«Hallo Peter, ich habe 37 Rapserdflöhe gefangen, der Schädlingsdruck ist hoch. Komm und schau in das Feld, ob eine Spritzung nötig ist». So oder ähnlich könnte der Warnhinweis einer intelligenten Gelbfangschale, einer sogenannten «Smart Trap» klingen.

Überwachen, erkennen und melden

Immer mehr Landwirte setzen diese «smarten» Schalen auf ihren Feldern ein. Diese funktionieren zuerst wie herkömmliche Gelbfangschalen, sind also mit Wasser und einem Netzmittel gefüllt. Die Insekten werden durch die gelbe Farbe angelockt und ertrinken in der Schale. Der Landwirt kann von Auge sehen, wie hoch der Schädlingsdruck ist.

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Die smarten Schalen sind zusätzlich noch mit einem Fotosensor und einem Mobilfunk-Modul ausgestattet, diese fotografieren die Insekten in der Schale und senden die Daten an eine App weiter, die der Landwirt auf seinem Handy installiert hat. Hier wertet eine spezialisierte Software die Daten aus, sie erkennt die gängigsten Rapsschädlinge und informiert den Landwirten, was die Schale gefangen hat.

[IMG 3] Simon Binder, Mitarbeiter der Fachstelle Pflanzenschutz vom landwirtschaftlichen Kompetenzzentrum des Kantons Zürich Strickhof und Landwirt, hat in der vergangenen Rapssaison die intelligenten Gelbfangschalen «Magic Trap» von der Firma Bayer eingesetzt. Die BauernZeitung hat mit ihm über den Einsatz und die gemachten Erfahrungen gesprochen:

Herr Binder, worin unterscheiden sich die «smarten» von den herkömmlichen Gelbfangschalen?

Simon Binder: Die smarten Fallen sind zuerst gleich aufgebaut wie eine herkömmliche Gelbfangschale. Zusätzlich verfügen sie, wie bereits erwähnt, über ein «smartes» Modul. Darin sind eine Kamera, eine E-Simkarte und ein Akku verbaut. Letzterer wird via integrierter Solarpanels mit Strom versorgt. In der Praxis hat das sehr gut funktioniert, ich hatte überall gut Empfang und der Akku war nie unter 90 %.

Wie funktioniert die Falle?

Die Kamera macht täglich zweimal ein Foto der Falle und schickt diese an das Handy des Benutzers, hier wird das Bild mit der Hilfe einer künstlichen Intelligenz (KI) ausgewertet. Die KI erkennt drei Hauptschädlinge des Raps, nämlich den Erdfloh, den Stängelrüssler und den Glanzkäfer. Den Rest zählt das Programm als «Beifang».

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Was zeichnet sie sonst resp. ihren Einsatz aus?

Die Schale verfügt über ein zusätzliches Wasserreservoir, trocknet also gerade an sonnigen Herbsttagen weniger schnell aus. Durch das intelligente Modul ist sie auch schwerer – sie muss aus diesen beiden Gründen wirklich eben aufgestellt werden, auch damit die Kamera mit der gewählten Brennweite die Schale gut erfassen kann. Der wesentliche Punkt bei dieser Falle ist aber, dass ich als Landwirt regelmässig zweimal am Tag einen Hinweis auf mein Handy bekomme, wie der Schädlingsdruck auf meinem Acker ist.

Was sind die Erfahrungen mit der smarten Falle?

Ich habe gute Erfahrungen gesammelt. Zum Beispiel hat die Überwachung beim Zuflug des Stängelrüsslers sehr gut funktioniert. Das passierte alles an einem Nachmittag. Wenn ich das nun mit einer herkömmlichen Falle vergleiche, wo ich einmal in der Woche nachschauen gehe, weiss ich dort einfach nur, in welcher Woche der Zuflug stattfand. Mit der smarten Falle kenne ich den Haupteinflug auf den Tag genau und kann dann der Pyrethroideinsatz exakt terminieren. Das ist gerade beim Stängelrüssler entscheidend, denn hier sind es die ersten Einstiche, die dem Raps besonders weh tun.

Wie schaut es mit anderen Schädlingen aus?

Beim Rapserdfloh ist die Falle auch ein guter Indikator zum Vorhandensein der Schädlinge. Allerdings sollte ich hier als Landwirt immer noch über das Feld gehen und schauen, wie viele Pflanzen effektiv Frass- und Schabstellen aufweisen. Grundsätzlich empfehlen wir das bei allen Schädlingen, denn nicht immer korreliert der Einflug mit den Frassschäden und Eiablagen.

Wie sieht es preislich aus?

Die herkömmliche Gelbschale bekommt man für rund 12 Franken, eine «smarte» Falle hingegen kostet 75 Euro, zusätzlich muss noch ein jährliches Abo gelöst werden. Dieses kostet für zwei Fallen 49 Euro pro Jahr, für 10 Fallen zahlt man 149 Euro. Ich rede bewusst von Euro, weil man die Falle in Deutschland oder Österreich bestellen und abholen muss. Die Fallen werden zurzeit noch nicht in die Schweiz geliefert, sie funktionieren aber auch hier tadellos.

Wie haben Sie das gelöst?

Wir hatten den Vorteil, dass wir jemanden im Team kannten, der Verwandte in Deutschland hat. Sonst gibt es auch zahlreiche Paketabholdienste in Grenznähe.

Wie setzen Sie die Fallen ein?

Wir setzen die Fallen im Rahmen unseres Ressourcenprojekts «Pflopf» (Pflanzenschutzoptimierung mit Precision Farming) ein. Hier habe ich zehn Fallen bei Projektbetrieben im Kanton Zürich aufgestellt und so ein Fallennetz aufgebaut. Via Newsletter informieren wir in unserem wöchentlichen Newsletter über den Schädlingsdruck. Somit sind unsere Landwirte und wir als Fachstelle bestens informiert, was auf den Feldern los ist. Die Fallen sind für unsere Beratung also eine willkommene Unterstützung.

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Wo sehen Sie das Einsatzgebiet der smarten Fallen?

Ich sehe ein mögliches Einsatzgebiet bei den Lohnunternehmern. Ein Lohnspritzer kauft sich zum Beispiel zehn Fallen und verteilt diese auf seine Kunden. Der Lohnunternehmer hat so eine bessere Übersicht und per Freigabe an die Bewirtschafter erhalten diese ebenfalls Zugriff auf die Fallendaten. Der Kunde profitiert von zusätzlicher Transparenz und als Dienstleister kann ich die benötigten Pflanzenschutzmittel gezielter einsetzen.

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