Wie bei der Anzahl Hochstammbäume in der Schweiz ist auch bei der Mostobstmenge ein Rückgang zu verzeichnen. Wie Christoph Suter von der Ramseier Suisse AG an der Hochstammtagung ausführte, hat sich die Mostapfelmenge in den letzen 45 Jahren halbiert, bei den Birnen nahm die Menge gar um fast 90 Prozent ab. Die Alternanz sorge zwar naturgemäss für schwankende Erntemengen, der Trend sei aber eindeutig.

Unterschiedlich stark genutzt

Abo Traditionelle Obstgärten wie auf dem Betrieb Mausacker in Steinebrunn TG können produktive Agroforstsysteme sein. Die Fläche unter den Bäumen kann als Weide oder Acker dienen. Obstbau Bietet Agroforst den Hochstämmern eine Zukunft? Monday, 13. March 2023 Interessant zu beobachten ist dabei der Vergleich der kantonalen Anzahl Hochstamm-Feldobstbäume (Kern- und Steinobst, ohne Nussbäume) mit den Verarbeitungsmengen der gewerblichen Mostereien. Laut Christoph Suter wurden zum Beispiel 2018 im Thurgau mit gut 200'000 Hochstammbäumen rund 60'000 Tonnen Mostobst verarbeitet, in Luzern hingegen mit über 250'000 Bäumen nur 20'000 Tonnen. Und im Kanton Bern stehen zwar fast doppelt so viele Bäume wie im Thurgau, verarbeitet würden aber im Schnitt nur rund 10 Prozent der Thurgauer Menge. Es gibt also grosse regionale Unterschiede in der Nutzungsintensität der Hochstämmer.

Suter führt dies auf die Strukturen zurück, denn in Regionen mit tieferen Mostobstmengen gebe es oft keine kleine, lokale Verarbeitung mehr. «Der Transport zu grossen Mostereien führt beim Landwirt zu höheren Logistikkosten», so seine Begründung. Zudem sei oft eine starke Überalterung der Baumbestände zu beobachten. Das sei gefährlich: «Es ist wichtig, dass wir in der Schweiz die Mostobstversorgung mit inländischen Rohstoffen langfristig sichern können.» Das Mostobst stamme heute ausschliesslich aus dem Inland.

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Besser zu viel als zu wenig

Abo Obstgärten Hochstamm Suisse ist überzeugt: «Jetzt ist die Zeit, zu pflanzen» Monday, 13. March 2023 Christoph Suter nennt 80'000 Tonnen Mostobst als durchschnittlichen Schweizer Jahresbedarf. Tendenziell sei eine leichte inländische Überversorgung sinnvoller als eine ständige Unterversorgung. Müsse importiert werden, drohten Preiserosionen. Seit längerem habe die Schweiz konstante Richtpreise mit je nach Erntemengen bemessenen Ernteausgleichsbeiträgen, die dem Lieferanten abgezogen werden. Diese zweckgebundenen Mittel finanzieren den Export der Übermengen. Rekordernten strapazierten dieses System zwar, der Ernteausgleichsbetrag für Mostäpfel Suisse Garantie in den letzten 13 Jahren lag aber bei durchschnittlich unter Fr. 4.–.

Ramseier bevorzuge ganz klar Obst von Schweizer Hochstammbäumen, da diese die besten sensorischen Merkmale aufwiesen, betont Suter. Man mache zwar keine Anbauempfehlungen, unterstütze aber die Branche in Bereichen wie Baumschnitt, Sammelstellen und Forschung. Der Druck im Erfrischungsgetränke- und Saftmarkt sei aktuell sehr gross und der Platz an der Verkaufsfront stark umkämpft. Studien zeigten aber, dass sich Schweizer(innen) ausgewogen und nachhaltig ernähren möchten. «Obstsaftprodukte verfügen über die Attribute dafür, dieser Nachfrage nachzukommen», ist man bei Ramseier sicher.