Das Kartoffelfeld von Dani Ganz lässt das Herz eines jeden Produzenten höher schlagen. Insbesondere wenn Andreas Rüsch, Kartoffelspezialist vom Strickhof, zügig durch den Sortengarten vorangeht und bewährte und neuste Sorten, die resistent gegen Kraut- und Knollenfäule sind, präsentiert.
Blattlausbefall, dafür Hagelglück
Rund 30 Sorten hat der Strickhof zusammen mit Dani Ganz von Lomec angepflanzt und die Kartoffeln gedeihen prächtig. Wie fast überall sei aber auch hier die Stückzahl pro Staude eher gering. Dies aufgrund der Trockenheit während der Knollenbildungsphase. Und Blattläuse hat es jede Menge. Hingegen hatte Humlikon Hagelglück, umliegend in Flaachtal, Irchel, Hettlingen und Ohringen waren die Felder zum Teil stark betroffen. Äusserst erfreulich für die Kartoffelproduzenten ist, dass es immer mehr resistente Sorten gibt.
«Resistente Sorten sind die Zukunft, vor allem wenn sie flächendeckend angebaut werden.»
Andreas Rüsch, Ackerbauberater am Strickhof.
So liessen sich Pflanzenschutzbehandlungen massiv reduzieren. Bis dahin sei es noch ein langer Weg, so Rüsch. Zurzeit muss man auch bei krautfäuleresistenten Sorten spritzen, wenn sich Krautfäuleherde auf den umliegenden Feldern befinden. Aber man könne die Behandlungen um bis zu einen Drittel reduzieren. Das ist wichtig zur Vermeidung von resistenten Erregern und Resistenzdurchbrüchen.
[IMG 2]
Kandidatinnen für die Sortenliste
Zu den resistenten Sorten gehört Acoustic, welche Bio- und IP-Suisse-Betriebe in diesem Jahr für Coop anbauen. Die Sorte ist nicht sehr gut lagerbar und sollte bis im Dezember verkauft sein.
Im ersten Versuchsjahr ist die Frites-Sorte Lady Jane. Sie ist die erste Verarbeitungssorte, die sowohl krautfäuleresistent als auch trockenheitstolerant ist. Das sei mal eine «robuste» Lady und Andreas Rüsch ist guten Mutes, dass es Lady Jane auf die Swisspatat-Sortenliste schafft.
Auch die krautfäuleresistente Chips-Sorte Papageno aus der Nebensortenliste gedeiht gut. Sie sei es würdig, Aufnahme in die Bio-Sortenliste gefunden zu haben.
Spezielle Erwähnung fand die Sorte Aztec Gold mit goldgelbem bis orangem Fruchtfleisch. «Als ich sie in den Niederlanden sah, wollte ich sie unbedingt ausprobieren», sagte Rüsch. Sie ist aktuell in der Blüte, obwohl sie wie die anderen Sorten auch am 22. April gepflanzt wurde. Die Spätreife ist nachteilig. Positiv ist, dass Aztec Gold die Note 9 von 10 in der Krautfäuleresistenz hat.
Abo
Bio-Ackerbautag
Homöopathie für Kartoffeln statt Tiere und eine Pflanze mit afrikanischen Wurzeln
Bewässerungs-App im Vergleich
Alle Sorten hat das Strickhof-Team zusammen mit Dani Ganz mit und ohne Bewässerung angebaut. Aufgrund der trockenen Verhältnisse wurde im Versuch Humlikon am 4. und 18. Juni mit gezielten Empfehlungen von Bodenfeuchtesonden und der Bewässerungs-App ALB beregnet. Die Bodenfeuchtesonden von Bewaesserungsnetz.ch der HAFL funktionieren hervorragend. Das konnte in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen werden.
Neu zum Einsatz kam in diesem Jahr die Bewässerungs-App der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Bauwesen Bayern. Die App gibt parzellengenaue Empfehlungen zu Bewässerungszeitpunkt und -menge ab, auch wenn keine Sonde installiert worden ist. «Wir waren positiv überrascht. Die App hat gut funktioniert», sagte Daniel von Ballmoos vom Strickhof – auch wenn das Anlegen der Schläge am Computer etwas Zeit brauche. Auch sei die App auf PC ausgerichtet und nicht auf dem Smartphone verfügbar. Zurzeit ist die App noch gratis.
Kosten senken mit sortenspezifischer Düngung
Abo
Bio-Kartoffelanbau
Bei resistenten Kartoffelsorten geht es doch nicht ganz ohne Kupfer
Ein weiteres Thema war die Dünung. «Leider hat sich in der Praxis eine sortenspezifische Düngung noch zu wenig durchgesetzt», sagte Andreas Rüsch. Deshalb legten sie einen Versuch mit den Sorten Jelly, Ditta, Fontane und Queen an. Jede Teilparzelle bekam eine Gabe von 180 kg N bzw. 60 kg N.
Die Sorten Ditta und Jelly kommen von ihrer Genetik her mit weniger Stickstoff aus und gedeihen auch mit 60 kg N sehr gut. Fontane und Queen Anne sind hingegen stickstoffbedürftige Sorten.
«Sortenspezifische Düngung ist eine Kostenersparnis und ein einfacher Beitrag zum Absenkpfad Nährstoffüberschüsse.»
Andreas Rüsch zur sortenspezifischen Dünung
