Der gute Knospenansatz an den Bäumen lässt heuer auf eine gute Bio-Obsternte hoffen. Das motiviert. So kamen denn auch über 40 Obstproduzenten an die Regionaltagung des Bio-Obstbaurings. Hauptreferent war Franco Weibel, Leiter der Fachstelle Obstbau am Zentrum Ebenrain in Sissach BL.
Krümel für Effizienz
Laut Franco Weibel sei es in 85 % der Fälle nicht der Düngung zuzuschreiben, wenn Bäume schwachen Wuchs oder wenig Ertrag zeigten, sondern einer mangelnden Bodenstruktur. Bei verdichteten Böden ersticken die Bodenlebewesen. Sie brauchen Sauerstoff. Eine gute Krümelstruktur sorgt für Durchlüftung und trägt dazu bei, dass Mikroorganismen effizient arbeiten können. Für eine stabile Krümelstruktur sorgt Kalzium (Ca), sodass Ton-Humus-Komplexe entstehen.
Auf bewachsenem Boden wird die Stabilität der Krümel durch Wurzelausscheidungen erhöht. Dieses sogenannte Wurzelexsudat liefert die notwendige Energie für die Aktivität der Bodenlebewesen. Franco Weibel zählte die wichtigsten Aspekte zur Bodenverbesserung auf:
- Pflugsohlen, Schmierschichten und Verdichtungen lockern (z. B. mit dem Grubber) und mit der Ansaat von tiefwurzelnden Pflanzen sofort wieder stabilisieren.
- Humusbildende, organische Substanz zuführen. Alter und gut gereifter Holzkompost eigne sich am besten.
- Auf Phosphorüberschüsse durch zu hohe Kompostgaben achten.
- Begrünen: Die Wurzelausscheidungen wachsender Pflanzen liefern den Bodenorganismen Energie und stabilisieren die Bodenteilchen. Die Saatgutmischung UFA Sanimix sei dafür speziell entwickelt worden.
- Schonende Bodenbearbeitung, um Humusverluste zu reduzieren.
Der Baselbieter Berater ist überzeugt, dass in den meisten Böden ein Humusaufbau bis zu 8 % möglich sei. «Bei einer Steigerung des Humusgehalts in einer Tiefe bis 25 cm entspricht dies für Obstbäume einer Zunahme des Wasservorrats für fünf bis zehn Tage», sagte er und ermutigte die Bio-Obstbauern und -bäuerinnnen, vermehrt Bodenproben zu machen. Dabei zeige sich, welche Nährstoffe im Boden sind.
Blattsaft analysieren und Einzelnährstoffe
Aber auch bei einer intakten Bodenstruktur ist es möglich, dass eine Pflanze Mangelerscheinungen zeigt. Was schlussendlich von der Pflanze aufgenommen wird, zeigen Blattsaftanalysen. Laut Adrian Rubi, Mitbegründer der Firma Edapro, seien Mängel in der Pflanzenversorgung mithilfe einer Analyse des Pflanzensafts schon zwei Wochen vor den ersten sichtbaren Veränderungen des Blattes erkennbar.
Nur mit einer ausgewogenen Ernährung könne eine Pflanze starke Abwehrkräfte ausbilden. Es brauche also Einzelnährstoffe, die gezielt und in Form einer Blattdüngung ausgebracht werden sollen.
Immunsystem der Pflanzen
Das Immunsystem einer Pflanze lässt sich in vier Stufen einteilen:
- Zuerst verbessert sich die Fotosynthese-Leistung und es entwickelt sich eine Resistenz gegen verschiedene Bodenkrankheiten.
- In einer zweiten Stufe verbessert sich der Eiweissstoffwechsel. Das bewirkt, dass die Pflanze widerstandsfähiger gegen Läuse und Milben sei.
- Stufe drei und vier betreffen die Resistenzbildung gegenüber Pilzkrankheiten und die Möglichkeit zur Kommunikation von Pflanzen über weite Distanzen.
«Letzteres habe ich allerdings in der Natur noch nie beobachten können», sagte Andreas Rubi. Er vertreibt mit Edapro Apparaturen zur Herstellung von Komposttee. Dieser ist überaus lebendig und reich an Mikro-organismen, Enzymen und Pilzen und erhöht laut Rubi die biologische Vielfalt. Komposttee können Landwirte auf den Boden oder direkt auf den Baum ausbringen. «Auf den Früchten gilt eine Absetzfrist von zwei Monaten», sagte er.
Was läuft am Markt
Jörg Streckeisen, Obmann des Bio-Obstbaurings, wies auf die aktuelle Marktsituation hin. Der Markt für Bio-Tafeläpfel sei mit schweizweit knapp 600 ha Anbaufläche gesund. Die Produktion von Birnen und Aprikosen dürfte man noch etwas steigern. Hingegen sei bei Kirschen und Zwetschgen das Potenzial ausgeschöpft.
Pflanzenschutz aktuell
Reto Leumann vom Arenenberg machte darauf aufmerksam, dass das Entwässern von Wasch- und Befüllplätzen, Abschwemmung und das Nachtropfen der Spritze die grössten Gefahren für Pflanzenschutzmitteleinträge sind.
Anja Ackermann vom Arenenberg informierte, dass der Japankäfer mithilfe von Lockstofffallen gut überwacht werde. Bei den Wicklerarten liessen sich eine Zunahme sowie frühere und häufigere Flugphasen beobachten.