihre Vor- und Nachteile. «Der Landwirt sollte frei entscheiden können, welches Gerät er einsetzt», sagt Markus Hochstrasser. Heute bestimmten aber eher Bundesprogramme, Bodenschutz und Abschwemmungsauflagen über den Einsatz von Pflug oder Mulchsaaten, meint er. 

Maiszünsler mit zwei Generationen pro Jahr

In der la Cote am Genfersee findet man in Fallen die bivoltine Rasse. Das sind Maiszünsler, die zwei Generationen pro Jahr hervorbringen. Betroffen sind die Kantone Waadt und Genf.  

Dreimal bekämpfen, einmal chemisch
«Sind Bivoltine vorhanden, muss die Bekämpfungsstrategie angepasst werden» betont Markus Hochstrasser. Wegen des frühen Auftretens im Mai und einem zusätzlichen späten Flug der zweiten Generation sind drei Bekämpfungstermine notwendig. Der erste Bekämpfungstermin Mitte Mai wird mit einem Insektizid durchgeführt, für die weiteren zwei Termine Anfang Juni und Mitte Juli kommen wie gewohnt Nützlinge (Trichogramma-Schlupfwespen) zum Einsatz. «Die erste, chemische Bekämpfung im Mai braucht eine Sonderbewilligung», schildert Markus Hochstrasser. Die kleinen Maispflanzen wären zum fraglichen Zeitpunkt noch zu klein, um Trichogrammakarten anzuhängen. Würden Trichogramma-Kugeln ausgestreut, fehlte im Mai unter dem kleinen Mais der Schatten. Die Nützlinge würden in den Kugeln oder Kärtchen kaum überleben.

Bivoltine Rasse wird überwacht
Bislang haben sich die Bivoltinen noch nicht nach Osten ausgebreitet, so Markus Hochstrasser. «Was für Änderungen der Klimawandel bringt, wissen wir nicht.» Der Flug des Maiszünslers wird allerdings überwacht und man kontrolliere jährlich, ob die bivoltine Rasse in anderen Gebieten auftritt.