Im Vergleich zu anderen Kulturen sei Soja eine recht einfache Kultur, sagt Biobauer Markus Fellner. Im Rahmen des Soja-Weltkongresses vergangene Woche in Wien stellte der 37-jährige Niederösterreicher aus Weikendorf (A) seinen Betrieb und speziell den Anbau von Soja vor.

Betriebsspiegel Fellner
Name: Markus Fellner
Ort: Weikendorf (A)
Ackerfläche: 100 ha, davon 20 ha Soja. Rest: Dinkel, ­Linsen, Kichererbsen, Quinoa, Reis, Winter­weizen, Anis, Kümmel, Koriander, Kresse, Zuckerrüben, Tiefkühlerbsen, Sonnenblumen, Sudangras, Mais, Zuckermais und weitere
Sonstiges: 300 Olivenbäume auf 3,24 ha

Abo Soja-Weltkongress in Wien Europa: 15 Millionen Tonnen Sojabohnen sollen angebaut werden Thursday, 22. June 2023 Fellner hat den Betrieb 2015 von seinem Vater übernommen, der zusammen mit der Mutter immer noch tatkräftig auf dem Hof anpackt. 2016 hat Markus Fellner auf den biologischen Landbau umgestellt. «Ich probiere gerne etwas Neues aus, und das jedes Jahr», wie er sagt. Mit dem Sojaanbau haben Fellners bereits 2003 angefangen. Dazumal noch konventionell. «Allerdings waren die Erträge nicht so gut, weshalb wir zwischendurch mehrere Anbaupausen gemacht haben und schliesslich 2010 den Anbau aufgaben», sagt Markus Fellner. Seit der Übernahme des Betriebes wird Soja wieder regelmässig in die Fruchtfolge inte­griert. Diesmal machte der Landwirt nur gute Erfahrungen mit der Kultur, die vor 150 Jahren aus Asien ihren Weg nach Europa fand. 

Bio-Erträge sind höher

Die Nachfrage nach Soja ist derzeit sehr gross. Die Konsumenten greifen vermehrt zu Proteinalternativen zu Fleisch. Die Kultur sei preislich aufgrund dessen nun sehr viel interessanter als noch vor über zwanzig Jahren, als sein Vater mit dem Anbau begonnen habe, sagt Markus Fellner. Zudem bringe der Bioanbau höhere Erträge als damals noch beim konventionellen Anbau: «Durch die mechanische Unkrautbekämpfung wird die Kultur besser belüftet. Dies tut der Entwicklung der Pflanze gut», begründet er.

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Wohingegen Herbizide im konventionellen Anbau der Pflanze im Wachstum eher schadeten, was sich in einer verzögerten Entwicklung zeigen würde. Fellner beobachte, dass viele konventionelle Landwirte deshalb nun auch auf die mechanische Unkrautbekämpfung umsteigen würden. 

Ideale Bedingungen für Soja

Die Sojapflanzen präsentieren sich derzeit gut bei Markus Fellner. «Ab Ende März hatten wir mit den feuchten Verhältnissen ideale Bedingungen für das Auflaufen», sagt er. Die derzeit hohen Temperaturen würden den Pflanzen bisher nicht schaden: «Mit 30 ° C haben wir ideale Bedingungen, das aber auch nur, wenn Soja genügend Wasser zur Verfügung hat», weiss Johann Birschitzky von Saatbau Linz. Das Unternehmen züchtet, produziert und vertreibt unter anderem gentechnisch unverändertes Soja (GVO-frei). Markus Fellner ist einer der Produzenten, der für Saatbau Linz Sortenversuche durchführt und auch für den Konsum anbaut. Derzeit sind es acht Sorten, die er testet, unter anderem auch trockenheitsresistente Sorten, die wegen des Klimawandels vermehrt an Bedeutung gewinnen.

Eine der 48 zertifizierten Sorten, die in Österreich und in vielen anderen Ländern Europas angebaut werden, ist Alvesta. Diese wächst auch auf 20 Hektaren bei Markus Fellner. Er habe sich für die Sorte entschieden, weil sie zum einen nicht nur für Feucht-, sondern auch für Trockengebiete, wie Weikendorf eines ist, gut geeignet sei und zudem als sehr ertragsstark mit einem hohen Proteingehalt gelte. Zudem wachsen die Bestände gemäss Saatbau Linz gleichmässig, haben eine sehr gute Standfestigkeit und gute Abreife, was eine saubere Ernte ermögliche. Ihre Krankheitsanfälligkeit sei gering und ihre Jugendentwicklung sehr schnell. 

