Abo Im Boden spielen physikalische, chemische und biologische Faktoren zusammen. Die Kationenaustauschkapazität (KAK) ist ein Mass für die potenzielle Bodenfruchtbarkeit, berücksichtigt aber nicht den aktuellen pH-Wert. Unten bestimmt oben Optimal ernährte Kulturen brauchen weniger Schutz – so gehts Monday, 18. November 2024 Andreas Indermühle hat vor fünf Jahren die erste Bodenprobe in Amerika nach Kinsey analysieren lassen. «Ich würde nicht sagen, dass ich das schon lange mache», winkt er ab, «denn Veränderungen im Boden brauchen Zeit.» Der Landwirt führt in Schüpfen BE einen Betrieb mit 40 ha LN und der Fruchtfolge Triticale/Geste – Zuckerrüben – Weizen – Silomais/Hafer – Soja/Raps. Nach Getreide und Mais folgt jeweils eine Gründüngung. Indermühles Hofdünger stammt von 60 Mastmuniplätzen mit Tiefstroh.

Warum düngen Sie nach Kinsey?

Andreas Indermühle: Seit rund 30 Jahren sind wir pfluglos unterwegs und arbeiten seit etwa 20 Jahren vor allem mit Direkt- sowie wenig Mulchsaat. Als wir vor einigen Jahren einen Zweitbetrieb übernehmen konnten, traten Unterschiede auf, die eine normale Bodenprobe nicht erklären konnte. Zwar wurde dort auch schon länger direktgesät, aber wir hatten nicht denselben Erfolg damit wie auf unserem Stammbetrieb. Durch Kontakte in der Direktsaat-Szene und nach Deutschland kam ich auf die Kinsey-Methode.

Was hat diese Analyse Ihrer Böden gebracht?

Die Kinsey-Analyse offenbarte Unterschiede bei den Spurenelementen in den Böden unserer beiden Betriebsstandorte, die bei einer ÖLN-Probe nicht berücksichtigt werden. Ich erkläre mir diese Unterschiede in erster Linie damit, dass auf unserem neuen Zweitbetrieb mehrere Jahre viehlos gewirtschaftet worden ist. Heute beproben und düngen wir alle Parzellen nach Kinsey.

«Der Raps ist jetzt gesund und widerstandsfähig.»

Andreas Indermühle konnte Probleme nach dem Wegfall der Beizung überwinden.

Welche Effekte sehen Sie?

Abo Die Direktsaat bringt Andreas Indermühle Vorteile in seiner Pflanzenbaustrategie. Er setzt auf eine hohe Pflanzengesundheit mit guten Erträgen und Qualitäten. «Fokus Boden» Ackerboden vor extremen Wetterereignissen schützen Saturday, 22. July 2023 Beim Raps tauchten bei uns nach dem Verbot von Neonicotinoid-Beizungen Probleme mit Erdflöhen auf. Zuvor hatten wir diese Kultur ohne grössere Ertragseinbussen extenso angebaut und ich war der Meinung, dass sollte auch ohne diese Beizung gehen. Nachdem das Verhältnis Ca:Mg sowie vor allem auch die Gehalte der Spurenelemente Bor und Molybdän im Boden in Ordnung gebracht worden waren, gelang es wieder. Der Extenso-Raps ist jetzt gesund und widerstandsfähig – obwohl er zeitweise benachbart zur letztjährigen Rapsparzelle stand. 2023 konnten wir 42 dt/ha dreschen. 2024 weniger (32 dt/ha), aber angesichts des Wetters mit Schneedruck im April und etwas Hagel vor der Ernte war das doch eine zufriedenstellende Menge.

Wie oft beproben Sie Ihre Flächen?

