Es war eine spannende Hauptversammlung am 26. Februar, als sich die Bärner Bio Bure auf dem Schwand trafen. Auf der Traktandenliste stand der Rücktritt der bisherigen Präsidentin Kathrin Schneider und die Neuwahl. Zur Wahl standen gleich zwei Vorstandsmitglieder. Einerseits Peter von Gunten, Belpberg, der bisherige Vizepräsident und andererseits Monika Sommer, Les Reussilles. Auf ein Co-Präsidium konnten sich die beiden im Vorfeld nicht einigen. So mussten die Mitglieder entscheiden. In geheimer Wahl gingen 62 ausgefüllte und sieben leere Wahlzettel ein. Mit 29 zu 26 Stimmen setzte sich Monika Sommer knapp durch. An der ersten Vorstandssitzung in neuer Konstellation erklärte Peter von Gunten seien Rücktritt aus dem Vorstand. Grund seien unüberbrückbare Differenzen zwischen ihm und der neuen Präsidentin. Eine Wahl also, bei der es wohl hinter den Kulissen mehr rumorte als davor. Die BauernZeitung hat bei Monika Sommer nachgefragt, wie sie ihr Amt und ihre Aufgaben angehen will.
Der Absatz von Bioprodukten hat erstmals die Zehn-Prozent-Grenze geknackt. Ist das für Sie ein Grund zum Feiern oder macht es Sie eher nachdenklich, dass der Anteil trotz Grüner Welle nicht grösser ist?
Monika Sommer: Es ist für mich die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Bioprodukte haben immer noch viel Potenzial nach oben. Wir sind uns dem bewusst und arbeiten daran.
Zum zweiten Mal in Folge werden die Bärner Bio Bure von einer Frau präsidiert. Sie setzten sich gar in der Kampfwahl gegen einen Mann durch. Weshalb setzen die Biobauern im Gegensatz zu allen anderen Verbänden auf Frauenpower?
Ich sehe das nicht so. Es hätte genauso anders sein können. Das Ergebnis war knapp. Was schlussendlich zum Wahlsieg geführt hat, das wissen nur die Wählerinnen und Wähler. Seit letzten Herbst hat es auch mehr Frauenpower in der Politik. Und auch immer mehr Verbände sind in Frauenhänden, da sind die Bärner Bio Bure kein Einzelfall.
Sie sind bezüglich Bio ein Greenhorn. Ihr Betrieb hat erst seit Januar die Knospe. Was geben Sie anderen Umstellungswilligen als Tipp mit auf den Weg?
Sich vorerst gut beraten lassen und nicht entmutigen lassen bei verbalen Angriffen. Die gibt es immer wieder einmal.
Was war Ihre Motivation den Betrieb umzustellen? Wie lange hat es bei Ihnen gedauert, von der Idee bis zur effektiven Umstellung?
Mein Mann hat schon seit ich ihn kenne keine Herbizide mehr eingesetzt. Unser damaliger Tierarzt hat die Tiere hauptsächlich homöopathisch behandelt. Mein Mann hat sich dann aktiv damit auseinandergesetzt und das mit Erfolg. Es braucht aber auch Mut, nicht gleich zur Chemiekeule zu greifen und Vertrauen in ein Globuli zu haben. Wir waren ja schon fast Bio. Jetzt sind auch wir Bio, da es auch bei uns persönlich im ganzen Denken eine Umstellung brauchte. Wie zwei Prozesse auf einmal.
Die Berner Bio-Offensive hat Bio ins Gespräch gebracht, allerdings mehr bei den Landwirten als bei den Konsumenten. Zwar zeigten sich die Landwirte umstellungswillig, aber der Absatz stockte. Wie viele Biolandwirte wird es künftig im Kanton Bern brauchen? Wie gross schätzen Sie das Potenzial ein?
Die Berner Bio-Offensive wird auch noch weitergehen. Die Trägerschaft ist zurzeit daran, mit dem Projektleiter, Christan Ramseier, die Strategie 21–25 zu entwickeln. Eine ganz wichtige Aufgabe ist es, den Ausgleich zu finden zwischen Angebot und Nachfrage. Mit der noch laufenden Offensive geht es vor allem darum, die Landwirte dazu zu bringen, auf Bio umzustellen. In Zukunft ist sicher wichtig, auf Seite der Konsumenten aktiver zu werden.
Der bernische Unterverband ist einer der grössten und aktivsten im schweizweiten Vergleich. Warum kommt Bio gerade im Kanton Bern so gut an?
Ich gehe davon aus, dass die eben schon erwähnte Offensive auch mitgeholfen hat, immerhin sind es seit 2016 256 Betriebe mehr. Der Grundstein für die biologische Landwirtschaft wurde ja auch im Kanton Bern gelegt.
Wo sehen Sie die kommenden Herausforderungen ihres Amtes?
Mir ein solides Netzwerk aufbauen und sicher einmal in alle verschiedenen Aufgaben einarbeiten, die ich von meiner Vorgängerin übernommen habe. Durch den Lockdown hat sich alles ein wenig herausgezögert.
Sie sind nicht nur als Bioproduzentin ein Greenhorn, auch im Vorstand der Bärner Bio Bure sind Sie erst seit einem Jahr, was motiviert Sie, einen derartigen Blitzstart hinzulegen?
Nur weil ich ein «Greenhorn» bin, heisst das noch lange nicht, dass ich nicht geeignet bin. Schlussendlich hat etwas Unmessbares entschieden, das ist nämlich das Bauchgefühl.
Was werden Sie anders machen als Ihre Vorgängerin? Was werden Sie gleich machen wie Ihre Vorgängerin?
Jeder Mensch hat doch seine eigene Art. Das ist doch gerade das Spannende daran. Meine Vorgängerin hat es sehr gut gemacht. Auf ihrem Werk will ich weiter aufbauen.
Steckbrief
Name: Monika Sommer, 46 Jahre, verheiratet mit Raphaël, drei Kinder von Raphaël (20, 18, 16), drei Kinder von Monika (27, 25, 20)
Beruf: Bäuerin FA, Pharma-Assistentin
Hobbys: Tiere, Singen, Lesen
Wohnort: Les Reussilles
Betrieb: 33 ha, Bio-Knospebetrieb Bergzone II, Milchvieh, Direktvermarktung Glace