«Bei Sorghum sind Schäden durch Maiswurzelbohrer und Maiszünsler kaum ein Thema», stellte Ueli Schild letzte Woche an einem Flurgang auf der Swiss Future Farm (SFF) in Tänikon TG fest. Auch Frassschäden durch Krähen und Wildschweine blieben weitgehend aus.

Auch für trockene Jahre

Der Betriebsleiter nannte weitere Gründe dafür, weshalb sich die aus Afrika stammende Kulturpflanze (siehe Kasten) in Zukunft als Alternative zum Mais eignen könnte: «Sorghum gilt als besonders hitze- und trockenheitstolerant», erklärte Schild. «Selbst in trockenen Jahren sind stabile Erträge zu erwarten.» Wie auch Mais ist Sorghum eine sogenannte C4-Pflanze: Solche Gewächse können Wasser und CO2 besonders wirksam nutzen und zudem in kurzer Zeit Biomasse aufbauen. Entsprechend gut sind sie an trockene Standorte angepasst.

In der Schweiz jedoch hat sich Sorghum im Ackerbau noch nicht etabliert. 2021 betrug die Fläche 299 Hektaren. Dass erst wenige Erfahrungen vorliegen, motivierte die SFF, einen Tastversuch zu lancieren, um mehr über den Anbau der Hirsegattung und deren Eignung als Futterpflanze in Erfahrung zu bringen. Diesen Frühling hat sie vier Sorten angepflanzt:

  • Arigato: mittelhochwachsend, gute Standfestigkeit, 25 Pflanzen/m2, für Silage.
  • Kallisto: hochwachsend, relativ standfest, 20 Pflanzen/m2, für Silage.
  • Willy: geringe Höhe, 30 Pflanzen/m2, Körner zum Dreschen.
  • Quartett: 50 kg/ha, Rispenhirse zum Dreschen, für die menschliche Ernährung.

Die Vielfalt ausloten

Auf der rund 2.7 ha grossen Versuchsfläche war letztes Jahr Winterraps und als Zwischenfrucht Kunstwiese (Englisches Raygras und Rotklee) angesät worden. Auf die beiden Schnitte im Frühling folgte je eine Düngergabe mit 30 m3/ha Gülle. Der Boden wurde am 13. Juni mit einer Bodenfräse flach abgeschält und tags darauf streifenweise im Strip-Till-Verfahren gelockert. Am 17. Juni erfolgte die Einzelkornsaat, bei der Rispenhirse kam das Drillsaat-Verfahren zum Einsatz. Zur Herausforderung wurde die Unkrautregulierung, das gefräste Material blieb verfahrensbedingt an der Oberfläche: «Es verstopfte Hacke und Striegel», erzählte Schild. Bei einem breiteren Reihenabstand (50 cm) hätte es vielleicht besser funktioniert, vermutet er. Zur Düngung kam Harnstoff (150 kg/ha) zum Einsatz. Die Rispenhirse dagegen kam ohne aus.

«Wir sind nicht die ersten hierzulande, die Versuche mit Sorghum machen», betonte Schild. Doch sei es wichtig, die Vielfalt der Sorten auszuloten, um mehr an Erfahrung zu gewinnen. Für einen Versuch als Viehfutter interessant seien vor allem BMR-Sorten wie Arigato. Diese weisen einen niedrigen Lignin-Gehalt auf, was der Verdaulichkeit entgegenkommt. Zudem eignen sich laut Schild für die Silage besonders jene Sorten, die mehrmals im Jahr geschnitten werden können. Diese haben ausserdem höhere Gehalte an Protein- und Netto-Energie (NEL), was in der Milchviehfütterung eine bedeutende Rolle spielt. Die Körnerhirse-Sorte Willy hingegen wird gedroschen und soll als Kraftfutter für Rindvieh- und Schweinefütterung zum Einsatz kommen.

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Noch viele Fragen offen

Bekannt ist, dass Sorghum über einen TS-Gehalt von etwa 26-30 % aufweist. Silomais dagegen kommt auf Werte von 35-37 %. Sorghum erzielt zudem tendenziell einen um ca. 25 % tieferen NEL als Maissilage. Auch was die Verdaulichkeit der Faser anbelangt, schneidet Sorghum im Vergleich zu Mais schlechter ab: Ihr NDF (Anteil Neutral-Detergenzien-Faser) liegt zwischen 40 und 70 % und ist somit rund 25 % höher als Mais. «Sorghum eignet sich daher wohl nicht als Eins-zu-Eins-Ersatz für Maissilage», räumte Schild ein. Am ehesten sehe er die Hirse in der Galtviehfütterung.

Das Sorghum in Tänikon ist frühestens Ende September erntereif. Dann zeigt sich, wie es um den Feuchtertrag und die Trockensubstanz der vier Sorten steht. «Auch sind wir gespannt, wie es mit der Silierbarkeit aussieht», sagte Ueli Schild. «Derzeit sind noch viele Fragen offen.» Als positiv wertet er, dass Sorghum spät gesät wird und daher auch als Zweitkultur noch infrage kommt. Auch sei es möglich, mit Körnerhirse eine getreidelastige Fruchtfolge aufzubrechen. Für den Betriebsleiter ist es noch zu früh für einen Ausblick. Er könne sich jedoch vorstellen, im nächsten Jahr weitere Sorten zu testen. Im Gespräch ist auch eine Mischkultur mit Silomais. «Mit Sorghum sind viele Möglichkeiten denkbar», sagte Schild.

Steckbrief Sorghum

Sorghum ist eine grosskörnige Hirse, die zur Familie der Süssgräser gehört. Ursprünglich stammt sie aus Ostafrika, wo sie das bedeutendste Grundnahrungsmittel ist. Sorghum wird heute weltweit angebaut und ist die fünftwichtigste Ackerbaukultur. Mancherorts wird aus Sorghum auch Bier gebraut oder, wie in China, auch Schnaps gebrannt. Zudem ist es im Futteranbau bekannt, wo sie vorwiegend als Ganzpflanzensilage zur Verwendung kommt. Auch wird die Pflanze in einigen Ländern als Energielieferant genutzt, indem aus dem Zucker Ethanol hergestellt wird.

Sorghum als Lebensmittel kann in Form von Körnern (z. B. als Couscous, Risotto) verwendet werden oder als Mehl (z. B. Fladenbrot). Es enthält verschiedene Vitamine und Mineralstoffe, wobei besonders die hohen Gehalte an Magnesium und Eisen zu nennen sind, und gilt als gesundes Getreide. Zudem sind die Körner frei von Gluten und eignen sich daher auch für Menschen mit Zöliakie.