Um die Vergleichbarkeit der Daten sicherzustellen und möglichst die Entwicklung der Nährstoffe über die Zeit beobachten zu können, steche ich die Proben immer an derselben Stelle in der Fruchtfolge. Nämlich im Winter, zwei Jahre vor den Zuckerrüben. So kann ich in der nächsten Saison nach der Getreideernte die empfohlenen Nährstoffe auf die Stoppeln düngen. Manche sagen, man sollte alle Flächen jährlich beproben. Aber eine Analyse kostet 200 bis 300 Franken und muss nach Amerika gesandt werden. Daher beschränke ich mich auf zwei bis drei Parzellen pro Jahr.

Arbeiten Sie mit Mischproben oder unterteilen Sie die Schläge wegen heterogener Bodeneigenschaften?

Die Heterogenität von Schweizer Böden ist ein grosses Hindernis, denn sie ist ein Problem bei Mischproben. Wie heterogen sie sind, sehe ich an den Unterschieden in meinen Ertragskarten vom Drescher. Ich überlege mir, in einer nächsten Phase die Parzellen entsprechend für die Beprobung aufzuteilen, aber im Moment gibt es eine Probe pro Schlag. Deutsche Kollegen arbeiten z. T. mit Nährstoffgaben aufs Gramm genau gemäss den Laborempfehlungen, bei uns ist das wegen heterogener Böden kaum machbar.

Empfehlungen nach Kinsey gelten als besonders schwer umsetzbar, wenn Hofdünger im Spiel sind.

Das stimmt. Auf einem reinen Ackerbaubetrieb kann man die Nährstoffverhältnisse durch gezielte Gaben vielleicht in einem Jahr korrigieren, bei mir ist es eher ein Herantasten. Ich weiss etwa, welche Gehalte mein Hofdünger aufweist, das Resultat der ganzen Düngung – inklusive gezielter Zugaben nach Kinsey – sehe ich dann erst in der nächsten Probe. Es sind da viele Variablen im Spiel.

An welche Faktoren denken Sie?

Es ist nicht nur die Düngung nach Kinsey bzw. die Berücksichtigung der richtigen Nährstoffverhältnisse im Boden, die meiner Meinung nach zum Erfolg führen. Das ist nur ein Puzzleteil, Bodengesundheit durch reduzierte Bearbeitung und die Arbeit mit Gründüngungen sind weitere. Ausserdem sehe ich, dass das Wetter einen grossen Einfluss auf die Nährstoffe im Boden hat; 2021 wurden bei mir hohe Schwefelwerte gemessen, das war auffällig über alle beprobten Parzellen. Auch daher denke ich nicht, dass man aufs Gramm genau düngen muss.

Die Analysen in Amerika sind teuer, das Beproben aufwendig. Lohnt sich das?

Für mich tut es das. Aber man muss die Nerven haben, dann auch auf die Pflanzengesundheit zu vertrauen und z. B. auf Fungizide zu verzichten, statt bei ersten Symptomen mit der Spritze aufs Feld zu fahren. Mein Ziel ist, mit gesunden Böden und einer ausgewogenen Nährstoffversorgung nach Kinsey widerstandsfähige Pflanzen zu erhalten, die Krankheiten und Pilzen standhalten und für Schädlinge unattraktiv sind.

Wie steht es um die Kosten für einzelne Düngemittel?

Meine Böden sind in relativ gutem Zustand, daher muss ich zum Ausgleichen der Verhältnisse nur kleine Mengen einsetzen. Das hält die Kosten begrenzt. Generell gilt aber, dass ein Mangel deutlich einfacher zu beheben ist, als wenn ein Überschuss ausgeglichen werden muss. Dafür werden in schlechteren Böden schneller die Wirkungen einer angepassten Düngung sichtbar.

Wie sieht die Kinsey-Düngung auf Ihrem Betrieb schlussendlich in der Praxis aus?

Das Labor liefert einfache Empfehlungen, die ich mit den passenden Düngemitteln umsetze. Bei den Stickstoffgaben ändert sich nichts, das bleibt kulturspezifisch.