Seit dem Verbot des Insektizid Regent zur Beizung von Zwischenkulturen fehlen wirksame Massnahmen zur Bekämpfung von Drahtwürmern im Kartoffelbau. Weiterhin zugelassen ist das Granulat Ephosin (Chlorpyrifos) der Firma Stähler SA, allerdings nur mit einer Teilwirkung. Weil aber auch dieses ab Juni 2021 nicht mehr eingesetzt werden darf, hofft die Branche auf Alternativen. Das biologische Produkt Attracap wurde nun vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) per 3. Februar 2020 zugelassen. Es ist bis zum 31. Juli befristet und für die Anwendung auf einer Fläche von 1000 Hektaren beschränkt.
Bestellungen müssen bis zum 10. März bei Omya eingehen
Das Granulat wird von der Firma Omya vertrieben. Hersteller ist die deutsche Firma Biocare, die für den Schweizer Markt aber nur eine beschränkte Menge zur Verfügung stellt. Omya fordert die Produzenten deshalb auf, bis zum 10. März eine verbindliche Bestellung vorzunehmen. «Später eingehende Bestellungen können nicht mehr berücksichtigt werden», sagt Chantal Ritter von Omya. Zur Verfügung steht die Ware erst ab dem 1. April.
Aufgrund des BLW verpasster Saisonstart
Laut Aussagen Ritters habe Omya das BLW gebeten, den Entscheid bezüglich einer Gewährung einer Notfallzulassung bis Ende 2019 zu kommunizieren. Damit das Produkt zu Beginn der Pflanzsaison auch verfügbar ist, benötige man genügend Vorlaufzeit für die Organisation der Produktion und der Logistik. Mit der Veröffentlichung der Notfallzulassung erst zum 3. Februar sei Omya unter Zeitnot geraten. Die Rückfrage beim Hersteller von Attracap habe ergeben, dass aufgrund der kurzen Frist nur eine beschränkte Menge Attracap für den Schweizer Markt zur Verfügung gestellt werden kann.
PILZ TÖTET DRAHTWÜRMER
Attracap enthält sowohl einen Lockstoff (CO2) für Drahtwürmer als auch den insektenpathogenen Pilz Metarhizium brunneum. Sobald das Granulat im Boden Feuchtigkeit aufnimmt und die Temperatur mindestens 10°C beträgt, beginnt die Lockstoffproduktion und das Wachstum der Pilzsporen aus den Kapseln heraus. Angelockte Drahtwürmer infizieren sich bei Kontakt mit den Pilzsporen und sterben je nach Temperatur und Bodenverhältnissen nach einigen Tagen ab. Die Kapseln werden direkt bei der Pflanzung mit einem Granulatstreuer in die offene Furche gestreut. Die Wirkung des Lockstoffs hält mindestens fünf Wochen, die Pilzsporen infizieren Drahtwürmer über mehrere Monate bis die Temperatur im Herbst wieder sinkt und die Sporen absterben.
Omya bemüht sich um Zulassung in anderen Kulturen
Attracap hat bei Kartoffeln nur eine Wirkung von durchschnittlich 40 Prozent. Dabei beeinflussen die Temperatur und die Feuchtigkeit des Bodens sowie der Befallsdruck den Wirkungsgrad entscheidend, so Omya. Wäre die Wirkung stärker, wenn Attracap in der gesamten Fruchtfolge angewendet werden könnte? «Das ist schwer zu sagen, da dazu bislang nur wenige Versuche stattgefunden haben», erläutert Chantal Ritter. Man könne aber davon ausgehen, dass bei einer Anwendung in der gesamten Fruchtfolge die Wirkung verbessert und damit der Drahtwurmdruck reduziert werden könnte. «Wir sind daran interessiert nach einer definitiven Zulassung in Kartoffeln die Anwendung von Attracap in anderen Kulturen zu erweitern, wenn möglich auch über eine ganze Fruchtfolge», fügt Ritter an.
Gute Chancen für die definitive Zulassung
Bislang hat das BLW Attracap in Kartoffeln nur bis zum 31. Juli 2020 zugelassen. Omya schätzt die Chancen für die definitive Zulassung aber optimistisch ein. «Es bestehen noch Nachforderungen vor allem im Bereich der Wirksamkeit», so Chantal Ritter. Das BLW bestätigt: «Wenn das Gesuch die Anforderungen der Pflanzenschutzmittelverordnung erfüllt, dann darf das Produkt bewilligt werden.» Wann mit einer definitiven Zulassung gerechnet werden kann, ist noch unklar. Laut Chantal Ritter sei es besorgniserregend, dass sich seit den Änderungen im Zulassungsprozess das Verfahren enorm verlangsam hat und momentan fast keine neuen Bewilligungen ausgestellt würden.
Attracap auch für den Biolandbau
Weil es sich bei Attracap um ein biologisches Mittel handelt, ist es auch für den Biolandbau zugelassen. Für den Zeitraum der Notfallzulassung wurde es auf die Betriebsmittelliste des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) aufgenommen.
Vorbeugende Massnahmen gegen Drahtwürmer
Um den Befall durch Drahtwürmer regulieren zu können, sind die folgenden vorbeugenden Bekämpfungsmassnahmen empfehlenswert:
- Drahtwurmbefall feststellen, da die Verwechslungsgefahr mit Schneckenfrass besteht.
- Kartoffeln frühestens im dritten Jahr nach Wiesenumbruch anbauen. Geeignete Vorkulturen für Kartoffeln sind Ölfrüchte, Leguminosen und Getreide.
- Flache Bodenbearbeitung im August fördert die Austrocknung der Drahtwurmlarven.
- Kartoffeln möglichst früh ernten, sobald diese schalenfest sind.
- Parzellen mit erfahrungsgemäss häufigem Drahtwurmbefall für den Kartoffelanbau meiden.