Galerie Umfrage Nässe im Frühsommer: Stehen Ihre Felder unter Wasser? Monday, 3. June 2024 «Kalt, Dauerregen und Schnee», so lautete die Bilanz von Meteo Schweiz am vergangenen Samstag für die beiden vorangegangenen Tage – und die Regenpausen waren auch danach eher von kurzer Dauer. Laut Meteo Schweiz befand sich die Schweiz in einer berüchtigten Wetterlage, die unwetterartigen Regen und Hochwasserlagen auf der Alpennordseite mit sich brachte. Weiter ein Thema bleibt dieser Tage das Schmelzwasser, das die Pegelstände hochhält oder noch steigen lässt – denn mit der neuen Woche sind sommerlichere Temperaturen in der Schweiz zu verzeichnen. Und der Regen scheint noch nicht vorbei.

Zuerst das Wasser abpumpen 

«Man traut sich kaum, den Wetterbericht anzuschauen», sagt Anna Brugger, Ackerbauberaterin am Thurgauer Arenenberg. Schwül-warm und nass ist die Witterung perfekt für die Ausbreitung von Pilzkrankheiten. Trotzdem seien die letzten zwei Wochen kaum neue Meldungen via PhytoPre für den Thurgau eingegangen, schildert Brugger. «Wahrscheinlich, weil man sich bewusst ist, dass die Felder sowieso nicht befahrbar sind und daher auf einen Kontrollgang verzichtet wird», so ihre Vermutung. Ausser Frage steht, dass die Infektionsbedingungen für Krautfäule gegeben sind und der Fungizidschutz so bald als möglich zu erneuern wäre. «Aber ich habe auch von Flächen gehört, wo zuerst einmal das Wasser abgepumpt werden muss.»

«Man traut sich kaum, den Wetterbericht anzuschauen»

Anna Brugger, Arenenberg

Kartoffelkäfer-Larven kaum gebremst

Abo Früher Befall Jetzt die Felder kontrollieren – es gilt, den Kartoffelkäfer als Larve zu bekämpfen Wednesday, 22. May 2024 Das betrübliche Wetter bringe auch an der Kartoffelkäfer-Front keine Entspannung: «Die Entwicklung der Larven ist kaum verlangsamt, schliesslich war es nicht wirklich kalt», schildert Anna Brugger. Vor allem wer mit Novodor (Bacillus thurgensiensis, bei IP-Suisse und den Bundesbeitrag für Verzicht auf Pflanuenschutzmittel zugelassen) behandeln will, steht vor dem Problem, dass dieses Mittel primär die ersten beiden Larvenstadien wirksam bekämpfen kann. Spinosad hingegen sollte gegen Larven und adulte Kartoffelkäfer wirken, eine Spritzung muss allerdings mit ausreichender Wassermenge, einem Netzmittel und vorzugsweise spätabends oder frühmorgens erfolgen. So werden jene Faktoren ausgeschlossen, die im letzten Jahr möglicherweise für eine beschränkte Wirksamkeit von Spinosad gesorgt haben.

Ostro stark von Gelbrost betroffen

Was das Getreide angeht, so wüte der Gelbrost derzeit in der Urdinkel-Sorte Ostro, beobachtet Anna Brugger: «Ich war erschrocken, die Felder sind wirklich voll.» Beim Weizen habe sie wenig Rost gesehen, doch bei Ostro sei mit einer deutlichen Ertragsreduktion zu rechnen. «Die Ährenbildung ist durch den Gelbrostbefall stark beeinträchtigt», gibt Brugger zu bedenken. Die Anfälligkeit von Ostro ist bekannt, die Sorte trägt die Note «sehr schwach» beim Gelbrost. Die neuere Dinkelsorte Prokura hat das Prädikat «sehr gut» in diesem Bereich, ist aber nicht als Urdinkel vermarktbar und daher kein wirklicher Ersatz für Ostro. Immerhin scheint die zweite Urdinkel-Sorte, Oberkulmer, heuer von massivem Gelbrostbefall verschont zu sein.

Risiko für Fusarien abschätzen

Abo Von Ernterückständen ist in der Gerste kaum mehr etwas zu sehen: Das Material wurde grossmehrheitlich zersetzt, samt allfälliger Pilzsporen. Fusarien und Mutterkorn Probleme mit Mykotoxinen «nicht nur auf Direktsaat reduzieren» Tuesday, 28. May 2024 Im Gegensatz zum Rost lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt visuell nicht abschätzen, wie stark die Fusarienbelastung im Weizen am Ende ausfallen wird. Bei diesem Erreger gibt es keine Bekämpfungsschwelle, sondern es muss vorbeugend reagiert werden. «Das Risiko setzt sich aus Sortenanfälligkeit, Vorkultur, Bodenbearbeitung und Witterung während der Blüte ab», fasst Anna Brugger zusammen. Die Beraterin ist sich bewusst, dass pflugloser Anbau nicht von allen als Hauptfaktor für erhöhten Fusarienbefall gesehen wird. «Es ist vor allem die Kombination reduzierter Bodenbearbeitung mit z. B. einer anfälligen Sorte», erklärt sie.

Getreidehähnchen weggeschwemmt

Eine Glaubensfrage gibt es neben Fusarien auch beim Getreidehähnchen, nämlich was dessen Reaktion auf feuchtes Wetter betrifft. «In der Ostschweiz hat es die letzten Tage aber dermassen stark geregnet, dass die Larven z. T. sogar abgewaschen worden sind», so Brugger. Da das Getreidehähnchen als Larve weniger mobil sei, rechnet sie nicht damit, dass der Schädling auf jedes Fahnenblatt zurückkehrt. Generell schätzt sie den Befall als nicht massiv ein, verweist aber auf die neue Bekämpfungsschwelle von zwei Larven pro Halm im DC 39-50 bzw. zwei Larven pro Fahnenblatt in DC 51-61. «Es haben bisher wenige gegen Getreidehähnchen behandelt», erzählt die Beraterin. Mit der neuen Bekämpfungsschwelle und angesichts des Umstands, dass Blattkrankheiten und Getreidehähnchen nur bis zum Beginn der Blüte bekämpft werden dürfen, bezweifelt sie, dass sich daran noch viel ändern wird.

Bodenverdichtung bedeutet Hypothek

Allem Befall von Schaderregern zum Trotz bleibt die Frage nach der Befahrbarkeit zentral: Kann man es wagen, ins Feld zu fahren, oder lädt man sich mit einer Bodenverdichtung eine Hypothek für die nächsten paar Jahre auf? Hinweise geben das Bodenmessnetz und der Blick auf die Fläche. Vorsichtiges Befahren kann in Betracht gezogen werden, wenn Erdbrocken in der Hand brüchig sind und bei Druck zwischen den Finger zerbröseln, beschreibt Agridea in einem Merkblatt. Ist die Erde aber knetbar und breiig, sei eine Durchfahrt zu unterlassen. «Nach diesem Regen braucht es sicher ein paar Tage trockenes Wetter», bemerkt Anna Brugger. «Mancherorts sind wir schon nur mit den Gummistiefeln stecken geblieben.»