Aufwand nur mit Unkraut

Grosse Herausforderungen mit der Kultur habe Fellner wie gesagt keine. Nur bei der Unkrautbekämpfung brauchte es mehrere Durchgänge mit Striegel und Hackgerät sowie Handarbeit im Juni und Juli im Vergleich zum konventionellen Anbau – dazu später mehr. Mittel gegen Krankheiten oder Schädlinge setze der Biolandwirt nicht ein, diese Kultur benötige aber auch keinen Pflanzenschutz, sagt er. «Die Saatenfliege ist ein Schädling, die beim Feldaufgang ein Thema ist.» Der Keimling könne geschwächt werden, wodurch es insbesondere bei Trockenheit oder Bodenverkrustung dem Keimling dann schliesslich an Triebkraft fehle, um durch den verkrusteten Boden durchzudringen. Bisher habe sich der Schädling jedoch nicht als grös­seres Problem gezeigt. 

Die wichtigste Maschine ist der Striegel

Anfang Mai hat Fellner mit der Einzelkornsämaschine 580 000 Samen pro Hektar gesät. Um das Unkraut zu bekämpfen, kommt der 12 m lange Striegel zweimal zum Einsatz – «die wichtigste Maschine auf meinem Hof», wie er sagt. Das erste Mal, wenn die Sojabohne noch knapp unter der Erde ist und die Beikräuter keimen bzw. maximal zwei Blätter aufweisen. Ein weiteres Mal striegelt Fellner, wenn die Pflanzen aufgelaufen sind. 

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Das Hackgerät wird ebenfalls zwei- bis dreimal eingesetzt: «Zuerst gehen wir mit den Schutzscheiben durch, um die jungen Pflanzen zu schützen. Beim zweiten und dritten Mal nur mit der Fingerhacke.» Wann die Unkrautbekämpfung mit der Hacke erfolge, sei abhängig vom Unkrautdruck. Später wird das Unkraut mit der Handhacke rausgerissen, bis die Reihen schliesslich geschlossen sind. Wegen des grösseren Mehraufwands stellt Fellner fünf Saisonarbeiter aus Slowenien und Rumänien ein. 

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Bewässerung ist auch bei Soja nötig

Obwohl Soja eine Kultur ist, die mit Hitze gut auskommt, benötigt auch diese Pflanze genügend Wasser. Bei Markus Fellner kommt bei starker Trockenheit der Grossflächenberegner zum Einsatz, vor allem dann, wenn Soja beginnt zu Blühen: «Dann ist es ertragsrelevant, dass Wasser vorhanden ist», weiss der Landwirt. In der Regel sind das zwei bis drei Gaben je 20 mm. «Wir beginnen mit der Beregnung morgen», sagt er am Montag. Der Landwirt beregnet nur nachts, um weniger Stress bei der Pflanze auszulösen, als wenn das kalte Wasser in der Mittagshitze gegeben wird. 

Starker Nährstoffzehrer

Bis zur Ernte Mitte September seien weitere Pflanzenbaumassnahmen im Soja nicht notwendig, sagt er. Der Ertrag liege je nach Witterung zwischen 3700 bis 4800 kg pro Hektare. Alles über 4000 kg pro Hektare sei mehr als ideal, sagt er. Getrocknet werden müsse die Bohne nicht, solange die Feuchtigkeit unter 14 Prozent betrage. Abnehmer seines Sojas seien unter anderem Saatbau Linz, das Lagerhaus BGA und Detailhändler, mit denen er einen Anbauvertrag habe. 

Neben dem Vorteil, dass Soja eine einfache Kultur ist, stellt es als Leguminose der Nachkultur noch wertvollen Stickstoff zur Verfügung. Markus Fellner baut Soja immer zweimal hintereinander an, denn «Soja zehrt sehr am Wasser- und Nährstoffgehalt im Boden». Nach Soja folge deshalb Dinkel bei Fellner, da diese Kultur weniger anspruchsvoll bezüglich Nährstoffe und Wasser sei. Würde man beispielsweise Weizen als Nachfolgekultur anbauen, dann müsse man mit Ertragseinbussen rechnen, sagt er. 

Saatgut mit Rhizobien inokulieren

Zudem sei es wichtig, dass das Saatgut vor dem Anbau mit Rhizobien inokuliert werde. Diese benötige die Pflanze, um Knöllchenbakterien zu bilden, welche Stickstoff binden und die Pflanze damit versorgen. Das inokulierte Saatgut sollte lichtgeschützt gelagert und rasch angebaut werden, empfiehlt Fellner. 

Agroforst und Oliven

Nischenkulturen sind Markus Fellners Spezialgebiet. Neben Soja baut er zudem Dinkel, Linsen, Kichererbsen, Quinoa, Reis, Anis, Kümmel, Koriander und weitere an. In diesem Jahr hat er mit Agroforst begonnen: 300 Olivenbäume zusammen mit einer Rosmarin-Lavendel-Bepflanzung und einer Blühmischung. Im nächsten Jahr sollen weitere 600 Bäume folgen. Fellner sagt: «In Zukunft musst du dich entweder vergrössern oder spezialisieren.»