Die Schermausbestände sind im Herbst hoch und die Tiere müssen überwintern. Fressen sie die Wurzeln von Obstbäumen oder machen sie Erdhügel auf Futterflächen, gibt es Schäden. Doch auch im Ackerbau können die Nager wüten.
Mäuse sollten schon bekämpft werden, wenn erste Anzeichen darauf hindeuten, dass es welche hat, sagt Hagen Thoss vom Strickhof. Also, bevor Schäden entstehen. Er beobachtet seit den letzten zwei Jahren eine Zunahme der Mäuse. «Im Endeffekt ist die Mäusebekämpfung eine Ganzjahresaufgabe», sagt er. Aber im Herbst sehe man sie gut wegen der Erdhügel und im Winter würden sie am meisten Schaden anrichten.
Wurzeln sind gefährdet
Das Nahrungsangebot für die Mäuse ist im Winter gering und so bedienen sie sich an den Wurzeln der Obstbäume. Mäuse machen keinen Winterschlaf, pausieren aber ihre Fortpflanzung. Ein Baum kann bei Mäusefrass stark geschädigt werden, dies geht bis hin zum Absterben des Baumes. Junge Bäume sterben zwar früher ab und sind stärker gefährdet, aber auch ältere Bäume sind betroffen.
Eine Möglichkeit, die Mäusepopulation in Schach zu halten, ist die Förderung von natürlichen Feinden wie dem Mauswiesel oder dem Hermelin. Die zwei Arten sind sehr effizient bei der Bekämpfung der Mäuse, weil sie in die Gänge hinein können und weil sie sich stark auf die Mäuse als Nahrung spezialisiert haben. Hier helfen Strukturen wie Stein- oder Asthaufen, um die Nützlinge zu fördern. Für Greifvögel wie Mäusebussard können Sitzstangen aufgestellt werden. Sie sollten mindestens drei Meter hoch sein.
Bei Intensiv-Obstanlagen sei die Regulierung durch natürliche Feinde schwieriger, da sie meist gedeckt sind, so Hagen Thoss. «Hier kann ein Mäusezaun mit integrierter Falle helfen», sagt er. Dieses System von Andermatt Biocontrol unterbindet die Einwanderung von Mäusen in neue Reviere, was normalerweise oberirdisch passiert. Die Falle fängt die Mäuse, so dass Füchse, Katzen und andere Feinde sie dann dort herausholen können.
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Wiesen kurz überwintern
Im Futterbau mindern die Erdhügel der Mäuse den Ertrag und verschmutzen das Futter im Frühling. Als Massnahme kann darauf geachtet werden, dass das Gras bei der Einwinterung nicht höher als fausthoch ist, so dass die Mäuse sich nicht im hohen Gras vor den Frassfeinden aus der Luft und am Boden verstecken können.
Chemie wenn möglich vermeiden
Giftköder erfordern die Bewilligung der Kantonalen Pflanzenschutzstelle. Sie sind wenn möglich zu vermeiden, da sie den natürlichen Feinden der Wühlmäuse und auch den Anwenderinnen selbst schaden können.
Die Bewilligungen einiger Mäusebekämpfungmittel laufen 2022 aus. So darf beispielsweise Arvicolon 200CT (Wirkstoff Bromadiolone) nur noch bis 30.11.2022 eingesetzt werden. Die Bewilligung für Polytanol (Wirkstoff Calciumphosphid) läuft am 1. Juni 2022 aus, meldet die Berner Fachstelle für Pflanzenschutz.
Weiter ist der Wirkstoff Aluminiumphosphid erlaubt. Er sei für Fressfeinde weniger gefährlich, bedeute aber ein Risiko für die Anwender, sagt Cornel Stutz von Agroscope. Es wird in einen Mäusegang gelegt und wirkt wie eine Brausetablette. Die Bodenfeuchtigkeit bewirkt das Ausstossen eines giftigen Gases, deshalb müssen die Gänge gut verschlossen werden.
Nebst der indirekten Bekämpfung durch Förderung der natürlichen Feinde kann mit Fallen oder Gas gegen die Schadnager vorgegangen werden. Bei Flächen, die beweidet wurden, sei die Bekämpfung aufwendiger, da die Mäusegänge teilweise unterbrochen sind, sagt Cornel Stutz von Agroscope. Topcat-Fallen sind in der Landi und bei Andermatt Biocontrol erhältlich und kosten etwa 60 Franken. Sogenannte Ringlifallen sind billiger, sind aber etwas aufwendiger in der Handhabung, weiss Stutz. Beim sogenannten Benzinvergasungsapparat (z. B. Mauki) werden Abgase in die Gänge geleitet, so dass die Mäuse ersticken. «Bei dieser Methode hat man aber keine Kontrolle über den Erfolg», nennt Hagen Thoss als Nachteil. Die Abgase können auch anderen Bodenorganismen schaden.
Die Verwendung des Rodenators, bei dem in den Mäusegängen Gas zur Explosion gebracht wird, ist nicht mehr empfohlen. Das Verfahren wird laut einem Gerichtsurteil von diesem Juni als tierquälerisch und somit illegal beurteilt.
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Raps ist auch betroffen
Auch im Ackerbau können Schermäuse im Winter Schaden anrichten, weiss Markus Hochstrasser von der Fachstelle Pflanzenschutz am Strickhof. Beim Raps gebe es zum Teil massive Ausfälle, da bei der Kultur eine grosse Pflanzenmasse überwintert. Er schildert, wie man dies erkennen kann: «Es sieht aus wie Phosphormangel, die Pflanze wird blau und wenn man sie ausreisst, hat sie keine Wurzeln mehr». Die Mäuse richten sich im Winter ein und eine Kontrolle sollte laut Hochstrasser im neuen Jahr passieren, sobald kein Schnee liegt. Die Bekämpfung unterscheidet sich im Raps nicht von den übrigen Möglichkeiten: Natürliche Feinde fördern und die Bekämpfung mit Gas oder Fallen.



