Ja, unbedingt brauche es eine Pflege des Jungwaldes. Die Ansprüche des Menschen an den Wald, auch für die Zielbestände der Eigentümer, könnten nur durch Pflege erfüllt werden, betont Stefan Hüsler, Betriebsförster bei der Wald- und Holz Genossenschaft Rottal und Sempachersee West (WHG) im Kanton Luzern. Der 36-jährige Forstfachmann ist seit fünf Jahren bei dieser Selbsthilfeorganisation der Waldeigentümer. Die WHG umfasst ein Gebiet mit 2000 ha Wald von 1100 Eigentümern. Davon sind 1800 ha von 980 Genossenschaftern in dieser Organisation. Der Anteil Bauernwald liegt bei rund zwei Dritteln.
Vielfältig und gut strukturiert
In seiner Region stelle er recht stabile Bestände fest. Die Wetterextreme der letzten Jahre, mit Sommertrockenheit, hätten aber an einigen Standorten mit vielen älteren Bäumen den Wäldern schon zu schaffen gemacht, indem Weisstannen oder Buchen absterben. Hier im gut erschlossenen Mittelland seien die Wälder aber grundsätzlich nicht überaltert, weil sie genügend bewirtschaftet würden, aber sicher auch nicht übernutzt.
Naturverjüngung, wo möglich
Längerfristig müsse in den Wäldern darauf hingearbeitet werden, gut strukturierte und vielfältige Bestände zu schaffen, und deshalb brauche es auch die Jungwaldpflege. Zudem sei ja offen, welche Ansprüche in 50 bis 100 Jahren an den Rohstoff Holz gestellt würden und auch, wie konkret sich die Klimaveränderung auswirke. Deshalb brauche es strukturierte Wälder mit möglichst vielen Baumarten. «So lassen sich die Risiken breiter abstützen.»
Zwar könne mehrheitlich auf Naturverjüngung gesetzt werden, «das ist auch unser Ziel». Wo die Bestände aber zu einseitig seien, werde es schwierig, auch weil der erwünschte Samen anderer Arten im Boden fehle. «Gepflanzt werden soll aber nur dort, wo es nicht anders geht». So beispielsweise bei grossen Sturmlücken, wo die Naturverjüngung sich durch den Brombeerendruck nicht einstellen kann.
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Jungbäume freistellen
Die wichtigste Pflegemassnahme – wo nicht gepflanzt wird – sei in einem Jungwald die Jungwuchspflege, wo die jungen Bäume in Konkurrenz stehen zur Krautvegetation wie Brombeeren. Dort sollten die Gehölze, wenn möglich, zweimal jährlich freigestellt werden. Und später dann, um die Stabilität der Bestände zu erhöhen, sei bei zu dicht stehenden Jungbäumen eine Auslese vorzunehmen. So könnten die ausgewählten Zukunftsbäume auch in die Breite wachsen. In Dickung/Stangenholz mit mehreren Baumarten könne so auch gezielt gesteuert werden, mit welchen Arten man in die Zukunft gehen wolle.
Förderung motiviert
Die aktuellen Fördermassnahmen von Bund und Kanton für die Jungwaldpflege erachtet Hüsler als sehr bedeutend. «Die bieten die Möglichkeit, die Waldeigentümer bei diesen Arbeiten zu unterstützen und zu motivieren.» Ansonsten bestünde schon das Risiko, dass diese Pflege vernachlässigt würde, zumal es ja keine Bewirtschaftungspflicht gebe.
Er stellt fest, dass die Pflegebereitschaft der Waldeigentümer grundsätzlich vorhanden ist, aber wegen des Strukturwandels in der Landwirtschaft, mit grösseren Betrieben und weniger Arbeitskräften, die Zeit und Kapazitäten vermehrt fehlen im Bauernwald.
Ausmähen und ausdünnen
Die Waldeigentümer sähen aber den Sinn der Pflege durchaus, und wer den Wald selber nutze, verbinde den Holzschlag häufig auch gleich mit Pflegemassnahmen. «Das Bewusstsein für die Pflegenotwendigkeit ist vorhanden, muss aber immer wieder thematisiert werden, beispielsweise im Rahmen von gemeinsamen Holzanzeichnungen im Wald.»
Bei der Jungwaldfpflege könne nicht kurzfristig ein Nutzen erwartet werden, das sei immer eine Investition in die Zukunft, für die nächste Generation. Den bäuerlichen Waldeigentümern empfiehlt er im Hinblick auf die kommenden Winterarbeiten im Wald, Jungwuchsflächen von Brombeeren zu befreien, auch damit die nicht unter Schnee erdrückt werden und im Frühjahr mehr Platz zum Wachsen haben.
Und junges Stangenholz sei auszudünnen. «Wer unsicher ist, welche Bäume er stehen lassen soll, soll sich durch den Förster beraten lassen.» Das gelte auch für sonstige Pflegemassnahmen.
Wertastung ist empfehlenswert
Die früher häufige Wertastung empfiehlt Förster Stefan Hüsler nach wie vor, aber nicht generell. Zwingend sei das bei Douglasien, weil diese die dürren Äste nicht selber verlieren. «Die schönen astfreien und deshalb wertvollen Stämme sind nicht natürlich, sondern menschengemacht.» Die Wertastung sollte bei Douglasien bei einem Durchmesser von 12 bis 20 cm erfolgen. Auch schöne Eichen und Ahorn könnten durch Wertastung aufgewertet werden. Bei Fichten sei dies aber weniger bedeutsam, könne aber gleichwohl bei ausgewählten Bäumen im Endabstand von 8 bis 12 m erfolgen. Der ideale Zeitpunkt für die Wertastung, besonders bei der Douglasie, sei der Sommer. Denn da werde die Schnittwunde natürlich geschlossen. Im Winter bestehe das Risiko von Pilzbefall.