Abo Thomas Wiedmer und sein Mitarbeiter Lurintg Bardill in ihrem Bohnenfeld. Der Bestand hat sich gut entwickelt. Praxisaustausch Die Auskernbohne «Black Turtle» gedeiht gut in Hettiswil Tuesday, 15. August 2023 Auf einer kleinen Fläche bei der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) stehen zwar nur wenige Pflanzen, es sind aber 80 verschiedene Kichererbsensorten, die gleiche Anzahl Sorten von Augen- und 40 Auskernbohnen. «Körnerleguminosen sind faszinierend und machen Spass – leider hören wir aber auch oft von Enttäuschungen bei ersten Anbauversuchen damit», erzählte Sebastian Kussmann von der Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) an einem Praxisaustausch in Zollikofen BE. Er riet daher, wirklich klein anzufangen, mit einigen Sorten auf wenigen Quadratmetern – ähnlich, wie es an der HAFL gemacht wird. Die GZPK arbeitet in diesem Prozess gern mit Höfen zusammen. So lasse sich feststellen, was zum Standort passen könnte, ohne dass grössere Verluste drohen.

Zweistufig dreschen

Der Anbau von Körnerleguminosen ist in weiten Teilen noch experimentell, doch gibt es bereits eine gewisse einheimische Produktion. «Wenn auch im kleinen Rahmen, Auskernbohnen haben sich hierzulande langsam etabliert», hielt Melanie Rediger von Biofarm fest. Einige Herausforderungen gebe es allerdings noch zu bewältigen. Dazu werden beispielsweise verschiedene Druschverfahren ausprobiert. Biofarm arbeitet neuerdings auch mit einem zweistufigen Verfahren, bei dem die Bohnenpflanzen erst ausgerissen und dann am Schwad getrocknet werden. Danach kommt ein gezogener Bohnendrescher zum Einsatz. «Das Feld muss sehr unkrautfrei und das Wetter trocken genug sein», erläuterte Rediger die Schwierigkeiten. Weiter brauche es frühreife Sorten, dafür punktet das zweistufige Verfahren mit wenig Feldverlusten und Bohnenbruch. Dieses Jahr sind weitere Durchgänge mit der türkischen Maschine geplant.

In den Tropen werden Augenbohnen angebaut, die ihren Namen vom je nach Sorte unterschiedlich gefärbten Punkt am Nabel ihrer Samen haben. «Wir testen, ob sie hier überhaupt wachsen», sagte Sebastian Kussmann. Augenbohnen gelten als trockenheitstoleranter als Auskernbohnen. In Afrika isst man die Blätter wie Spinat und das Laub wird laut dem deutschen Lebensmittellexikon sowohl frisch als auch getrocknet verfüttert. Die Qualität entspreche jener von Luzerne. «Erste Versuche an verschiedenen Standorten haben gezeigt, dass nur wenige Sorten mit unseren Bedingungen zurechtkommen. Die müssen wir finden und weiter testen», hielt Kussmann fest.

«Es geht auch um die Bekanntheit.»

Melanie Rediger, Biofarm, über schwarze Kichererbsen, die noch weniger gefragt sind.

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Keine Probleme mit Flecken

Der kleine Sortengarten der HAFL zeigt neben Unterschieden im Wuchs der Kichererbsen auch deren farbliche Diversität: Neben solchen mit gelben Samen gibt es sie in Rottönen und Schwarz. Letztere haben den Vorteil, dass sie bei der Ernte nicht durch Schwarzen Nachtschatten im Feld verfärbt werden. Gelbe Kichererbsen mit schwarzen Flecken sind höchstens in verarbeiteter Form vermarktbar. Geschmacklich sei die Frage Gelb oder Schwarz bei Kichererbsen eine Gewohnheitsfrage, meinte Sebastian Kussmann. «Es geht auch um die Bekanntheit», ergänzte Melanie Rediger. Biofarm habe zwar auch schwarze Kichererbsen im Angebot, die gelben verkauften sich aber bisher noch besser.

