Ernteausfälle drohen Die Trockenheit setzt den Gemüsebauern langsam zu Friday, 22. July 2022 Die Temperaturen sind angenehm kühl an diesem Morgen Ende Juli. In der Nacht hat es vielerorts geregnet, so auch im thurgauischen Bürglen. «Grosse Entlastung bringen die drei Millimeter Niederschlag nicht, das erspart uns vielleicht einen halben Tag bewässern», sagt Sepp Egger, Geschäftsführer der Egger Gemüsebau AG. Der Betrieb gehört zu den zehn grössten Gemüsebaubetrieben im Kanton Thurgau. 

Eingerichtet wird anfangs Vegetationsperiode

Mit der momentanen Trockenheit und dem vom Kanton erlassenen Wasserentnahmeverbot aus Oberflächengewässern – ausgenommen sind Bodensee, Hüttwilersee, Rhein sowie das Grund- und Quellwasser – kommt der Betrieb einigermassen zurecht. «Wir haben die Lehren aus dem Hitzesommer 2018 gezogen und in entsprechende Technik investiert», sagt Sepp Egger. Es wurden zusätzlich zur bereits vorhandenen Infrastruktur vier Kilometer Transportleitungen und drei weitere Rollomaten gekauft. Auch Grundwasserbohrungen wurden gemacht, leider erfolglos, ein Bewässerungsweiher ist in Planung. Egger schätzt die Investitionskosten der letzten vier Jahren auf 200'000 Franken.

Die Gemüsekulturen werden mit Rollomaten und Bewässerungsstativen bewässert. Weil die Felder teilweise sehr weit auseinanderliegen, wird die Infrastruktur inklusive Schlauchübergänge über die Strassen anfangs der Vegetationsperiode eingerichtet. Die Bewässerung wird durch Sohn Marco koordiniert. Auf dem Betrieb sind alleine sechs Personen nur für die Bewässerung zuständig.

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Die Bewässerungskosten zu beziffern, sei schwierig, sagt Sepp Egger. «Die Bewässerungskosten sind auf jeden Fall bezahlt.» Je nach Parzelle wird das Wasser aus Oberflächengewässern oder Grundwasser gepumpt, dafür hat der Betrieb Konzessionen. Wird Wasser aus dem öffentlichen Netz bezogen, liegen die Kosten zwischen Fr. 1.50 und Fr. 2.– pro Kubik. «Die Kosten für das Wasser aus Konzessionen sind im Verhältnis dazu verschwindend klein.»

Eine andere Ausgangslage als 2018

Sepp Egger sagt, die jetzige Trockenperiode sei nicht vergleichbar mit jener von 2018. «Damals war es schon im Juni sehr trocken und auch die Kartoffeln mussten bewässert werden, was jetzt nicht der Fall ist.» Die Ausgangslage sei heute eine andere, weil die Pflanzbedingungen im Frühling optimal waren und das Wachstum der Kulturen weit fortgeschritten war, als die Trockenheit einsetzte.

Auch seien die Betriebe heute besser auf die Trockenheit vorbereitet und die Gemeinden sensibilisiert auf das Thema, stellt Egger fest. In Bürglen und in den umliegenden Gemeinden haben sich Bauern im Frühjahr 2021 zu einer IG Bewässerungsnetz zusammengeschlossen, um die Interessen zu koordinieren. «So können wir die Gemeinden beraten, ihnen unsere Anliegen mitteilen und gemeinsame Lösungen erarbeiten», sagt Egger. 

Egger Gemüsebau AG
Die Egger Gemüsebau AG aus Bürglen baut auf 200 ha verschiedene Gemüsekulturen an. Dabei arbeitet das Unternehmen mit rund 20 Bauern aus den umliegenden Gemeinden zusammen. «Wir haben Produzenten, die den ganzen Anbau selbst machen, bei anderen übernehmen wir spezifische Arbeiten wie Setzen und Ernten», erklärt Inhaber Sepp Egger. Der Grossteil der Flächen ist von der Egger Gemüsebau AG gepachtet und wird durch sie bewirtschaftet. Das Gemüse wird an Grosshändler und Gastrobetriebe geliefert und im Hofladen verkauft. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen im Sommer 120 Mit­ar­bei­ter(innen). 

Es gibt noch viel zu tun

Seiner Ansicht nach sind die Thurgauer Gemüseproduzenten vorbereitet auf zukünftige längere Trockenperioden. Handlungsbedarf sieht Sepp Egger trotzdem.

«Es sind Anstrengungen für mehr Grundwasserbohrungen, Leitungsnetze und Speicherweiher nötig, damit die Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen auch in Zukunft möglich ist.»

Sepp Egger zu den nötigen Investitionen für die Bewässerung

Es brauche die Zusammenarbeit aller involvierter Stellen: Landwirtschaft, Gemeinden, Kanton und Bevölkerung. «Über die Bewässerung müssen wir jetzt reden und nicht erst, wenn die nächste grosse Trockenheit bevorsteht», hebt Egger hervor.

Abo Mais hat gerne heisse Temperaturen und stellt eigentlich geringe Wasseransprüche. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Die Blätter rollen sich ein und darben. Das wird den Ertrag schmälern. Trockenheit Kein Regen in Sicht: Die Ostschweiz im Hitzestress Sunday, 24. July 2022 Gleichzeitig warnt er vor Panikmache. «Jeder Betrieb soll sorgfältig durchrechnen, was nötig und möglich ist.» Die Voraussetzungen und Strukturen müssten jetzt geschaffen werden, damit die Landwirtschaft vorbereitet sei, betont Egger. «Das Wassermanagement muss in den nächsten 10 bis 20 Jahren so gut werden, dass ein Betrieb auch eine längere Trockenperiode überbrücken kann.» Nur dann schaffe es der Thurgau, auch in 20 Jahren noch, so ein bedeutender Agrarkanton wie heute zu sein.