Es ist ein Déjà-vu: Wie schon im letzten Jahr zeigt sich der Herbst heuer bisher von seiner nassen Seite. Anfang bis Mitte Oktober stünde die Saat von Winterweizen an – doch daran ist vielerorts angesichts der nassen Verhältnisse kaum zu denken. Zumal in den nächsten Tagen immer wieder Regenfälle gemeldet sind.

«Weizen ist robust»

Nach der Ernte Das Feld sieht übel aus – hilft ein Tiefenlockerer? Monday, 29. July 2024 Gemäss Literatur kann man Winterweizen noch bis Ende November säen. Das bestätigt Anna Brugger, Bereichsleiterin Pflanzenbau und Agrartechnik am Strickhof. In gewissen Gebieten komme der Weizen noch nach der Zuckerrübenernte in den Boden, was auch mal in den Dezember fallen könne. «Generell ist Weizen robust», gibt Brugger zu bedenken, «der kann auch im 3-Blattstadium in den Winter gehen». Dies im Gegensatz zur Gerste, die mindestens die Bestockung erreicht haben sollte. «Bei unseren zusehends milderen Wintern ist die Kälte je länger, je weniger ein Problem für den Weizen.»

Später gesäte Bestände dürften sich zwar etwas langsamer entwickeln. Bis im Sommer könne die Kultur aber aufholen und es sei nicht mit einer späteren Ernte zu rechnen, sagt die Fachfrau. «Entscheidend dafür ist aber nicht nur der Saattermin, sondern vor allem die Saatbedingungen», ergänzt Anna Brugger.

Überlegungen zur richtigen Saatdichte 

Ist es einmal so weit und die Bedingungen passen, stellt sich die Frage nach der optimalen Saatdichte. Die Empfehlung von 250 bis 400 Körner pro m2 eröffnen eine ziemlich grosse Spannbreite. Mit der oftmals erhöhten Mykotoxinbelastung der vergangenen Getreideernte hat die Vermeidung zu dichter – und damit eher feuchter – Bestände an Aktualität gewonnen. Wie findet man da die optimale Menge? «Das ist ein schwieriges Thema», erklärt Anna Brugger, «und es hat viel mit Erfahrung zu tun.» Schliesslich hat es angesichts von Saatgutkosten und Aufwand nicht zuletzt eine wirtschaftliche Komponente. Zumal die angestrebten 450 bis 600 ährentragenden Halme pro m2 sowohl durch Bestockung als auch mehr Einzelpflanzen pro Fläche erreichbar sind. Man könne sich grundsätzlich folgende Überlegungen machen: 

Zeitpunkt und Saatbett: Sind die Bedingungen eher ungünstig (verspätete Saat, eilig erstelltes Saatbett) werden sich womöglich nicht alle Pflanzen optimal entwickeln und eine höhere Saatdichte kann sich lohnen.

Überlagertes Saatgut: Ein Keimtest (z. B. auf feuchtem Küchenpapier) zeigt die Keimfähigkeit von älteren Körnern. Fällt sie auf 80 Prozent oder tiefer aus, besser mehr Körner pro Fläche säen.

Herbizidfrei: Die mechanische Unkrautbekämpfung regt den Weizen zum Bestocken an, was für tiefere Saatdichten spricht. Die vorgeschriebene Gesamtbetrieblichkeit im Bundesprogramm kann aber dazu führen, dass auch Parzellen mit bekannten Unkrautproblematiken herbzidfrei bewirtschaftet werden. Dort kann eine höhere Saatdichte von Vorteil sein, da der Weizenbestand so weniger Platz lässt für Unkraut.

Verzicht auf Pflanzenschutzmittel: Wird der Weizen für den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel (ehemals Extenso) angemeldet, relativiert sich die Überlegung zum Unkrautdruck. Denn in solchen Beständen zahlt es sich aus, wenn die Halme eher locker stehen und so rascher abtrocknen, da Pilzkrankheiten in der Folge weniger begünstigt werden.

In weiten Reihen: Zwar wird diese Anbauform nicht mehr vom Bund gefördert, aber von einigen Kantonen. Da mindestens 40 Prozent der Reihen ungesät bleiben müssen, ist die Saatdichte entsprechend zu reduzieren. Das gilt insbesondere in herbizid- oder pflanzenschutzmittelfrei geführten Beständen (sonst erhöhte Gefahr für Feuchtigkeit und somit Pilzbefall). 

Wichtig sei auf jeden Fall die Sorte, fährt Anna Brugger fort. «Die Saatguthändler haben entsprechende Rechner auf ihren Websites, mit denen sich die empfohlene Saatdichte jeweils ausrechnen lässt.» 

Vielerorts ist Versamung derzeit kein Problem 

Dort, wo derzeit Gründüngungen vor der geplanten Weizensaat den Boden schützen, werden sie wohl oder übel noch eine Weile stehen bleiben müssen. Zwar sollten sie vor der Blüte gestoppt werden, doch dafür einen Kompromiss einzugehen und bei schlechten Bedingungen in die Fläche zu fahren, hält Anna Brugger für nicht ratsam. «Dieses Jahr haben wir aufgrund des Wetters vielerorts nicht das Problem der Versamung, weshalb weiterhin gilt, dass die Gründüngung dem Boden zugutekommen soll», gibt sie zu bedenken. Um nicht das Gegenteil zu erreichen, bleibt nur, abzuwarten.