Kichererbsen im Winter

Stefan Graf von der HAFL hat zweimal den Winteranbau von Kichererbsen getestet. Die Kultur sei gar nicht so kälteempfindlich, wie häufig behauptet werde. «Die Kichererbsen wachsen im Herbst, wenn genügend Wasser da ist», erklärte er die Idee, die vor allem im mediterranen Raum mit ausgeprägter Sommerhitze umgesetzt wird. An der HAFL wurde im Oktober gesät und im Juli geerntet, in beiden Jahren überlebte aber nur ein Teil der Wintersaat. «Für die Schweiz brauchen wir noch andere Sorten», schlussfolgerte Graf. Es gebe fast keine Wintersorten und diese seien sehr fusarienanfällig, ergänzte Sebastian Kussmann.[IMG 3]

Besser früher ernten

FiBL-Merkblatt Alkaloid-Gehalt bestimmen: So klären Sie ab, ob die Lupinen geniessbar sind Tuesday, 8. August 2023 Die Erfahrungen von Biofarm mit Kichererbsen zeigen zwei weitere Herausforderungen: Reife Samen können nach einem Regenschauer zu keimen und eigentlich dürre Pflanzen wieder auszutreiben beginnen. «Es gilt, besser einen Niederschlag früher als einen später zu ernten», riet daher Melanie Rediger. Je nach Jahr sei ausserdem der Druck der Baumwoll-Kapseleule hoch gewesen. Die Raupe frisst Löcher in die Kichererbsen und wandert von Pflanze zu Pflanze, «da kann ein ganzes 2-ha-Feld quasi verschwinden», so Rediger. Im Bioanbau gebe es bisher keine Lösung zur Bekämpfung dieses Schädlings, Pheromonfallen helfen nur begrenzt. «In Indien nutzt man Mischkulturen mit Koriander», bemerkte Stefan Graf. In Mischkulturen könnte demnach ein Teil der Lösung liegen, was allerdings noch auszuprobieren wäre.

Wässern wäre bei Lupinen eine Lösung
Bei Lupinen machen insbesondere die Anfälligkeit auf Anthraknose und der Alkaloidgehalt zu schaffen. Tiefere Alkaloidgehalte bei schmalblättrigen Lupinen gehen leider oft mit einem geringeren Ertrag einher. Ausserdem reagieren Lupinen empfindlich auf hohe pH-Werte. Aktuell empfohlen wird die Sorte Frieda, eine breitblättrige Lupine mit grossen Hülsen, die etwa Mitte August geerntet werden können. Schmalblättrige Lupinensorten bringen weniger Ertrag, sind dafür aber früher reif und es hat Sorten mit verlässlich tiefen Alkaloidwerten. In den letzten Jahren schwankte der Gehalt der Bitterstoffe aber generell bei breitblättrigen Lupinen und immer wieder mussten Posten mit guten Erntemengen deklassiert werden.
Dabei gäbe es die Möglichkeit, die Alkaloide auszuwaschen. Dabei handelt es sich um die traditionelle Zubereitungsartaus dem Mediteranen Raum. Nach zwei Tagen im Wasser sind die Lupinen geniessbar und werden nach dem Waschen wieder getrocknet. Diese Methode würde auch bei den hier angebauten Sorten funktionieren, von Seiten Verarbeitung fehlt aber die Bereitschaft, diesen Aufwand zu betreiben. Man hofft nach wie vor auf die Pflanzenzüchtung. Erste Zuchtlinien aus der Züchtung des FiBL in Zusammenarbeit mit der gzpk machen Hoffnung, dass geringere Alkaloidgehalte möglich sind. Die Nachfrage nach Lupinen ist da, viele junge Unternehmen stellen in der Schweiz eine Vielzahl an Produkten aus regional erzeugten Lupinen her.