Wenn jemand Fragen zu Landwirtschaft 4.0, Smartfarming, Digitalisierung, RTK oder Spurführungsstechnologie hat, wendet sich am besten an Marco Landis von der Fachstelle Agrartechnik und Digitalisierung des Strickhofs. Die BauernZeitung wollte wissen, wie der 44-jährige Maschineningenieur und Landwirt seinen 21 ha grossen Betrieb bewirtschaftet.
Nix mit Kamerasteuerung
«Klar habe ich meine Felder digital erfasst und die Fahrspuren übernimmt der Lohnunternehmer», sagt Landis und weiter: «Ich hatte einen Occasions-RTK-Empfänger, der kaputt war. Ich reparierte ihn und er funktionierte gut. Nun aber hat er kürzlich endgültig seinen Geist aufgegeben.» Landis überlegt sich, ob er einen neuen anschaffen oder grad seinen alten Traktor umtauschen soll.
Was ist mit dem Einsatz von Drohnen? «Wenn ich ein konventioneller Betrieb wäre, hätte ich im nass-kalten Frühjahr Schneckenkörner mit einer Drohne ausgebracht, um keine Bodenverdichtungen zu haben. Aber ich bin ein Biobetrieb», antwortet Landis. Auch ein kameragesteuertes Hackgerät ist bei ihm nicht zu finden. Im Einsatz ist ein Fronthackgerät, das von Auge aus, also händisch, zu steuern ist. «Damals musste ich mich entscheiden, ob ich ein kameragesteuertes Hackgerät anschaffen will oder Distanzdoppelräder – finanziell ist der Preis in etwa gleich hoch», sagt Landis, und er entschied sich für Distanzdoppelräder. [IMG 2]
Bodenschutz ist prioritär
[IMG 3] «Werden durch Unkonzentriertheit einige Pflanzen ausgehackt, habe ich die fehlenden Pflanzen nur eine Saison. Hingegen wenn ich den Boden verkarre, habe ich in den folgenden Jahre Probleme mit Bodenverdichtungen», so Landis. Trotzdem tüftelt er an einer Lösung, wie die Traktorenlenkung anhand der Reihen automatisiert werden kann, um damit das Hackgerät zu lenken.
Smart ist Marco Landis in seiner Betriebsführung, das wird einem klar beim Feldrundgang. «Ich habe meine Prinzipien, aber laufe nicht mit Scheuklappen herum», sagt er. Vor sechs Jahren stellte er auf Bio um und sagt: «Ich will saubere Felder und zeigen, dass man mit Bio produzieren und auch etwas für die Umwelt tun kann.»
Fixer Reihenabstand
[IMG 4] Der viehlose Betrieb setzt auf Soja, Mais, Getreide und Zuckerrüben – auch wenn er Letztere aus fruchtfolgetechnischen Gründen zurzeit nicht anbaut. Wiesen und rund 19 % BFF ergänzen die Bewirtschaftung. Einzelkornsaat, Gülle mit Schleppschlauch und Dreschen übernimmt der Lohnunternehmer. Soja, Mais und Zuckerrüben lässt er konsequent auf 45 cm Reihenabstand säen. «So reicht ein Hackgerät für alle Reihenkulturen», fügt Landis an. Er macht auch keine Querreihen, stattdessen einen breiten Grünstreifen. Seine Begründung: «Bei den Querreihen hatte ich immer Unkrautbesatz oder Pflanzen wurden durchs Kehren beschädigt.»
Klee fördern und pfluglos
Die Kunstwiese mit Kleegrasmischung düngt er kaum, so dass es möglichst viel Klee gibt. So spare er Stickstoff und erleichtere den Umbruch. «Dann brauche ich im Herbst keinen Pflug. Mit Grubber, Eggen und anschliessender Mulchsaat wächst die Nachfolgekultur Getreide tipptopp», sagt Landis. Mitten in diesem Feld ist der Saum für die 3,5 % BFF auf Acker frisch ausgesät. Sieben Meter breit schlängelt er sich entlang der Stromleitungsmasten. «Bodenbearbeitung, hacken, dreschen ist durch die Strommasten sowieso mühsam. So ist es für mich am sinnvollsten, diese Fläche für BFF auf Ackerland zu nutzen», sagt er.
Eine seiner Buntbrachen ist auf einer unförmigen Parzelle, die durch den Waldrand beschattet wird. «Buntbrache gibt mehr Arbeit als Mais», sagt Landis. Er wolle in der Brache kein Unkraut züchten, reisse Problemunkräuter, allen voran die Ackerkratzdisteln, aus und entferne die Ahornschösslinge.
Speisesoja bevorzugt
[IMG 5] Soja hat er Ende Mai ausgesät. Im vergangenen Jahr konnte Marco Landis alles Soja als Speisesoja verkaufen. «Mal sehen, ob das heuer auch klappt», hofft er. Finanziell lohnt es sich.
Den Mais säte Landis Ende Mai. Vor der Saat gab es eine Unkrautkur, gedüngt wurde mit Presswasser. Landis hofft nun auf Regen, so dass das Unkraut nochmals auskeimt. Dann könne er hacken und die Maispflanzen leicht anhäufeln. Auf einem der Maisparzellen ist ein Versuch des MaisNet-Projekts. Verglichen werden eine Null- mit einer empfohlenen Düngung sowie mit der betriebsüblichen Düngung. Auf der Nullparzelle wächst der Mais deutlich schlechter. «Ich bin gespannt, wie sich das auf den Ertrag auswirken wird», sagt er.
Leider Windhalm
[IMG 6] Beim Weizen liess Landis den Hackdurchgang aufgrund der nassen Verhältnisse aus. «Wahrscheinlich hat sich deshalb der Windhalm stark verbreitet», und er weist auf das Weizenfeld mit hohem Windhalmbesatz hin. Hingegen der Dinkel, die Urdinkel-Sorte Ostro, gedeiht prächtig und ist über einen Meter hoch.
Marco Landis schaut auf den trockenen, rissigen Boden, die Wetter-App und die Uhr. Er hofft, dass es endlich mal regnet – und zwar zeitnah. Dann hat er aber keine Zeit mehr, muss noch an den Strickhof, dort wartet nämlich sein 85%-Pensum auf ihn.
Biohof Wüeri
Name: Marco Landis
Ort: Mönchaltdorf ZH
Ackerfläche: 21 ha
Kulturen: Getreide, Mais, Soja, Zuckerrüben, Kunst- und Naturwiesen, BFF
Mitarbeit: Eltern