«Die offenen Bio-Ackerbauflächen nehmen jährlich um 2000 Hektaren zu», sagt Fatos Brunner von Bio Suisse erfreut. Sie stellte an der FiBL-Bioackerbautagung am Liebegg, Gränichen AG vergangenen Donnerstag den aktuellen Markt für Bio-Ackerkulturen vor. Brunner schätzt, dass 2020 die offene Bioackerfläche auf 25’922 Hektaren (ohne Kunstwiese) ansteigen wird – vorausgesetzt ist das durchschnittliche Wachstum von 10% der letzten drei Jahre. Vor allem der Bio-Brotgetreidemarkt zeige einen starken Zuwachs. Doch nicht alle Kulturen könnten abgesetzt werden.
6000 Tonnen mehr Brotgetreide
«2019 wurden 26’341 Tonnen Brotgetreide geerntet. Das sind knapp 6000 Tonnen mehr als im Vorjahr (+28%)», sagt Fatos Brunner. Vor allem habe die Produktion von Mahlweizen um 31% zugelegt. Das sei erfreulich, denn der Absatz für Weizen ist vorhanden. Bedenklich sei die Menge von Roggen (+35%), die sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt hat, sagt Andreas Rohner, Leiter des Ressort Bio-Rohprodukte bei der Fenaco. «Weil kein grosser Mehrbedarf dafür vorhanden ist, ist der Absatz von Roggen eher schwierig. Ein Überangebot würde den Markt belasten.»
Die definitiven Inlandanteile für 2019/20 für Brotgetreide betragen beim Weizen 65%, 77% beim Roggen und 75% beim Dinkel.
1000 Hektaren Futtersoja gesucht
Auch beim Futtergetreide nimmt die Inlandproduktion jährlich zu. 2019 betrug die Produktion von Futtergetreide 33’293 Tonnen (inkl. Mischsaaten und Auswuchsgetreide). Das sind 18% Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Das grösste Wachstum ist bei Soja (2019: 445 Tonnen, +272%) und Körnermais zu verzeichnen. «2019 wurden rund 15'000 Tonnen Körnermais produziert, knapp 55% mehr im Vergleich zum Vorjahr. Hier wäre die eingeschränkte Vermarktung zu diskutieren», sagt Fatos Brunner. Sie rät deshalb, den Anbau von Körnermais zu reduzieren und auf Soja umzustellen. Denn der Bedarf für inländische Sojabohnen wird noch stark zunehmen, wie Andreas Rohner informiert. Für die Ernte 2021 werden mindestens 1000 Hektaren Bio-Futtersoja gesucht.
Der zweite provisorische Inlandanteil für Futtergetreide beträgt 81%. Nach der Erhebung der Mischfuttermengen Ende Februar wird dieser verifiziert und als definitiver Inlandanteil kommuniziert.
Bio Suisse hat zusammen mit der Branche im vergangenen Jahr für Gerste, Hafer, Triticale und Futterroggen die eingeschränkte Vermarktung des Import-Futtergetreides sowie der inländischen Umstellware (U1/U2) eingeführt, um eine Überproduktion zu verhindern. Aktuell ist nur noch Import-Triticale und Import-Futterroggen eingeschränkt. Für Gerste und Hafer musste der Import aufgrund des Bedarfs freigegeben werden, auch für die Schweizer Umstellware (Gerste, Hafer, Triticale und Futterroggen).
Raps und Zuckerrüben weiterhin sehr gefragt
Der Ölsaatenmarkt mit einer Gesamtmenge von knapp 1000 Tonnen ist eher klein. «Der Absatz von Raps hat sich zwar verdoppelt, aber das Anbauinteresse ist stark gesunken. Das, weil die Ernte 2019 miserabel ausfiel», weiss Andreas Rohner. Das Absatzpotenzial sei aber nach wie vor vorhanden. Die Mengen von Speisesoja sind tendenziell zunehmend (2019: 667 Tonnen, +72%). Die Sonnenblumenmengen stagnieren (2019: 328 Tonne, –3%).
Erfreulich ist die Entwicklung bei den Bio-Zuckerrüben. «Wir wollen bis 2023 die Zuckerrübenflächen auf 200 Hektaren ausdehnen. Aktuell liegen wir bei 116 Hektaren mit 4611 Tonnen verarbeiteten Zuckerrüben. Das ist ein Wachstum von 70% im Vergleich zum Vorjahr!», betont Fatos Brunner.
Aufgrund der Mengensteigerung konnten die Bio-Zuckerrüben das erste Mal separat in der Zuckerfabrik Frauenfeld verarbeitet werden und nicht wie in den Vorjahren zusammen mit dem Süddeutschen Bio-Zuckerrüben. Die Schweizer Zucker AG suche aber weiterhin nach Produzenten, um das Flächenziel für 2023 zu erreichen.
Neue Futterregelung
Ab 2022 dürfen Wiederkäuer auf Knospe-Betrieben nur noch mit Schweizer Knospe-Futter und maximal 5% Kraftfutter gefüttert werden. Ab diesem Jahr bereits gilt: 90% des Raufutters müssen aus der Schweiz stammen. Diese Übergangsfrist soll den Betrieben Zeit geben, die Anpassungen schrittweise zu erreichen und Kontakte im Inland zu suchen, um von Schweizer Knospe-Betrieben Futter zu beziehen, so Bio Suisse. Ein Vertragsanbau über die Biobörse wird für diejenigen empfohlen, die nicht genug Raufutter anbauen können oder die ihr Raufutter loswerden möchten. Die Preise für Raufutter müssten noch ermittelt werden. Zukünftig sollen verbindliche Abnahmeverträge für Raufutter gefördert werden.
Rund 1100 Hektaren Ackerfutterfläche werden benötigt, um den aktuellen Import von mehr als 11'000 Tonnen Raufutter (v. a. Luzerne) ersetzen zu können, so eine FiBL-Studie. 2018 wurden rund 35'000 Hektaren Bio-Ackerfläche bewirtschaftet, davon rund die Hälfte als Kunstwiese. Die Autoren sind deshalb zuversichtlich, dass die importierte Raufuttermenge in der Schweiz produziert werden kann.