Dinkel hat sich sowohl tolerant gegenüber Sommertrockenheit und Hitze als auch als winterhart erwiesen. Eine weitere Eigenschaft ist der geringe Stickstoffbedarf. «Das sind unter anderem Gründe, weshalb Dinkel als zukunftsweisende Ackerkultur gilt», sagte Katrin Carrel vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) kürzlich an der traditionellen Bio-Flurbegehung am Stiegenhof im zürcherischen Oberembrach.
Genetische Diversität
Der traditionelle Anlass widmet sich dem Bio-Ackerbau und wird jeweils vom Strickhof organisiert. Diesmal unter anderem zum dreijährigen Projekt «DAACH – Anbau- und Absatzförderung neuer Schweizer Dinkelsorten». Dieses war zwischen 2022 und 2024 gemeinsam vom FiBL, der Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) sowie dem Backkompetenzzentrum Richemont durchgeführt und vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) finanziell unterstützt worden.
Ziel des Projekts ist es, sowohl Anbau wie auch Absatz neuer Dinkelsorten zu fördern. Dazu gehört auch, diese bekanntzumachen und den Marktzutritt zu fördern. Katrin Carrel erörterte den Hintergrund: «Dem schweizerischen Dinkelanbau fehlt es an genetischer Diversität». So würden zu 95 Prozent der Dinkelflächen auf die beiden Sorten Ostro und Oberkulmer entfallen, welche hauptsächlich über das Label Urdinkel vermarktet werden. Doch liessen diese bezüglich Ertrag, Lageranfälligkeit sowie Krankheitsresistenzen zu wünschen übrig. Daher – und auch angesichts der klimatischen Veränderungen – sei es notwendig, den heutigen Bedingungen angepasste Sorten zu lancieren.
Eine Reihe von Neuzüchtungen liegt bereits vor. Hauptsächlich dank der GZPK, welche schon seit rund 30 Jahren in der Dinkelzucht tätig ist. In den Jahren 2018 und 2019 wurden unter anderem die fünf Dinkelsorten der GZPK – Edelweisser, Flauder, Gletscher, Copper und Raisa – sowie Polkura in den Nationalen Sortenkatalog aufgenommen.
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Ertrag überdurchschnittlich
Diese sechs neuen Sorten wurden im Rahmen des DAACH-Projekts mit Ostro und Oberkulmer auf verschiedene agronomische Merkmale hin verglichen. Der Anbau erfolgte in Streifen an fünf verschiedenen Standorten in der Schweiz, unter anderem auf dem Stiegenhof auf gut 600 m ü M. Wie sich zeigte, erzielten die neuen Sorten im dreijährigen Schnitt einen Ertrag von 37,4 dt/ha – rund 12 Dezitonnen mehr als die herkömmlichen. Die höchsten Erntemengen erreichten Gletscher, Polkura und Edelweisser. Zudem wurden die Sorten auf Krankheiten hin untersucht. Dabei stachen wiederum Gletscher, Polkura und Edelweisser hervor, welche sich gegen Gelb- und Braunrost als besonders robust erwiesen. Ein weiteres Kriterium war die Standfestigkeit, die beim Dinkel grundsätzlich bemängelt wird. Hier konnten die Sorten Copper, Gletscher und Edelweisser punkten.
Keine Sortenempfehlungen
Ein Teil des Projekts galt dem Vergleich der Backeigenschaften. Dazu gehörte unter anderem die Erhebung der Mineralstoffgehalte. Hier lagen Edelweisser vorne, gefolgt von Oberkulmer und Ostro. Schliesslich führte das Luzerner Kompetenzzentrum Richemont Backversuche durch. Dabei wurden alle sechs Sorten als dinkeltypisch beschrieben. So erwiesen sich beispielsweise alle Teigproben dehnbar und elastisch. Auch geschmacklich fiel keine Sorte aus dem Rahmen. Das Resultat waren laut dem Abschlussbericht Brote, die ihre Feuchtigkeit lange behalten konnten.
Auf Sortenempfehlungen wird im Projektbericht verzichtet. Nicht zuletzt deshalb, weil die Sortenwahl von mehreren Kriterien abhängt, so spielt etwa der Standort eine Rolle. Was sich jedoch abzeichnet: «Das Interesse seitens der Landwirte ist gross», sagte Katrin Carrel. Auch sei Potenzial vorhanden, die Inlandversorgung mit Dinkel liegt lediglich bei rund 34 %. Doch nun gelte es, Marktpartner zu finden. Den Produzent(innen) empfiehlt Carrel, schon vor der Aussaat einen Anbauvertrag abzuschliessen.