Wurmfrass kann im Apfelanbau für erhebliche wirtschaftliche Einbussen sorgen. Entsprechende Schädlinge sind nebst dem Apfelwickler verschiedene Arten des Schalenwicklers sowie der Kleine Fruchtwickler (KFW). Letzterer ist nicht so weit verbreitet wie der Apfelwickler, in der Schweiz findet man ihn hauptsächlich in Lagen zwischen 500 und 600 m ü M. Trotz verschiedener Bekämpfungsmassnahmen hat der KFW in den letzten Jahren lokal grosse Schäden verursacht.

Schlupf verhindern

An der Güttinger-Tagung am vergangenen Samstag stellte Julien Kambor Versuche vor, welche Agroscope in Wädenswil ZH sowie auf Praxisbetrieben in den Kantonen Thurgau und St. Gallen zur Bekämpfung dieses bisher wenig beachteten Schädlings unternommen hat.

Da die Larven die eigentlichen Schadensverursacher sind, ist deren Schlupf möglichst zu verhindern. Massnahmen zur Bekämpfung umfassen sowohl Verwirrungstechnik mit Pheromonen als auch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Zugelassen sind derzeit die beiden Wirkstoffe Emamectinbenzoat und Spinosad. Um die Wirksamkeit der Massnahmen genauer zu erfassen, führte Agroscope zudem Beobachtungen zum Schlupf der Larven durch. Daraus liessen sich weitere Schlussfolgerungen ableiten. Die Massnahmen haben sowohl Vorteile als auch Nachteile, wie die Versuche gezeigt haben:

  • Verwirrung: Dispenser für Sexuallockstoffe, unter anderem erhältlich als Isomate OFM Rosso, werden vor Flugbeginn in den Baumkronen aufgehängt. Die Technik zielt darauf ab, dass sich männliche und weibliche KFW-Exemplare nicht mehr finden und sich folglich nicht mehr fortpflanzen können. Ihr Vorteil ist, dass sie sehr selektiv in der Wirkung ist und sämtliche Nützlinge schont. Allerdings hat sie sich nicht immer als zuverlässig erwiesen, zudem sind die Kosten höher als die anderen Massnahmen. Julien Kambor empfiehlt, die Verwirrungstechnik vor allem dort einzusetzen, wo es an Alternativen mangelt. Zudem seien in Randbereichen (z.B. Wald, Siedlungsgebiete) mehr Dispenser aufzuhängen.
  • Spinosad: Das Mittel hat sich zwar als sehr wirksam erwiesen (>90 % Reduktion der Schäden). Es kann jedoch den Nebeneffekt haben, Ohrwürmer stark zu schädigen, besonders bei höheren Temperaturen. Dadurch kann es sein, dass ein Befall mit Blutläusen verschärft wird, da Ohrwürmer wichtige Gegenspieler der Läuse sind. Agroscope empfiehlt, Spinosad nur in Ausnahmefällen einzusetzen. Wenn, dann bei tieferen Temperaturen (früh in der Saison) und frühmorgens, da Ohrwürmer nachtaktiv sind.
  • Emamectinbenzoat: Seine Wirkung hat sich als mässig erwiesen (60–70 %). «Bei einem Befall von mehr als 2,5–3 % Prozent der Früchte reicht die Wirkung häufig nicht mehr aus», hielt Kambor fest. Dafür schont es die Ohrwürmer und ist nicht kostenintensiv. Agroscope empfiehlt zwei Behandlungen, wenn der Vorjahresbefall bei mehr als 2 % der Früchte lag. Zudem sollte der Behandlungsabstand nicht mehr als 10 Tage betragen. Kambor betonte ausserdem, dass eine Applikation Mitte Juni bereits zu spät sei.

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Situativ entscheiden

Julien Kambor stuft die aktuelle Situation mit dem Kleinen Fruchtwickler als herausfordernd ein: «Es mangelt an wirksamen, selektiven Pflanzenschutzmitteln», stellt er fest. Er hoffe langfristig auf mehr Grundlagenforschung für bisher wenig beachtete Schädlinge wie den KFW. «Heute müssen die Betriebe jeweils individuell die Bedrohungslage einschätzen können», so Kambor weiter. Dabei gelte es, individuell und situativ zwischen dem erwarteten Schadensdruck, der Wirksamkeit, der Schonung von Nützlingen sowie den Kosten abzuwägen.

Steckbrief Kleiner Fruchtwickler:

Der Kleine Fruchtwickler (KFW) wird rund 8 mm lang. Seine Vorderflügel sind gelbbraun mit unregelmässiger dunkler Zeichnung, seine Hinterflügel sind graubraun. Die Falter legen ihre klarweissen Eier in der Grösse von 0,8 mm einzeln auf den Früchten ab. Die Raupen schlüpfen im Juni. Beim Einbohren in die Frucht legen sie einen typischen, spiralförmigen Gang unter der Fruchtoberfläche an. Der KFW befällt neben Äpfeln auch Zwetschgen und Pflaumen.