Die Familie Beat, Denise und Rahel Humbel waren Gastgeber des regionalen Erfahrungsaustauschs des Bio-Obstbauringes, der vom FiBL-Obstbauteam und von der kantonalen Fachstelle für Obst- und Biolandbau Liebegg organisiert wurde.

Schorf trotz vielen PSM-Behandlungen

Der regenreiche Frühling habe auf seinem Früchtehof Spuren hinterlassen, so Beat Humbel: «Dass ich trotz weit über 20 Pflanzenschutzbehandlungen bei meinen als schorfresistent geltenden Ariane-Äpfeln Schorfbefall habe, frustriert schon etwas und zeigt, dass Bio-Pflanzenschutzmittel bei extremen Verhältnissen an ihre Grenzen kommen», erklärte der Aargauer Obstbauer in seiner Anlage. Die Schorfinfektionen führten neben dem geschätzten Ernteausfall von rund 20 Prozent nun zu einem grossen Zusatzaufwand während des Pflückens, wo jeder Apfel kontrolliert werden muss.

Betriebsspiegel
Betriebsleiter: Beat Humbel
Standort: Stetten AG, 400 m ü. M.
Fläche: 14 ha, davon 8,5 ha Ackerbau und 4,5 ha Früchtekulturen
Vermarktung: Brennobst an Humbel Spezialitätenbrennerei, Tafeläpfel an Vogt Obstbau AG, Vermarktung an Marktfahrer und Direktverkauf
Arbeitskräfte: Betriebsleiter Denise und Beat Humbel, Tochter Rahel im Praktikum, externe Erntehelfer

Zuflug des Apfelwicklers von Hochstammbäumen

Neben dem Schorf bezeichnete Beat Humbel auch den Apfelwickler als grosse Herausforderung in der Bio-Apfelproduktion. Neben der Verwirrungstechnik mittels Pheromondispenser machte er heuer auch sechs Behandlungen mit dem Apfelwickler-Granulosevirus. Hauptgrund des hohen Apfelwicklerdruckes sei sicher der Zuflug von den Hochstammbäumen in der Umgebung. Aufwendig und fordernd könne auch die Handausdünnung in der 20 Aren grossen Ariane-Anlage sein: «Es waren auch schon sechs Personen während rund zwei Tagen in der Anlage, um den Behang optimal zu regulieren», so Biobauer Humbel. Dieses Jahr sei der Aufwand fürs Ausdünnen bedeutend tiefer gewesen.

Erntemenge unter Erwartung

Auch in der 50 Aren grossen Williamsbirnen-Anlage war übermässiger Fruchtbehang dieses Jahr kein Thema. «Diese haben im Frühjahr schneeweiss geblüht, das regnerische Wetter führte aber zu einer schwachen Bestäubung. Ich rechne mit nur der Hälfte der erhofften Menge von 45 Tonnen pro Hektare.» Die Ernte in der 50 Aren grossen Gravensteiner-Apfelanlage habe bereits begonnen. «Auch da liegt die Menge unter den Erwartungen.» Die Williamsbirnen und die Gravensteiner gehen je hälftig in den Tafelobst- und Brennereikanal. Beat Humbel arbeitet eng mit seinem Cousin Lorenz Humbel von der gleichnamigen Spezialitätenbrennerei zusammen, der bedeutendsten Biobrennerei der Schweiz. Der Preis für das Biobrennobst sei attraktiv und liege je nach Kultur zwischen der Hälfte und zwei Drittel des Bio-Tafelobstpreises. «Die Qualität des Brennobstes ist aber auch sehr hoch, nur ausgereifte Früchte direkt ab Baum werden verarbeitet.»

Vor 30 Jahren hat Beat Humbel den heute 14 Hektaren grossen Hof in Stetten übernommen. Damals standen rund 120 Hochstammbäume auf dem Betrieb. Heute zeichnet sich der Biobetrieb durch eine enorme Früchtevielfalt aus. Neben Äpfeln und Birnen pflegt die Familie Humbel auch 50 Aren Holunder, 100 Aren Reben, eine grosse Löhrpflaumen-Anlage plus Mirabellen- und Quittenbäume. Dazu betreiben sie auf 8,5 Hektaren Ackerbau. «Im Gegensatz zu den Äpfeln bin ich mit den Bio-Ackerbaukulturen heuer sehr zufrieden, dieser Anbau funktioniert mit den Bio-Richtlinien bestens», so Humbel.

Heuer eine kleinere Ernte
Christian Vogt, Produzent und Mitglied der Fachgruppe Obst von Bio Suisse, informierte über die aktuellen Mengen- und Marktverhältnisse. Der Bio-Apfelkonsum stieg im vergangenen Jahr erneut. Dank sehr guten Frühjahrsmonaten konnten die rekordhohen Lagerbestände bei den Bioäpfeln aber gut vermarktet werden.

Schorf und Hagel
Die Ernteschätzungen bei den Frühsorten-Äpfeln würden heuer auf eine deutlich kleinere Ernte hinweisen. Aber auch bei der gesamten Ernte werde von bedeutend weniger Äpfeln ausgegangen. Erstens würden die verbreiteten Schorfinfektionen zu Verlusten führen und zweitens habe der starke Hagelschlag vom 24. Juli im Wallis enorme Schäden verursacht. Je nach Gebiet gehe man von 50 Prozent Verlusten bis zu Totalschäden aus. Da rund ein Drittel des Schweizer Bio-Obstes aus dem Wallis komme, habe dies grosse Auswirkungen auf die Marktverhältnisse.

Hohe Produktionskosten
Die aktuelle Marktsituation hätte eine deutliche Preisanpassung zugelassen, leider habe man in den Verhandlungen bei den Früh­äpfeln bisher nur einen Aufschlag von 10 Rappen auf Fr. 2.50 pro Kilogramm durchbringen können.

«Unsere Produktionskosten sind aber innerhalb von einem Jahr pro Kilogramm um 40 Rappen gestiegen», betonte Christian Vogt. Insbesondere die Kosten für Löhne, Pflanzenschutzmittel und die Maschinen seien deutlich höher als im Vorjahr.