Auch die Biobranche wappnet sich momentan für die holprige Fahrt in die Zuckerrüben-Zukunft. So rief das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) am Dienstag virtuell zu einem Workshop mit dem Thema Bio-Zuckerrübenbau auf. Die Teilnehmenden blickten erwartungsvoll und zum Teil auch etwas irritiert auf ihren Bildschirm – von zu Hause aus, im improvisierten Büro.

Der Biozucker ist gefragt

Im Zentrum des Workshops standen der Ausblick und der aktuelle Stand der biologischen ­Zuckerrübenproduktion.  Auch Coop war am virtuellen Runden Tisch dabei. Der Label-Verantwortliche für Coop Naturaplan Knospe-Produkte präsentierte die Bedarfsmenge an Schweizer Knospe-Zucker, welche dieses Jahr  – auch aufgrund der Virösen Vergilbung – die Erntemenge der Zuckerrüben deutlich überstieg. «Dieses Jahr hätte Coop rund 275 Tonnen mehr Schweizer Knospe-Zucker gebraucht», erklärt Michael Scheidegger.

Coop will importierten Rohrzucker durch Schweizer Knospe-Zucker ersetzen

Durch die gesteigerte Nachfrage wurde im Jahr 2018 ein Förderprojekt lanciert. In diesem Rahmen hat die Detailhändlerin zusammen mit dem FiBL, der Schweizer Zucker AG (SZU), Bio Suisse, dem Schweizer Verband der Zuckerrübenpflanzer (SVZ) und der Schweizer Fachstelle für Zuckerrübenanbau (SFZ) das Ziel, die Bio-Zuckerrübenfläche in der Schweiz bis in das Jahr 2022 auf 200 Hektaren zu erhöhen. «Coop ist ­bestrebt, wo möglich den importierten Rohrzucker durch Schweizer Knospe-Zucker zu ersetzen», sagte Michael Scheidegger.

Bio-Anbauflächen sind gesucht

Simon Krähenbühl von der Schweizer Zucker AG bestätigte die hohe Nachfrage nach Schweizer Biozucker ebenfalls. «Anbauflächen für Schweizer Biozuckerrüben sind gesucht», lautete ein Fazit seiner Präsentation. Die Schweizer Zucker AG unterstützt Bio-Zuckerrübenproduzenten, in dem sie die Setzlinge beispielsweise erst im Herbst verrechnet. Hinzu kommt die Preisreduktion der Setzlinge. «Wir werden in Zukunft auf das Pflanzen von biologischen Zuckerrübensetzlingen setzen – die Erträge davon sind vielversprechend», so Krähenbühl.

Mit Coca Cola gegen Blattläuse

Auch ein Deutscher Bioberater war virtuell am Workshop dabei und berichtete von der Situation des Bio-Zuckerrübenanbaus im Nachbarland. Dort hat sich die Viröse Vergilbung angeblich weniger stark etabliert. Viel mehr verursachten Erdflöhe Schäden an der Kultur.  Vereinzelt gingen Betriebe mit dem Erfrischungsgetränk Coca Cola gegen die Blattläuse vor. Verdünnt mit Wasser sei Cola insofern interessant, weil es Phosphorsäure enthält, die für Blattläuse angeblich abstossend wirkt, erklärte der Bioberater. Die Wirkung  ist jedoch noch nicht genau untersucht und Cola sei auch in Deutschland kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel, betonte der Berater. 

Abflammen oder Striegeln

Schlussendlich präsentierte das FiBL Ergebnisse einer schweizweiten Umfrage von Bio-Zuckerrübenproduzenten. So habe man mit dem Striegel – gegenüber unbehandelten Parzellen – einen signifikanten Unterschied bezüglich Unkrautdichte festgestellt, hiess es. Ebenfalls zeigten FiBL-Feldversuche, dass das Abflammen oder das Blindstriegeln kurz vor dem Auflaufen die erste Keimwelle beseitigen könnte. Für einen guten Vorsprung der Zuckerrübe gegenüber Beikräutern und somit weniger Handarbeit beim Jäten empfiehlt das Forschungsinstitut:

  • Tiefe Saat von 2,5 bis 4 cm
  • Feines Saatbeet vorbereiten
  • Keimverhalten beobachten
  • Bei trockenem Boden und wenn die Keimfäden vorhanden sind: Striegeln, so aggressiv wie zulässig.

Mit Steinmehl gegen die Erdflöhe

Weitere Feldversuche zeigten, dass das Pflügen ebenfalls einen grossen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Zuckerrüben hatte. Das FiBL nahm sich auch der Problematik der Erdflöhe im Zuckerrübenbau an: Erdflöhe sind vor allem bei langen Trockenperioden problematisch. Dagegen wurde Steinmehl getestet. Dabei konnten signifikante Unterschiede zu unbehandelten Parzellen festgestellt werden. «Die Spritzung mit Steinmehl scheint etwas zu bewirken», hiess es. Allerdings sei der Nutzen noch schwer quantifizierbar. Die Kosten der Behandlung sind «sehr tief» und es seien keine negativen Effekte zu erwarten, berichtete das FiBL am Workshop. Im Jahr 2021 plant das Forschungsinstitut weiterhin die Wirkung von Blühstreifen neben Zuckerrübenfeldern zu testen. Auch werden die Effizienz und die Rentabilität von Feldrobotern sowie das Pflanzen von Zuckerrüben auf dem Forschungsprogramm stehen.

 

Bio-Anbauflächen für Zuckerrüben gesucht

Möchten Sie einer Ihrer Felder für Feldversuche zur Verfügung stellen oder Bio-Zuckerrüben anbauen? Kontaktieren Sie das FiBL oder die Schweizer Zucker AG.

tobias.gelencser(at)fibl.org