«Mein Vater begann schon früh mit Birnen. Damals hiess es immer, das sei eine schwierige Sache – und ganz so einfach ist es auch heute nicht», erzählt Stefan Fankhauser, Obstbaumeister aus dem Opfershofen (Thurgau). Aber sie haben Freude an den Birnen und setzen nach und nach Birnbäume, statt weiterhin Äpfel zu remontieren.

Schnitttechnik ist entscheidend

Auf rund 12 ha gedeihen Kaiser Alexander, Conference, Celina, Williams und Red Modoc. Letztere ist eine einzigartige, dunkelrote Birne, die sie seit sieben Jahren anbauen. Schweizweit sind sie einer der wenigen Betriebe, welche diese Sorte in grossem Stil anbauen. Abnehmer ist die Tobi Seeobst AG. Erhältlich ist Red Modoc vorderhand im Lidl – und auch nur während einigen Wochen im Jahr.

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Das Feintuning mit den Birnen haben Fankhausers im Griff, auch wenn man die Natur nicht aussen vor lassen darf. «2024 hatten wir super Erträge. Dieses Jahr wird es nur die Hälfte geben», sagt Stefan Fankhauser. Drei Faktoren seien dafür verantwortlich: Grossernte 2024 und zu wenig Sonnenschein, weswegen sich auf die Saison 2025 zu wenig Blütenknospen bilden konnten. Dazu kam eine Frostnacht im April. «Im Gegensatz zu Äpfeln sind die Ernteschwankungen bei den Birnen grösser», sagt er. Das Feintuning betrifft in erster Linie die Schnitttechnik.

«Damit sorgen wir für Qualität und ausgeglichenere Ernten», sagt Stefan Fankhauser. Die spezielle Schnitttechnik, genannt Klick-Schnitt, zeigte ihnen ein belgischer Berater bei einem Weiterbildungskurs, den die Tobi Seeobst AG auf Fankhausers Betrieb durchführte. «Dabei werden die abgetragenen Äste am Stamm auf Zapfen zurückgeschnitten», erklärt er. Und weiter: «An den neu austreibenden Ästen bilden sich im ersten Jahr Endknospen, im zweiten Jahr Blütenknospen, die dann Birnen hervorbringen.» Im vierten Jahr wird dann dieser Ast auf Zapfen zurückgeschnitten.

So verjünge sich der Baum immerzu. Klein fruchtigere Sorten wie Conference und Celina werden so geschnitten. Für diesen Klick-Schnitt braucht es Fingerspitzengefühl. Da lässt Fankhauser keine Mitarbeiter ran, das machen er und sein Vater zusammen.

Nicht nur bei neuen Birnensorten und Anbautechniken sind Fankhausers Vorreiter, sondern auch bei den Äpfeln. So wachsen auf 6,6 ha neben den bekannten Apfelsorten auch Magic Star und Bloss heran. Dabei handelt es sich um robuste Clubsorten, die knackig und aromatisch nun auch den Markt erobern.

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Jedes Beeri muss perfekt sein

Stefan Fankhausers Herzensprojekt sind aber die Heidelbeeren. «Die Anlage pflanzte ich, als ich in den Betrieb einstieg», sagt der 36-Jährige. Zurzeit sind 20 Erntehelfer(innen) am Ablesen. Sie stammen aus der Slowakei und Polen. Eine Mitarbeiterin kommt aus der Ukraine. Die Verständigung ist kein Problem. Stefan Fankhauser machte in jungen Jahren ein Praktikum in der Slowakei. «Dort lernte ich gezwungenermassen die Sprache, sonst wäre ich verhungert», sagt er lachend. Polnisch hätte recht ähnliche Wörter wie Slowakisch. Im Laufe der Jahre hat er seine Sprachkenntnisse perfektioniert.

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Auch bei den Heidelbeeren braucht es Feintuning. Die beiden Sorten Duke und Draper wachsen in Töpfen mit einem pH-Wert von 5,5 und werden über eine Tröpfchenbewässerung regelmässig mit Nährstoffen versorgt. Die Bewässerung erfolgt auf dem ganzen Betrieb ressourcenschonend durch Tropfbewässerung. Das Wasser stammt von dem zum Betrieb gehörenden Speichersee, den Fankhausers 2018 anlegten. Er wird über drei Quellen gespeist und fasst 4500 Kubikmeter. Der gesamte Betrieb kann über den Speichersee bewässert werden.

Jedes Beeri muss perfekt sein. Kontinuierlich erfolgen während Vegetationsphase Wasser- und Blattanalysen. «Alle drei Wochen schicken wir Blattproben nach Holland, damit wir die Düngung optimieren können», sagt der Betriebsleiter. Das ist ein Baustein, damit Pflückleistung und Ertrag stimmen.

Betriebsspiegel: Fankhauser Obst

Stefan Fankhauser

Ort: Opfershofen TG
LN: 23 ha (ca. 3 ha Wiesland, übrige Fläche Obstbau)
Obstbau: 11,7 ha Birnen, 6,6 ha Äpfel, 1,6 ha Heidelbeeren
Pouletmast: 9600 Mastplätze

Eingespieltes Vater-Sohn-Gespann

2022 hat Stefan Fankhauser den Betrieb von seinen Eltern Claudia und Bruno Fankhauser übernommen. Bruno Fankhauser, obwohl noch lange nicht pensioniert, wollte es dem Junior ermöglichen, sich zu verwirklichen. «Vorausschauend hat mein Vater den Betrieb während der Jahre so aufgegleist, dass zwei Familien davon leben können», erzählt Stefan Fankhauser und weiter: «Er war damals noch nicht pensioniert – und ist auch jetzt noch nicht im Pensionsalter.» Seine Eltern bauten 10 km vom Hof entfernt das Elternhaus von Claudia Fankhauser in ein Zweifamilienhaus um und zogen weg vom Hof.

«Hut ab vor meinem Vater. Er akzeptierte mich von einem Tag zum anderen als Chef», fügt Stefan Fankhauser an. Die Arbeitsteilung zwischen Vater und Sohn ist geregelt: Vater Bruno ist für die Pouletmast verantwortlich, schaut, dass in der neben dem Betrieb gelegenen Deponie Kehlhof alles mit rechten Dingen zugeht, hilft beim Schnitt und bei der Ernte. Stefan Fankhauser macht den Pflanzenschutz und die Anbauplanung, ausserdem hat er die Administration, Aufzeichnungen und Personalführung unter sich.

Die grösste Herausforderung in Zukunft werde sein, für seinen Vater einen Nachfolger zu finden. «Es ist nicht so einfach, einen Mitarbeiter für diese Führungsfunktion zu finden», sagt Fankhauser. Er schaut aber positiv in die Zukunft und freut sich auf die neuen Herausforderungen, welche sich ergeben werden.