Eigentlich möchte Bio Luzern auch einen Arbeitskreis Obstbau bilden. Solche gibt es bereits für Milchvieh, Mutterkühe, Schweine, Pflanzenbau und Hofdüngeraufbereitung. Ein Vorsitzender ist mit Florian Flühler aus Weggis bereits bestimmt. Die Gründung steht aber noch aus, es fehlen interessierte Produzenten für den neuen Arbeitskreis, der den Wissens- und Erfahrungsaustausch für Stein- und Kernobst fördern will, bedauert Flühler.
Gelegenheits-Obstbau
Überhaupt gibt es in der Region noch sehr wenige Bio-Obstprofis. Auch Florian Flühler bezeichnet sich nicht als solchen mit seinen 150 Hochstammbäumen, vor allem Steinobst und etwas Mostobst, in der Bergzone II. Auf dem 10-ha-Pachtbetrieb mit Milchwirtschaft hat Obstbau nicht die grosse Bedeutung, wie auf vielen Biobetrieben nicht. Die Kirschen werden möglichst direkt vermarktet, allerdings könne er aufgrund der Höhenlage nicht mithalten mit dem Konsumtrend nach möglichst frühem Angebot. Und die Kirschessigfliege (KEF) habe dieses Jahr grosse Probleme bereitet. Dagegen ankämpfen zu wollen, sei fast nicht möglich, und Investitionen für den Pflanzenschutz seien nicht wirtschaftlich. «So nehme ich halt, was es gibt.» Verschont von der KEF blieben bisher die Zwetschgen, die seien auch gut gefragt. Mühe hätten die Konsumenten hingegen mit den Mirabellen, weil zu wenig bekannt und die Leute andere Vorstellungen von Pflaumen hätten.
Eine grosse Nachfrage für Bioobst stellt er zumindest in seiner Region nicht fest. Grundsätzlich habe Bioobst aber sicher noch Potenzial, das könne aber kaum mit Hochstämmern abgedeckt werden. Da bräuchte es professionelle und geschützte Anlagen, ist Flühler überzeugt.
Das bestätigt der Luzerner Bioberater André Liner. Die Umstellung sei anspruchsvoll, aber machbar. Wer als Obstbauprofi auf Bio setzen wolle, erhalte auch Anfragen vom Handel. Allerdings schwanke die Marktlage. «Mal gibt es zu viel, mal zu wenig.» Tafelobst sei vom Handel sicher mehr gefragt als Biomostobst.
Markt braucht Profis
Auch bei Familie Unternährer von der Lindenfeldweid in der Stadt Luzern ist die Biomilchproduktion der Haupterwerbszweig. Früchte wachsen teils auf Hochstammbäumen, der grösste Teil aber in einer alten Anlage, die sie vor Jahren übernehmen konnten und nun aber etappiert abgebaut wird. Die Sorten darin seien nicht biotauglich, die Erträge schwankten stark, der Arbeitsaufwand sei hoch, sagt Ruth Unternährer. Künftig werde wohl wieder auf Hochstämmer gesetzt, statt in eine neue Anlage zu investieren, zumal bald die Hofnachfolge anstehe. Unternährers vermarkten alles Bioobst direkt, das sind Äpfel, Birnen, aber auch Zwetschgen, Pflaumen und Mirabellen aus der alten Anlage. Im Hofladen gibt es zudem Eier, Süssmost, Dörrfrüchte, viele Gemüse, Kürbisse, Eingemachtes und Chemineeholz.
Bio-Chance gepackt
Im ersten Umstellungsjahr auf Bio ist derzeit der spezialisierte Obstbauer Jonas Hunkeler aus Oberkirch. Das Wetter sei perfekt gewesen, hätten Behandlungen für den Pflanzenschutz im richtigen Zeitpunkt ermöglicht. Weitere Herausforderung für Bio sei auch die Nährstoffversorgung im richtigen Zeitpunkt. Er habe neue Wege gesucht, aufgrund des Drucks auf den konventionellen Obstbau und auf den Pflanzenschutz, begründet er die Umstellung. Und im Handel sei Bioobst gefragt. Das Inlandangebot reiche noch nicht aus, so dass auch importiert werden müsse.