An den diesjährigen Swiss Skills in Bern konnte sich der Gemüsegärtner Janik Guggisberg aus Tägertschi BE gegen seine neun Konkurrenten durchsetzen und sich den ersten Platz sichern.
Herr Guggisberg, herzliche Gratulation zum ersten Platz. Was bedeutet Ihnen der Sieg an den Swiss Skills?
Janik Guggisberg: Damit gerechnet hätte ich nicht. Für uns Gemüsegärtner war klar, dass jeder von uns eine Chance auf den Sieg hatte. Bei der Rangverkündigung am Samstagabend auf der Bühne konnte ich meinen Sieg noch gar nicht richtig realisieren – das kam dann erst später. Den Sieg hätte ich jedem der anderen Teilnehmenden genauso gegönnt. Gewinnen stand für mich nicht im Vordergrund, schön ist es natürlich trotzdem. Wertvoller war für mich die gemeinsame Zeit und der Austausch mit meinen Berufskollegen: Wir waren eine richtige Gemeinschaft.
Wie sind Sie auf den Beruf Gemüsegärtner gekommen?
Meine Eltern führen einen rund 35 Hektar grossen Gemüsebaubetrieb, mit einem breiten Sortiment an Obst, Beeren, ungefähr 50 Gemüsesorten, sowie Schnittblumen mit eigener Floristik. Wir verkaufen alles in unseren Hofläden. Schon als 11-Jähriger half ich gerne zu Hause mit. Später rückte der Fussballsport in den Vordergrund, ich war im Nachwuchskader des FC Thun. Da sich die Lehre als Gemüsegärtner und der Sport nicht miteinander vereinbaren liessen, absolvierte ich zuerst die Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt. Als es mit dem Fussball nicht mehr reichte, hatte ich wieder mehr Zeit für die Arbeit auf dem elterlichen Betrieb – und die Freude am Beruf war noch immer da. Für mich war klar, dass ich noch die Lehre als Gemüsegärtner machen möchte. Nach mehrmaligem Schnuppern, dem Militärdienst und einem Auslandsaufenthalt in Deutschland auf einem Gemüsebetrieb, nahm ich dann die Zweitausbildung als Gemüsegärtner in Angriff. Mein erstes Lehrjahr absolvierte ich auf dem Betrieb Bioleguma in Ried bei Kerzers, das zweite Lehrjahr absolvierte ich in der Innerschweiz beim Biohof Fluofeld.
Was fasziniert Sie am meisten am Beruf?
Mir gefällt die Arbeit in der Natur. Vom Pflügen des Feldes über das Setzen oder Säen, Pflegen bis hin zur Ernte, ist man von Anfang an in den gesamten Prozess eingebunden. Man sieht, wie sich die Pflanzen entwickeln und erkennt direkt die eigene Arbeit – etwa, wenn nach dem Jäten ein unkrautfreies Feld zurückbleibt. Besonders schätze ich die Vielseitigkeit: Jede Gemüseart erfordert andere Techniken und andere Maschinen. Auch das Wetter macht die Arbeit manchmal herausfordernd, aber auch spannend. Man muss spontan sein und flexibel. Überwiegend plant man die Arbeit schon einige Tage im Voraus, oft muss man sich aber dem Wetter anpassen. Gibt man sich als Lernender Mühe, darf man auch bereits früh Verantwortung übernehmen und zum Beispiel eine Gruppe Mitarbeitender anleiten. Zu wissen, dass einem der Lehrmeister vertraut, ist ein schönes Gefühl.
Sie haben Ihre Lehre diesen Sommer abgeschlossen, welche Zukunftspläne haben Sie?
Aktuell arbeite ich auf dem Betrieb meiner Eltern mit – und möchte herausfinden, ob ich den Betrieb einmal übernehmen will. In einigen Wochen startet zudem die Betriebsleiterschule Gemüsebau. Dort möchte ich vor allem mehr über die Buchhaltung und die Mitarbeiterführung lernen. Das würde mir Sicherheit geben, falls ich später einmal den elterlichen Betrieb übernehme. Eventuell mache ich danach auch noch den Meister.
Vor welchen Herausforderungen im Gemüsebau haben Sie am meisten Respekt?
Eine Herausforderung sehe ich im Mangel an Arbeitskräften. Gute Saisonarbeitskräfte zu finden, wird immer schwieriger. Auch neue Schädlinge und der Wegfall von Pflanzenschutzmitteln machen den Anbau anspruchsvoller. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir weiterhin gutes und gesundes Gemüse produzieren können. Vielleicht wird es künftig Gemüse geben, das in der Schweiz nicht mehr angebaut werden kann – dafür könnte es aber neue geben. Sicher ist, Nahrungsmittel braucht es immer – und der Beruf als Gemüsegärtner wird auch in Zukunft wichtig bleiben.
Wie stellen Sie sich den Gemüsebau der Zukunft vor?
Ich denke, die Mechanisierung wird weiter grosse Fortschritte machen – so werden später vielleicht zum Beispiel keine Mitarbeiter mehr auf der Setzmaschine benötigt. Mit neuen Schädlingen und Krankheiten wird es neue Herausforderungen im Gemüsebau geben, und auch im Pflanzenschutz wird sich sicherlich noch viel verändern. Auch Vertical Farming wird wahrscheinlich immer mehr zunehmen. Der klassische Anbau im Boden auf dem Feld wird aber hoffentlich auch in Zukunft die Hauptform bleiben.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Berufes?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Wertschätzung der Bevölkerung gegenüber dem Schweizer Gemüsebau bestehen bleibt. Es ist im Interesse aller, dass auch in Zukunft Gemüse hierzulande produziert wird. Mit den wachsenden Herausforderungen braucht es ausserdem einen engen Zusammenhalt innerhalb der Branche – so wie wir Teilnehmenden ihn untereinander an den Swiss Skills erleben durften. Denn gemeinsam lassen sich Herausforderungen besser meistern als im Alleingang.